Klimakterium

„Irgendwann ist es zu spät. Und ob Klimaerwärmung ein Mythos ist, sehen wir dann, wenn vorm KADEWE die ersten Flamingos rumlungern.“
Torsten Sträter

Die Region Kaschmir ist seit einem Vierteljahr von der Außenwelt abgeschnitten. Das Internet und andere Dinge existieren dort nicht mehr. Die neue alte Regierung des Landes hat nach ihrem erneuten Wahlsieg die hindustisch-nationalistische Politik wieder aufgenommen und die alleinige Hoheit über das seit siebzig Jahren umstrittene Gebiet proklamiert. Seit einem Monat ist die vorher weitgehend autonome Region in zwei Unionsterritorien aufgeteilt, die vorher in der indischen Verfassung definierte Sonderrolle des Gebiets ist gestrichen. Damit ist das bisherige und sehr fragile Gleichgewicht der Kräfte gestört. Narendra Modi, Indiens unter westlichem Applaus gerade wiedergewählter Premierminister, betreibt ganz klar eine Politik des „India first“.
Auf der anderen Seite steht Pakistan, das aktuell die andere Hälfte der Region Kaschmir einnimmt. Verständlicherweise ist dessen Regierung nicht besonders begeistert über die neue Eskalation aus Neu Delhi. Beide Staaten haben bereits vier Kriege um diese Region geführt, den letzten 1972.
Sowohl Indien als auch Pakistan sind atomar bewaffnet. Die Bevölkerungszahl Indiens beträgt derzeit etwa 1350 Millionen Menschen. Dieser Staat, der so fernab von unseren Nachrichten liegt, produziert ein Viertel des gesamten Bevölkerungswachstums der Erde und legt etwa alle vier Jahre einmal Deutschland oben drauf. Es wird geschätzt, daß noch in den 2020er Jahren Indien China als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen wird.

Niemand konnte mir jemals erklären, was an derartig viel Bevölkerung bereichernd sein soll.
In Projektionen zur fortschreitenden Klimazerstörung auf unserem Planeten zeigt sich, daß selbst im sogenannten ‚low-emissions-scenario‘ die Temperaturen auf dem Subkontinent weiter zunehmen werden. Immer öfter werden sie dabei Werte von Luftfeuchtigkeit und Wärme erreichen, die selbst für gesunde Menschen das Überleben unmöglich machen. Bei zu hoher Luftfeuchte kann Schweiß auf menschlicher Haut nicht mehr verdunsten und somit nicht kühlen. Es kommt zur Überhitzung und multiplem Organversagen.
Mensch befindet sich nicht auf dem Weg des ‚low-emissions-scenario‘ und wird diesen auch nicht beschreiten, da kann man in Deutschland jederzeit die CxU fragen. Braunkohle ist wichtiger als so ein Planet. Dazu müßten wir den Eintrag von CO2 in die irdische Atmosphäre schon vorgestern nach unten bewegt haben. Das ist aber nicht der Fall. Mensch stößt jedes Jahr mehr und mehr Kohlendioxid aus, nicht weniger.
In Indien wird nach dieser Projektion etwa 50 Prozent des Staatsgebiets zunehmend der Unbewohnbarkeit anheimfallen. Kaschmir gehört mit dazu, egal,ob indische oder pakistanische Seite. Für irgendeine Religion hat sich das Klima auch noch nie interessiert. Muslime und Hindus schwitzen eben allesamt gleich. Das angesprochene Problem bezieht sich nur auf Lufttemperaturen. Ausbleibender Monsun ist nicht mit einbezogen. Überschwemmungen durch zuviel Monsun auch nicht. Ebensowenig die Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Erträge. Weder auf verdorrten noch auf überschwemmten Feldern kann etwas angebaut werden. Besonders dann nicht, wenn die Bauern vorher an Hitzschlag sterben. Continue reading →

Weiße Riesenkaninchen und Schwarze Schwäne

„I see a bad moon a-rising
I see trouble on the way
I see earthquakes and lightnin‘
I see bad times today“
Creedence Clearwater Revival

Da war doch was. Da war doch…ach ja – Harvey. Mein Freund Harvey. Dieser Sturm, von dem aktuell keiner mehr redet, weil da ein Ding heranzieht, das Harvey aussehen läßt wie ein laues Lüftchen.
Der Hurrikan Irma hat sich, wie ich und natürlich auch andere das vorausgeahnt hatten, in ein meteorologisches Monster verwandelt.
Erst der stärkste atlantische Hurrikan, den es je gab. Dann der Hurrikan, der am längsten in der Kategorie F-5 verweilte. Bisher lag der Rekord bei um die sechzig Stunden, Irma hat diesen Rekord um gute 50 Prozent nach oben geschraubt.
Floridas Governeur Rick Scott, der seine Behörden bei Amtsantritt angewiesen hatte, so etwas wie „climate change“ oder „global warming“ nicht in offiziellen Meldungen zu erwähnen, erfleht schon jetzt die Hilfe der bundesstaatlichen Kassen aus Washington, DC.
Gleichzeitig werden Warnungen herausgegeben, die da lauten:
„Hauen Sie ab. Wenn Sie bleiben, wird es keine Hilfe geben.“
Das ging an die Einwohner der Florida Keys, dieser kleinen Inselkette vor der Küste der Halbinsel im Südosten der USA.
Der sumpfigen Halbinsel. Die im Schnitt so einen Meter über dem Meeresspiegel liegt. Und die Warnung ist korrekt. Wer angesichts der Zerstörungen, die Irma schon in ihrem Kielwasser hinterlassen hat, jetzt noch auf den abgelegenen und schutzlosen Inselchen der Keys bleiben möchte, wird nach dem Sturm keine Hilfe bekommen. Von woher auch?

Aber da war doch…ach ja, Harvey. Harvey hat es geschafft, ein Fünftel der US-Raffineriekapazitäten auszuknipsen.
Sei es durch direkte Schäden, durch Überflutung oder eben dadurch, daß die Konzerne die Anlagen heruntergefahren haben. Aber eine Raffinerie schaltet man halt auch nach so einem Ereignis nicht einfach wieder ein wie die Wohnzimmerlampe. Das ist komplexe Technik, viele Dinge hier stehen unter Druck und laufen durch viele Rohrleitungen und dieses System muß dicht sein.
Also muß man das natürlich alles prüfen, bevor man auf den Knopf drückt. Außerdem vermute ich, daß viele Raffinerien zum Neustart auf eine sichere Stromversorgung von außen angewiesen sind. Eben diese existiert aber derzeit nicht mehr.
Witzigerweise ist das bei den meisten Kraftwerken ebenfalls so. Die sogenannte „Schwarzstartfähigkeit“ eines Kraftwerks beschreibt, ob es seine Generatoren aus dem Ruhezustand ohne äußere Hilfe wieder hochfahren kann oder nicht. Die meisten Kohle- und auch Atomkraftwerke sind nicht schwarzstartfähig. Wasserkraftwerke sind es generell, solange die eben genug Wasserdruck hinter ihren Staumauern haben oder genug Fließgeschwindigkeit an ihren Flüssen.
Aus der Tatsache, daß die Atomkraftwerke in Texas den Sturm gut überstanden haben, zieht das Magazin „Forbes“ übrigens die Schlußfolgerung, daß die Kernenergie das Ding der Zukunft ist. Wer seinen Adblocker bei den miesen Finanzhaien ausschalten möchte, kann den Artikel unter den Stichworten „Hurricane Harvey makes the case for nuclear power“ ergoogeln.
Einstein hatte schon recht: Dummheit ist wahrlich eine endlose vorhandene Ressource auf diesem Planeten. Continue reading →