Zwanzigsechzehn

Prost, Gemeinde.
Überall wird noch der Kater der gestrigen Nacht mit den traditionellen Hausmitteln bekämpft, also Dingen vom seltsamen Rollmops – nicht verwandt mit der Hunderasse und wenig wirksam – bis hin zu einem weiteren Bier/Sekt/Wein, den man sich aufs Hirn schüttet, um den Vertreter der Gattung Felidae alcoholicus elendig in noch mehr Alkohol zu ertränken. Was übrigens rein wissenschaftlich sogar einen gewissen Wahrheitsgehalt hat und durchaus funktionieren kann.
Dazu kommen zu lautes Glockengeläut und Kaffee, wie immer am Neujahrsmorgen.
Währenddessen ist es die Pflicht eher antialkoholisch orientierter Kristallkugelschauer und Kassandras, sich nüchtern und in Kürze dem zu widmen, was da in diesem neuen Jahr so auf uns zukommen mag. Oder besser, zukommen wird. Zumindest behaupte ich das einfach mal. Jahresrückblicke sind voll langweilig, die kann ja jeder. Jahresvorausblicke sind hipster. Wozu ist man schließlich Kassandra?

0049-001 Silvester Sydney

Während andere noch pennen oder ihr Höschen suchen, müssen Kassandras sich schon wieder an die Arbeit machen. Jahresvorhersagen erledigen sich nicht von selbst. Darauf noch einen kräftigen Schluck!

Werfen wir also einen Blick in den Bereich des wichtigsten Dingsbums, das uns alle angeht, ob wir uns dafür interessieren oder nicht: Energie.
Da hat 2016 durchaus was zu bieten, würde ich mal sagen. Denn Erdöl bleibt billig und wird womöglich noch billiger, als es das ohnehin schon ist. Vor einigen Tagen ist erstmals, seitdem ich vor 2 Jahrzehnten anfing, so etwas wie Ölpreise zu verfolgen, der Preis von Brent-Öl unter den von WTI gefallen. Etwas, daß meines Wissens noch nicht vorgekommen ist. Kann sein, daß ich das verpaßt habe. Aber normalerweise ist Brent – also das internationale Öl auf dem Markt dieses unseres wichtigsten Energieträgers – irgendwo zwischen 5 und 15 amerikanische Bucks teurer als die andere Variante. Das nennt man innerhalb der Branche den „Spread“, was nichts anderes heißt als Abstand und eben total professionell klingen soll. Zeigt aber, daß es eben schon sehr lange so ist mit den unterschiedlichen Preisen.
WTI steht hierbei für „West Texas Intermediate“, das ist die inneramerikanische Ölpreisvariante, denn die fördern ja nicht erst seit gestern was von dem Zeug. Und da es billiger ist, amerikanisches Öl in amerikanische Tanks zu zapfen statt dafür Öl von Saudi Productions zu benutzen, war das immer billiger. Aber was hält schon ewig?
Am vorletzten Tag des letzten Jahres schloß Brent ganze 11 Cent über dem anderen Öl. Diese Entwicklung läßt sich bereits eine Weile beobachten, daß aber der Spread völlig verschwindet ist …komisch. Continue reading →

Blick über den Tellerrand

In Kalifornien ist es dürr. Noch immer. Jetzt hatte ja der Gouverneur dieses Bundesstaates beschlossen, daß man mal Wasser sparen könnte. Nicht etwa in der Landwirtschaft, die eindeutig der größte Verbraucher und Verschwender ist, sondern in den Privathaushalten. Inzwischen zeigt sich sehr schön, wie einige Amerikaner so über Wassersparmaßnahmen denken:

People “should not be forced to live on property with brown lawns, golf on brown courses or apologize for wanting their gardens to be beautiful,” Yuhas fumed recently on social media. “We pay significant property taxes based on where we live,” he added in an interview. “And, no, we’re not all equal when it comes to water.”

Keinen Gedanken verschwendet diese peinliche Entschuldigung für die menschliche Rasse daran, daß sein beschissener Golfkurs oder sein Rasen vor dem Haus vielleicht einfach nicht in eine Region passen, die eben von ihrer natürlichen Ausstattung her aus Wüste und Halbwüste besteht. Allein dieser Hinweis, daß ja nicht alle Menschen gleich sind, wenn es um Wasser geht, läßt mich wünschen, derartige Arschlöcher mögen beim Scheißen vom Blitz getroffen werden. Oder von mir aus auch beim Golf spielen. Man könnte sie auch wahlweise über Nevada abwerfen, ohne Fallschirm und vor allem ohne Wasser.
Zur Strafe für derartiges Denken wird die Dürre hoffentlich weitergehen. Die Wälder brennen jedenfalls schon. Aber das hat sicherlich nichts mit der Dürre zu tun. Derselbe Gouverneur, der die Landwirtschaft nicht unnötig mit Wassersparen belästigen möchte, hat den Notstand ausgerufen. Ich bin ja dafür, daß die Feuerwehr nur bei denen zum Löschen vorbeifährt, die nicht besonders viel Geld haben und sich auch sonst einfach an die Sparmaßnahmen halten. Den anderen Idioten soll ihr Haus ruhig mal abfackeln. Denn wenn wir nicht alle gleich snd, wenn es um Wasser geht, dann sind wir es auch nicht, wenn es um die Feuerwehr geht. Die Reichen können ihre Häuser ja neu aufbauen, die Armen nicht.

Ich verlinke hier absichtlich auf die NZZ, denn die Schweizer setzen gerade ihre Armee ein, um mit Hubschraubern Kühe zu tränken. Es ist wohl diesjährig ein wenig trocken im Kanton Jura.
Dabei verfliegen sich die Hubschrauber ab und an auch auf französisches Gebiet und klauen da Wasser, was zu kleinen Verstimmungen führt. Die Behörden überlegen derweil, den Versicherungsschutz für Landwirte zu verbessern, das ist natürlich ultimativ wichtig. Im Gegensatz zu den USA denken die Schweizer aber wohl auch darüber nach, wo man denn Wasser sparen oder umverteilen muß und kann. Continue reading →