Gut. Ein nebliger Morgen dämmert nicht über Europa. Weil Nebel. Sehr passend, wie ich finde.
Die USA haben sich offensichtlich entschieden, ihr ‚amerikanisches Experiment‘ nach 248 Jahren zu beenden.
Georgia und North Carolina sind kampflos gefallen.
Wie vor acht Jahren ist Pennsylvania der Schlüsselstaat für Lord Trumpatine. Continue reading →
“If we could bring God down from heaven and he’d be the vote counter, we’d win this, we’d win California, we’d win a lot of states.” – Donald Trump
“If you’re looking for my professional opinion as ship’s Counselor, he’s nuts” – Deanna Troi
– II –
Ein Moment der Veränderung
Doch wie werden diese durchaus global wichtigen Wahlen für den wichtigsten Bürojob der Welt eigentlich ausgehen?
Kassandra sagt: Ms Harris wird gewinnen. Möglicherweise sogar recht deutlich.
Mein Quantencomputer errechnet eine Wahrscheinlichkeit von 0,72 für einen Wahlsieg der Dame.
„Aber die Umfragen!111!”, rufen jetzt alle.
Kassandra sagt: Bullshit. Ihr habt mir nicht zugehört. Umfragen sind Blödsinn. Sie sind Momentaufnahmen. Oft ziemlich schlechte. Keinesfalls sind sie ein Wahlergebnis.
In den letzten Wochen ist die Anzahl der rechtslastigen, also republikanischen Umfragen wie durch Zauberhand in den Battleground States angestiegen. Oft taugt hier nicht einmal die Gruppengröße etwas. Weniger als 1.000 Befragte? Wirf’s in den Papierkorb.
Was aber passiert, wenn diese Dinge in Staaten wie Nevada oder Michigan urplötzlich Trump vorne sehen mit nullkommadrölf Punkten? Oder in Arizona mit fünf? Na ja, diese Zahlen fließen natürlich in das „national average“ der Umfragerei, das wiederum von Aggregatoren wie „538“ und anderen benutzt wird. Somit sieht es aus, als wäre diese Wahl ein unfassbar brutales, enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Ein Fotofinish. Ein Nail-Biter. Continue reading →
»Come mothers and fathers, throughout the land,
and don’t criticize what you can’t understand. Your sons and your daughters are beyond your command,
your old road is rapidly agin‘. Please get out of the new one, if you can’t lend your hand,
for the times they are a-changin’« – Bob Dylan
Es gibt immer wieder Konstanten innerhalb des Chaos, das den Untergang einer Zivilisation begleitet. Wie beispielsweise totalitäre Möchtegerns mit großer Fresse, die versprechen, uns alle vor Gefahren zu beschützen, die sich zum größten Teil ausschließlich im TakaTuka-Land im Kopf dieser Leute manifestieren.
Fortschreitender Kontaktverlust zur Realität ist nicht nur ein Teil der Symptomatik der Langen Dämmerung, sondern in unserer Kultur von vornherein mit eingebaut. Wir hören noch immer Menschen zu, die ernsthaft glauben, man könne auf einem endlichen Planeten endlos lang wachsen. So lange diese Typen nicht in einem Sanatorium landen, sondern weiterhin von irgendwelchen angeblichen Journalisten ein Mikro oder eine Kamera vorgehalten bekommen, wird sich der Untergang unserer Zivilisation in den nächsten Jahren exponentiell beschleunigen.
In den USA kann man das aktuell wieder beobachten.
Vor die Wahl gestellt, einen senilen Tattergreis mit totalitären Wichsphantasien zu wählen oder womöglich eine Schwarze, die auch noch eine Frau ist und in ganzen Sätzen reden kann, ist die Wählerschaft aktuell zu 50/50 gespalten.
Sagen die Medien. Die vor allem aus Umfragen bestehen. Ich hatte dazu schon mal was gesagt.
Das ist verständlich aus Sicht des durchschnittlichen weißen 64,3 Jahre alten Mannes, der mit Pistole an der Hüfte zum Gottesdienst geht. Ich meine, welchen Schaden haben Schwarze historisch nicht schon in den USA angerichtet!
So eine Entscheidung will also gründlich durchdacht sein.
Deswegen hört man einem Mann zu, der verbreitet, daß irgendwelche Migranten Hauskatzen grillen oder das Deutschland sich mit seiner Energiewende fast ruiniert hätte durch die viele Windkraft und jetzt ein Kohlekraftwerk pro Woche baue. Spätestens hier müßte man ja lachend die Veranstaltung verlassen.
Ich meine – Deutschland. Ein Kraftwerk pro Woche? Bis dahin ist hier nicht mal die erste Seite des Planfeststellungsbeschlusses ausgedruckt. Außer wenn Friedrich Merz endlich Kanzler von AfD-Gnaden wird, natürlich.
Dann baut der die Kraftwerke alle selbst. Mit den ganzen Leuten, denen er die 500 Öcken Bürgergeld streicht, um damit die neuen Arbeitslager zu finanzieren.
Ich befürchte sehr stark, daß die USA ab demnächst als der bestbewaffnete Faschistenstaat der Erde in die Geschichtsbücher eingehen. Denn in einem Punkt glaube ich Trump jedes Wort, sofern man seinem senilen Gestammel mal ein solches entnehmen kann: wenn er gewählt wird, wird es danach keine Wahlen mehr geben. Continue reading →
Die Salamitaktik des „Demokrat X hat gesagt…“, die seit dem unseligen Fernsehduell in der US-Politik durchgeführt wurde, ist vorbei. Der müde Joe wird nicht noch einmal Präsident der Uneinigen Staaten von Amerika sein. Kassandra sieht ein paar Problemchen.
Hätten die Demokraten Kamala Harris wirklich zur Kandidatin aufbauen wollen, hatten sie dazu 3,5 Jahre Zeit.
Noch vor zehn Tagen sagten „Stimmen aus der Politik“, das Ms. Harris ungeeignet sei. Wegen der miesen Umfragewerte. Ich verweise auf den obenstehenden untenstehenden Langtext. Diese Nummer ist Bullshit. Harris‘ Umfragewerte sind nicht schlechter als die von Biden waren. Die Schlußfolgerung lautet: die Demokraten wollten Harris gar nicht aufbauen.
Der Tattergreis Mitch McConnell, selber 82, wurde auch sofort aus seinem Wachkoma fitgespritzt und blökte bereits was davon in den Kongress, daß dieser Schritt den Wählern der Demokraten (sic!) gegenüber unfair sei. Denn die haben den Joe doch gewählt. In den Primaries!
Als hätten sich die Republikaner in den letzten 60 Jahren jemals für den Willen irgendwelcher Wähler interessiert, die nicht mindestens dreistellige Millionäre sind. Außerdem ist der Nominierungsprozess der Demokraten noch undemokratischer als derjenige der Republikaner, die gerade erst Trump zum neuen alten Führer gewählt haben. Insofern: who the fuck cares?
Kassandra ist sich sicher, daß sich Donald, dem persönlichen goldenen Schuß soeben erst entgangen, bei der nächsten Wahlkampfveranstaltung erstmals als direkten Messias und Propheten des Herrn bezeichnen wird. So’n Streifschuß richtet eben auch Schaden an in der Rübe. Wäre aber die logische Fortsetzung seines faschistischen Geschwafels vom GOP-Parteitag.
Interessanterweise hat keine der vielzitierten Geisterstimmen der letzten Tage von der demokratischen Partei gefordert, vielleicht mal den Zusatzartikel 25 anzustoßen. Weil die Demokraten kein weniger rassistischer Müllhaufen sind als die Reps auch.
Kassandra sagt: Joe Biden sollte seinem Land einen letzten Dienst erweisen und von der Präsidentschaft zurücktreten, nicht nur von der Kandidatur. Damit wäre Harris die erste Madam President der USA.
Ein demokratischer Kongressler sagte neulich erst, daß bei ihrer Kampagne alles darauf zugeschnitten sei, daß Joe Biden Trump schlagen könne. Die Gegenseite wird dabei oft vergessen.
Denn bei Trump war auch alles darauf ausgelegt, daß Joe Biden der Gegner sein würde. Das ist ab heute vom Tisch. Und wenn Donald, dem Einohrhasen, nicht bald was Besseres einfällt als Ms Harris mit „Laughing Kamala“ runterzumachen – nun, ich hätte als US-Amerikaner nichts gegen eine 59jährige Präsidentin, die auch mal lacht. Vielleicht auch im November. Über ihren klaren Wahlsieg über den 78jährigen, fetten Opa, der den Wählern was von einer Zukunft erzählen will, in der er als Präsident Snow I. zu herrschen gedenkt.
Ich gebe den Demokraten bis nächsten Sonntag Zeit, um aus der Vizepräsidentin eine amtierende Präsidentin zu machen. Die Zeiten sind jedenfalls gerade wieder einmal richtig interessant geworden.
“Europe is lost. America: lost. London: lost. Still we are clamouring Victory!” Kate Tempest, Let them eat chaos
Die Medien bestehen weiterhin darauf, daß diese US-Präsidentenwahl eine ist wie jede andere auch. Dabei war das schon 2016 nicht mehr so. 2020 auch nicht.
Anstatt klar anzusagen, daß diese Wahl die letzte sein wird auf amerikanischem Boden, sollte Donald Trump gewinnen, ergeht man sich in der üblichen Berichterstattung, die den Namen längst nicht mehr verdient, nichts berichtet, nichts analysiert und weniger Tiefgang hat als ein Mississippi-Dampfer in einem feuchten Weizenfeld.
Natürlich alles hinter der Paywall, schließlich muß hochkritischer Edeljournalismus von echten Recherche-Experten und fachkundigen Beratern auch bezahlt werden. Was? Nein, das waren nicht ihre Werbedaten, die wir da gerade an 200 verschiedene Marketingbuden weitergereicht haben mit unserer Webseite.
Es geht nicht um die Tatsache, daß beide Kandidaten zusammen 150 Jahre plus die jeweilige Kalkmenge im Kopf auf die Waage bringen. Es geht nicht darum, irgendwelche schwachsinnigen, rassistischen Halbsätze des einen mit dem halbsenilen Gemurmel des anderen zu vergleichen und etwas ausgewogen gegenüberzustellen. An Donald the Führer ist nichts ausgewogener als an Mumbling Joe.
Es geht darum, daß hier ein mieser Gauner und politischer Strippenzieher mit 54 Jahren Erfahrung in der größten politischen Schlangengrube des Planeten auf der einen Seite steht und auf der anderen eben Donald Trump, der keinen Hehl daraus macht, daß er drei Minuten nach seinem Wahlsieg aus der angeblichen Präsidialrepublik USA eine Diktatur machen wird. Natürlich nur für einen Tag. Aber das wird ein verdammt langer Tag werden, nehme ich an.
So ein Kandidat hat in einer demokratischen Wahl schlicht keinen Platz zu haben. Die Partei, die ihn unterstützt, ebenfalls nicht.
Aber genau so, wie die Wahrheit lange vor dem Kriegsbeginn stirbt, im Gegensatz zur immer zitierten Weisheit diesbezüglich, stirbt eben auch Demokratie langsam vor sich hin, lange bevor jemand wie Trump auch nur in die Nähe des Oval Office kommt.
In allen westlichen Industrieländern wird diese Sache mit der Demokratie seit etwa 20 Jahren von oben aktiv untergraben. Also von den jeweiligen Regierungen und ihren ungewählten Beratern in den Konzernvorständen.
Dann heulen plötzlich alle rum, wenn die Demokratie vergewaltigt, erschossen und in den Straßengraben geworfen wird, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Continue reading →
Kassandra neulich so: »Sollte Trump als Führer der USA wieder ein Exportverbot verhängen, um den Preis an der heimischen Pumpe niedrig zu halten, wird Europa mal merken, wie wenig Energie es eigentlich hat. Wobei es dazu keines Donald Trump bedarf. Irgendeiner der nächsten US-Präsidierenden wird das ohnehin tun.«
Was haben die grünen LNG-Terminals an Deutschlands Küsten noch gleich für Preisschilder?
Der verlinkte Text ist übrigens auch bereits in seinem einleitenden Abschnitt ein großartiges Beispiel für den absoluten Realitätsverlust der Politik weltweit.
„Non-FTA-Countries“ schließt die EU natürlich mit ein, denn – Ältere erinnern sich – wir haben keinen Freihandelsvertrag mit den USA. Schönes neues Europa, das solche Verbündete hat 😀
Kleine Ergänzung 20240129: Die Begründung der Biden-Administration für das Einfrieren des Gases ist tatsächlich „KLIMAAAAKATASTROPHHÄÄÄ!“.
Das ist natürlich, in kurzer Essenz kassandrischer Analyse, totaler Bullshit. Der Fracking-Boom ist vorbei. Die USA werden schlicht nicht in der Lage sein, das ganze Gas, das man sich auf politischer Ebene als Wichsphantasie zusammengeträumt hat, irgendwo zu ernten. Sie sind es nicht. Sie waren es nie. Das Zeug ist nicht da in der Menge. Hierzu sei angemerkt, daß LNG-Lieferverträge übliche Laufzeiten von 20-30 Jährchen aufweisen, da kein Investor Bock hat, zweistellige Milliarden in ein Terminal zu investieren, das dann keine Auslastung hat.
Heißt also, die Biden-Administration kann das Gas auf Dauer gar nicht zurückhalten, denn das hätte sehr weitreichende globalpolitische Konsequenzen und ginge nur unter Berufung auf nationalen Notstand und solche Dinge.
Hält man sich aber an die Verträge, dann wird der Preis an der Pumpe, den ich im letzten Artikel erwähnte, in nächster Zeit für Jill und John Doe in den USA klar nach oben gehen. Wenn etwas begrenzt verfügbar ist, das stark nachgefragt wird, geht der Preis rauf. Manche Dinge der ökonomischen Theorie sind eben doch simpel korrekt. Steigende Preise sind aktuell aber klar ein No-Go, denn es ist fucking Wahljahr!
Letztlich war das Ziel der US-Fracking- und Gasindustrie der Anschluss an den Weltmarkt mit seinen durchweg höheren Preisen. Das ist auch der Grund, warum andere langfristige Lieferverträge mit Asien bestehen, denn zum damaligen Zeitpunkt konnte man den Stoff dort für den etwa dreifachen Preis loswerden. Das geht aber nur, wenn man das Gas verflüssigt und exportieren kann. Das hat man getan und die Kapazitäten dafür ausgebaut.
Jetzt hat die Industrie das Beste aus zwei Welten: sie kann natürlich die Mengen, die sie vollmundig versprochen hat, nicht liefern, hat aber dank ihrer Propaganda die Aufhebung des jahrzehntelangen Exportverbots bekommen. Jetzt werden größere Gasmengen als je zuvor verflüssigt, was wiederum zu Knappheiten auf dem heimischen Gasmarkt führt, der – wie bisher Europa – aus sehr viel billigerem Pipelinegas besteht. Profitmaximierung incoming, verehrte Damen und Herren. Der Markt™ regelt halt.
Offiziell soll sich die Kapazität für LNG-Exporte der USA, Kanadas und Mexikos bis 2027 verdoppeln. Falls diese Ausweitung weiter betrieben wird. Ich bezweifle das, denn ansonsten wird spätestens der übernächste Präsident strikte Preiskontrollen einführen müssen. Mit einem dauerhaften Stop der Ausweitung verbliebe mehr Gas im nordamerikanischem Markt, was die Preise dämpfen sollte. Bis dahin können die Exporteure sich weiter möglichst hohe Profite erfracken. Europa guckt dabei natürlich in die Röhre. Oder in den leeren Gastank. Oder auf die Rechnung, und zwar mit Schweißperlen auf der Stirn.
Eventuell sollten sich europäische Politiker auch einmal Gedanken darüber machen, was diese absehbare Entwicklung für die Fähigkeiten der USA bedeutet, ihre Militärmacht weiter global zu projizieren. Wobei ich stark bezweifle, daß sie das tun.
Update 20240201: Unüberraschende Nachricht des Tages: Klick
»Can you imagine when this race is won
Turn our golden faces into the sun
Praising our leaders, we’re getting in tune
The music’s played by the, the mad man.« Alphaville
Es ist früher Morgen. Etwa halb Acht. Auf den Uhren. Nach solarer Zeit, also Winterzeit, ist es halb Sieben.
Nennen wir es die Zeit, an der Menschen nicht rumgefummelt haben. Seit Jahren stelle ich jetzt meine Küchenuhr im Frühjahr und Herbst nicht mehr um. Alle anderen Zeitanzeigen sind leider elektronisch und drücken mir so automatisch die Vorstellung von einer Tageszeit auf, die irgendeine Bürokratenkommission mal festgelegt hat.
Das Universum ignoriert diese menschliche Anweisung, wie es zu ticken hat, mit heiterer Gelassenheit weiterhin und tickt einfach so weiter wie immer. Der Lauf des Planeten um die Sonne und die damit verbundenen astronomischen Fakten – wie beispielsweise die Position des Zentralsterns am irdischen Himmel – verändern sich durch diese abstruse Angewohnheit der Zeitumstellung nicht ein bißchen.
Es ist also de facto einfach halb Sieben. Der Himmel leuchtet im irdischen Blau, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 94% und es ist neblig. Im Juni. Während mein Rad mich leise scheppernd über den durch andauernde Trockenheit betonharten Feldweg trägt, zischen grüne Papageien im Tiefflug an mir vorbei und kreischen sich gegenseitig Warnrufe zu. Eigentlich sind die Tiefflieger Sittiche und Neozoen, sie gehören also nicht hierher.
Die Tiere sind irgendwo ausgebüchst und haben dann festgestellt, daß es sich im deutschen Regenwaldklima ganz brauchbar leben läßt. Wikipedia spricht von einer „nicht etablierten Population“, wie ich neulich mal nachgeschlagen habe. Aber Wikipedia wird auch täglich dümmer.
Mir sind die Viecher schon vor Jahren aufgefallen, da saßen sie schwätzend in einem Baum und waren grün und ich hielt sie für Flüchtlinge aus einem Zoogeschäft. Was vermutlich auch nicht ganz falsch ist. Jedenfalls kann ich aus eigener Beobachtung klar feststellen, daß es seitdem nicht weniger von denen gibt. Vor zwei Jahren, im ersten Pandemiewinter, sind sie mir sogar erstmals während dieser Jahreszeit aufgefallen. Die sind längst in der ganzen Gegend hier unterwegs.
Den neuen Avianern geht ihre Einstufung als nicht etabliert also auch stark am federumkränzten Allerwertesten vorbei, während eine Gruppe von geschätzt zwanzig Tieren im Baum ihr Morgengespräch führt. Wie viele andere Vogelarten sucht sich auch diese abends einen Schlafplatz für die Gruppe. Zwischendrin scheint immer wieder eines der Tiere zu lachen. Vermutlich haben sie gerade ihren Wikipedia-Eintrag gelesen.
Bedenkt man, daß Vögel die Nachfahren der Dinosaurier sind, paßt ihr Auftreten perfekt zu dem Dschungelklima, durch das ich gerade fahre. Ich radle zum Bahnhof, zu einer eingebildeten Uhrzeit, und fühle mich wie damals auf Borneo, wobei es dafür noch ein paar Grade wärmer sein müßte. Dabei werde ich von angeblich nicht existenten Papageien ausgelacht, die tatsächlich Sittiche sind. Das ganze Szenario fühlt sich zunehmend surreal an.
Allerdings fahren die Orangs auf Borneo keine SUV, dafür sind die zu schlau. Also bin ich wohl doch unter Menschen.
Ulf Poschardt, dieser Strickpullunder des Grauens, der sich in seinem Wahn noch immer für einen investigativen Journalisten hält, hat erst vor einigen Wochen einen angeblichen Artikel veröffentlicht, in dem er ernsthaft behauptete, Elektroautos bauen könne jeder, der Verbrennungsmotor hingegen sei ein Kulturgut.
So was schreibt ein Mann, dem ich nicht mal zutraue, die Kneifzange richtig rum zu halten, mit der er sich täglich seine Unterhose anzieht, bevor er dann mit seinem Porsche langsamer ins Büro fährt als ich mit dem Rad. Immerhin kriegt er es dabei gebacken, die Klimaanlage in seinem Kulturgut so weit runter zu drehen, daß er auch bei 30° Außentemperatur weiterhin in Hemd und Strickpullunder rumfahren muß. Falls es eine Millimetereinteilung für die Skala des Realitätsverlustes nach Kubicki geben sollte, wird sie in Poschardts gemessen. Continue reading →
Ultrakurze Meldung zum Stand der Dinge. Ich möchte hier einen politischen Kabarettisten für mich sprechen lassen:
(mobile Leser klicken bitte hier drauf)
Das etwa ist der gefühlsmäßige Stand der Dinge bei Kassandra aktuell.
Wie ich dereinst einmal schrieb, gibt es für meine Generation einige Möglichkeiten, die Zeitrechnung in ein Davor und Danach einzuteilen.
Vor Chernobyl und danach. Schon damals wurde das Gefühl einer sicheren Welt tendenziell erschüttert. Auch das hatte ich einmal irgendwo erwähnt.
Es gab ein »Im Kalten Krieg« und ein »Nach dem Kalten Krieg« und das machte – zumindest mir – Hoffnung. Es war eine Chance. Eine Veränderung, aus der Gutes hätte erwachsen können, wäre unser industriell-politischer Komplex daran interessiert. Statt dessen hat man Quartalsbilanzen geboostet, Löhne gesenkt, weiterhin den Ökozid vorangetrieben und ansonsten gerade in Europa jede Chance einer echten Föderation der Idee gemeinsamer Geldscheine geopfert. Das mußte halt genügen.
Warum sollte man womöglich selbstständig werden wollen, so als Kontinent? Mit eigener Außen- oder Verteidigungspolitik? War doch bequem, immer schön bis über die Schultern im Arsch von Uncle Sam zu stecken. Darum haben unsere Politiker, diese elenden Feiglinge, das auch immer weiter praktiziert.
Es gab ein »Vor 9/11« und »nach 9/11«. Wie ich das einordne, hatte ich ganz zu Beginn dieses Blog-Experiments mal erwähnt.
Jetzt gibt es ein »Europa im Frieden« und seit heute Nacht, nach 77 Jahren relativer Ruhe in diesem Teil der Welt, ein »Krieg in Europa«. Ich fühle mich dabei stark wie hier erwähnt. Das Zerbrechen der Welt, das ich einmal beschrieb, hat einen neuen Aspekt hinzugewonnen. Einer, von dem ich gehofft hatte, er wäre in der hyperbewaffneten Welt des 21. Jahrhunderts Vergangenheit. Ein Vorgehen, das so nicht mehr benutzt werden kann. Aber leider kommt »Hitler revisited« dann eben doch in die Kinos. Wer sich eine Bedrohung herbeiquatschen kann und genug Waffen hat, kann offensichtlich noch immer Angriffskriege führen. Natürlich ist diese Erkenntnis nicht ganz neu, es gab ja bereits Aufführungen dieses Theaterstücks. Da kann man mal in Bagdad nachfragen.
Aber heute ist nicht der Tag, an dem ich darlege, warum ich den USA genau so wenig traue wie Russland. Selbst das peinliche Rumgelüge der Amerikaner vor den UN war geradezu oskarreif gegen den faschistischen Schwachsinn, den sich Putin für seinen Einmarsch ins Nachbarland aus dem Arsch gezogen hat. Würde Hitler noch leben oder hätte Nachkommen, sie hätten Putin wegen Urheberrechtsverletzung längst verklagen können.
Aber da stehen wir nun. Ab heute ist wieder Krieg in Europa. Ich hatte angedeutet, daß Vlad womöglich einen Landkorridor sichern will, der die Krim an Russland anbindet. Ich sehe das als optimistische Prophezeiung. Die gesamte Ukraine liegt unter Beschuss. Putin will das ganze Land und spricht von Demilitarisierung und Entnazifizierung.
Was bedeutet, daß in Zukunft nur noch Nazis und Waffen zugelassen werden, die der Kreml genehmigt hat. Wenn unseren Politschergen nichts Stärkeres einfällt, als Putin jetzt seine persönliche Kreditkarte sperren zu lassen, wird er nicht mit der Ukraine zufrieden sein.
Was käme danach? Schweden? Finnland? Die baltischen Republiken?
Denn die sind ebensowenig zu verteidigen wie früher West-Berlin. Diese Halbstadt, in die früher alle Bundeswehr-Verpisser geflüchtet sind, weil sie unter Vier-Mächte-Status verwaltet wurde. Die NATO weiß das. Putin weiß das.
Wladimir Putin will Europa haben. Bis zum Atlantik. Auch das hat er bereits mehr als einmal angesagt.
Es ist egal, was ich schreibe, nichts davon wird die Entscheidungen weiter oben beeinflussen. Aber jede Entscheidung, die auf ein Stück Papier hinausläuft, das irgendwer im Anzug oder Kostüm auf der Gangway eines Fliegers in die Luft hält, wird eine sein, die wir in ganz Europa sehr bald bereuen werden. Womöglich weltweit.
Die Lange Dämmerung wird uns in interessante Zeiten entführen. Ob wir das wollen oder nicht. Das habe ich immer gesagt. Das ist auch weiterhin gültig. Nur die persönliche Dimension ist ab heute eine andere.
Update 20220224:
Kurzer Hinweis an alle, die mir jetzt hinter den Kulissen irgendwie mit »Aber die NATO hat ja Russland eingekreist!111!« kommen wollen. Schenkt’s euch einfach.
Das ist genau dasselbe Idiotengeschwätz, das vor 120 Jahren von einem deutschen Kaiser zu hören war.
Guckt gelegentlich mal auf eine Landkarte, die nicht von RT gezeichnet worden ist.
Wenn Putin die Ukraine erobert, ist seine neue Westgrenze nämlich das NATO-Land Polen. Da hat er es dem bösen Westen aber mal so richtig gezeigt in dem Moment.
„Nur Nixon konnte nach China gehen.“ – vulkanisches Sprichwort
Schon 2014 sagte ich in Gesprächen gerne folgenden Satz: »Was Putin tut, ergibt nur dann Sinn, wenn er da nicht aufhört.«
Gemeint war die Annexion der Krim durch russische – Pardon, auf keinen Fall russische! – Truppenteile – Pardon, zufällig Uniform tragende, nicht zu identifizierende Zivilisten, natürlich.
Es war natürlich auch keinesfalls eine Annexion, schließlich haben die Bewohner der Ukraine über den Anschluß Öster… der Krim an Rußland abgestimmt. Also, hinterher. Etwas, das unsere atomar bewaffneten westlichen Nachbarn ein fait accompli nennen und wir vollendete Tatsachen.
Es ist immer schön, in einer freiheitlichen Atmosphäre in Wahllokalen abzustimmen, die von freundlichen Fachkräften mit automatischen Waffen bewacht werden, damit alles sicher abläuft. Der Treppenwitz an der Geschichte ist, daß die ukrainische Verfassung tatsächlich für das Autonome Gebiet Krim eine Möglichkeit vorsieht, aus dem Staatsverband auszuscheren. Per Abstimmung nämlich. Allerdings einer Abstimmung in der gesamten Ukraine.
Die Frage wäre also nicht gewesen: »Wolle mer se reinlasse?« sondern »Wolle mer se rauslasse?«
In der klaren Methodik des Schachspielers, ein Hobby, das Wladimir Putin nach Gerüchten durchaus auf hohem Niveau beherrscht, entschloß sich der damalige Präsident und heutige Diktator aller Russen, das Risiko einer fehlerhaften Abstimmung maximal zu minimieren.
Man läßt einfach nur die Leute abstimmen, von denen man ziemlich genau weiß, was sie sagen werden. Friedrich Merz kennt das, wenn er immer wieder fordert, daß doch bitte die Mitglieder der CDU darüber abstimmen sollten, welcher Friedrich Merz jetzt Parteivorsitzender wird. So sorgt man für maximal unüberraschende Ergebnisse, die einem gut gefallen. Putin nennt diese Methode in Rußland „gelenkte Demokratie“.
Die CxU in Deutschland nennt das Wahlen und klaren Wählerauftrag. Oder kommunistischen Umsturz, wenn sie die einmal verlieren sollte und wieder so’n SPD-Typ regieren muß.
Wladimir Putin beherrscht jetzt seit mehr als zwanzig Jahren das, was von der Sowjetunion noch übrig ist. Wobei auch dieses Gebilde niemals existiert hat. Es gab vielleicht durchaus einmal Sowjets, aber niemals eine Union. Einer Union tritt man üblicherweise auf freiwilliger Basis bei, möglicherweise aus politischen oder strategischen Erwägungen, aber irgendwo auch aus einem Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Union der Bundesstaaten der heutigen USA wären hierfür ein gewachsenes Beispiel. Die EU und ihre Staaten ein konstruiertes. Die Sowjetunion ist ein Beispiel für schlichten Zwang. Weder der Verlauf der finnisch-russischen Grenze noch der Beitritt der baltischen Republiken in den 1940er Jahren ergaben sich aus einem Akt demokratischer Freiwilligkeit. Continue reading →
»Ich nehme das mal als schlechtes Omen für 2021, wenn Kassandra keine Jahresvorhersage mehr ausgibt… 😀
*zitternd ab*«
»Vielleicht ist die Glaskugel ein wenig beschlagen?«
Nein. Nein, eigentlich nicht. Aber wenn ich DAS im Jahresvorausguck erzählt hätte, hätte ich mich ja nur mal wiederholt. Ist ja nicht so, daß ich das schon gesagt hätte. Aber ich habe es gesagt.
Da hätten wieder alle kommentiert: „Na, jetzt übertreibt er wieder…”
Das Schlimme ist, daß die Zukunft eigentlich immer unnebliger wird und trotzdem keiner hinsieht. Dann gibt es da noch mich. Die 2020er sehen für Kassandra immer mehr aus wie eine Explosion im Zugunglück. Überall liegen Körperteile rum. Da hinten brennt die Chemiefabrik. Der geplatzte letzte Waggon da auf den Gleisen hatte kaputte Brennelemente geladen. Aber man kann nicht weggucken.