Der amerikanische Albtraum

“Europe is lost. America: lost. London: lost. Still we are clamouring Victory!”
Kate Tempest, Let them eat chaos

Die Medien bestehen weiterhin darauf, daß diese US-Präsidentenwahl eine ist wie jede andere auch. Dabei war das schon 2016 nicht mehr so. 2020 auch nicht.
Anstatt klar anzusagen, daß diese Wahl die letzte sein wird auf amerikanischem Boden, sollte Donald Trump gewinnen, ergeht man sich in der üblichen Berichterstattung, die den Namen längst nicht mehr verdient, nichts berichtet, nichts analysiert und weniger Tiefgang hat als ein Mississippi-Dampfer in einem feuchten Weizenfeld.
Natürlich alles hinter der Paywall, schließlich muß hochkritischer Edeljournalismus von echten Recherche-Experten und fachkundigen Beratern auch bezahlt werden. Was? Nein, das waren nicht ihre Werbedaten, die wir da gerade an 200 verschiedene Marketingbuden weitergereicht haben mit unserer Webseite.

Es geht nicht um die Tatsache, daß beide Kandidaten zusammen 150 Jahre plus die jeweilige Kalkmenge im Kopf auf die Waage bringen. Es geht nicht darum, irgendwelche schwachsinnigen, rassistischen Halbsätze des einen mit dem halbsenilen Gemurmel des anderen zu vergleichen und etwas ausgewogen gegenüberzustellen. An Donald the Führer ist nichts ausgewogener als an Mumbling Joe.

Es geht darum, daß hier ein mieser Gauner und politischer Strippenzieher mit 54 Jahren Erfahrung in der größten politischen Schlangengrube des Planeten auf der einen Seite steht und auf der anderen eben Donald Trump, der keinen Hehl daraus macht, daß er drei Minuten nach seinem Wahlsieg aus der angeblichen Präsidialrepublik USA eine Diktatur machen wird. Natürlich nur für einen Tag. Aber das wird ein verdammt langer Tag werden, nehme ich an.
So ein Kandidat hat in einer demokratischen Wahl schlicht keinen Platz zu haben. Die Partei, die ihn unterstützt, ebenfalls nicht.
Aber genau so, wie die Wahrheit lange vor dem Kriegsbeginn stirbt, im Gegensatz zur immer zitierten Weisheit diesbezüglich, stirbt eben auch Demokratie langsam vor sich hin, lange bevor jemand wie Trump auch nur in die Nähe des Oval Office kommt.

In allen westlichen Industrieländern wird diese Sache mit der Demokratie seit etwa 20 Jahren von oben aktiv untergraben. Also von den jeweiligen Regierungen und ihren ungewählten  Beratern in den Konzernvorständen.
Dann heulen plötzlich alle rum, wenn die Demokratie vergewaltigt, erschossen und in den Straßengraben geworfen wird, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Continue reading →