Extra Bavariam nulla Söder…

Herr Söder – das ist der Chef dieser religionsfanatischen Kleinpartei in Deutschlands Süden – sagt an, die Grünen seien eindeutig eine „ideologische Verbotspartei“ und daher nicht koalitionsfähig.
Schon beim Wort „Koalition“ müßte eigentlich FJS selig zombiemäßig dem Grabe entsteigen und zur bayerischen Staatskanzlei schwanken, um da mal aufzuräumen. Aber da Zombies Gehirne fressen, hat der Ahnherr der bayerischen Souveränität vermutlich beschlossen, bei der aktuellen politischen Klientel lieber gleich liegenzubleiben. Sehr weise.

Die Grenze zur Realsatire weit hinter mir lassend, erinnere ich in Bezug auf Herrn Söders Anmerkungen an Dinge wie Einwanderungsgesetze, Gleichberechtigung – das ist diese Sache mit den Frauen -,  den aktuellen – und mittelalterlichen – Abtreibungsstreit der angeblichen C-Parteien und viele Dinge mehr aus mehreren Jahrzehnten politischer Buntwäsche. Niemals käme ich auf die Idee, die CSU als eine ideologische Verbotspartei zu bezeichnen. Sie war schon immer eine ideologische „Erlauben-wir-nicht-Partei“. Also selbst für das bißchen an Wahrheit zu feige und zu heuchlerisch.

Zudem verteidigt Herr Söder das neulich beschlossene und quasi-faschistische Polizeiaufgabengesetz seines Bundeslandes damit, daß ja noch nie ein Fall eingetreten sei, den die ganzen Kritiker anführen. Die natürlich alle total Linke sein müssen, wenn sie dagegen demonstrieren. Söder spricht auch von einem „erfolgreichen Gesetz“. Was interessant ist, wenn es denn noch nie angewendet wurde. Was übrigens auch in der Kürze der Gültigkeit recht einleuchtend ist und das vorherige Scheinargument: „Is noch nie was passiert!111!“ quasi doppelt entkräftet.

Üblicherweise demonstriert man gegen etwas, das ein Potential zu miesem Mißbrauch hat. Denn wenn es erst mal in Kraft ist, kann man nicht mehr protestieren. Aber vermutlich hat Herr Söder etwas gegen Demonstrationen, die womöglich etwas erreichen könnten. Das ist bei Politikern ja ein sehr weit verbreitetes Symptom. Oder bei Großkonzernen. Jedenfalls gibt es einen Grund dafür, daß man in einem demokratischen Staat Dinge installiert hat wie „Gewalteneilung“. Ein Wort, das Herr Söder mal nachschlagen sollte, um seine grundlegende Bedeutung zu erfassen. Eine Polizei, die alles darf, ist letztlich für nichts verantwortlich. Und hinterher ist es wieder keiner gewesen.

Auch Söders Hinweis darauf, daß „andere Länder“ das tolle Gesetz bereits kopierten, ist keinesfalls ein Qualitätsbeweis für irgendwas. Kassandra weist darauf hin, daß das von Justizminister Maas noch verabschiedete Internet-Zensurgesetz, das NetzDG, in ziemlicher Gänze von Rußland übernommen wurde, kaum daß es verabschiedet war. Hoffentlich hat sich Putin beim jetzigen Außenminister mit einem lebenslangen Wodka-Abo bedankt. Repressionen auf gesetzliche Füße stellen, darin hat die ehemalige spd stark an Expertise gewonnen seit weiland Schröder. Wir können eben nicht nur Maschinenbau hier im Land. Dieselgetriebene Maschinen seien hiervon ausgenommen.

Bayerns Parteichef Kim Jong Söder präsentiert sich vor den Wahlen mit Raketen, Law and Order und rigider Ein- und Ausreisepolitik als starker Mann der politischen Mitte. Da kann keine Umfrage widersprechen.

Die „anderen Länder“ sind in diesem Falle übrigens NRW und Hessen, beide meines Wissen noch immer Teil der Bundesrepublik, im Gegensatz zu Söders Hirn.
Die Regierung in NRW hat ihr Gesetz gerade entschärft, weil sie Verfassungsklagen befürchtete. Die in Hessen plant noch dran rum.
Wobei sich NRW-Innenminister Herbert Reul – natürlich CDU – weinerlich darüber beklagt hat, was denn das beste Gesetz nütze, wenn es vom Verfassungsgericht gestoppt wird.
Tja – nun…wenn das Potential da ist, dann war das Gesetz womöglich nicht wirklich das beste, wäre dazu meine Anmerkung. Und sollte es doch das beste gewesen sein, um dann vom BVerfG wieder um die politischen Idiotenschädel gehauen zu werden, muß ich fragen, wer denn da in welchem Amt derartige Gesetze macht – und vor allem, warum derjenige dann überhaupt ein politisches oder öffentliches Amt ausübt.
Aber das habe ich mich schon gefragt, als die Landesregierung in NRW in bedingungslosem Kadavergehorsam den braunkohlebefeuerten Zukunftsverbrennern von RWE zur Seite gesprungen ist, kaum daß der Chef des Konzerns mit dem Telefonhörer gewunken hatte.

Auch mit den aktuellen Umfragen hat der Herr Söder ein Problem. Denn die gefallen ihm nicht, weswegen er sie anzweifelt. Außerdem ist er noch nie angerufen worden, um seine Meinung kundzutun. Scheinbar hat dem Markus noch keiner erklärt, daß Demoskopen normale Wähler anrufen und keine Parteichefs. Die stehen quasi immer auf der schwarzen Liste. No pun intended.
Außerdem fragen die nicht nach Meinungen, sondern setzen dem Wähler die Pistole auf die Brust und stellen Fragen wie: „Wenn wählste nächste Woche? Söder oder gleich AfD?“ Woraufhin der politisch Kundige frustriert abwinkend antwortet: „Ach komm – drück einfach ab.“

Selbst die Wahlplakate der Konkurrenz gefallen den weißblauen Rautenträgern nicht. Geschmacklos finden sie die. Ausgerechnet die CSU, schon immer ein Paradebeispiel für mimosige Samthandschuhe und entwaffnende Zärtlichkeit, wenn es um politisch Andersdenkende ging, deren Zahl seltsamerweise Legion ist.
Jetzt kann man über Geschmack streiten, aber nicht über Satire. Kassandra weist auf die letzte Bundestagswahl hin, bei der die Junge Union ein extrem lustiges Plakat benutzte, um gegen eine angebliche „Linksfront“ in Deutschland zu warnen. Wenn solche Leute von Geschmacklosigkeit reden, wickelt sich bei meinem Bullshit-Detektor die Nadel ums Ende der Skala.
Wer eine Koalition unter Beteiligung der ehemaligen spd als links bezeichnet, ist ebenfalls jenseits aller Satiregrenzen. Vermutlich auch jenseits der Grenzen aller ärztlichen Kunst. Ganz abgesehen davon, daß derartige Mehrheiten beim letzten Wahlkampf nirgendwo in Sicht waren. Aber die CxU hat sich ja noch niemals besonders für die Realität interessiert. Fast könnte man vermuten, es steckt Ideologie dahinter.

Da planen wir lieber ein Raumfahrtprogramm für 700 Millionen Euro. Das hat Realismus. Oder eben auch nicht.
Selbst wenn man Söders Geschwafel hinterfragt und feststellt, daß es im Kern beispielsweise um massenhafte Satellitenherstellung als Zukunftsmarkt gehen soll – auch das wird nicht stattfinden in den nächsten Jahrzehnten. Da ist Kassandra ganz sicher. Aus Gründen, die hier den Rahmen sprengen würden.
Auch die Tatsache, daß neulich der erste Waggon für den geplanten Hyperloop fertiggestellt wurde,  ist wie die Pseudoargumente Söders keinerlei Beweis dafür, daß das angebliche Konzept der Zukunft eine solche hat, jemals fahren wird oder auch nur annähernd ökonomisch tragbar ist.
Natürlich ist es einleuchtend, daß ein verzweifelter Parteichef außerhalb Bayerns mit Satelliten nach intelligentem Leben suchen möchte. Warum er allerdings glaubt, von wahrhaft intelligenten Spezies  Stimmen gewinnen zu können, bleibt Kassandra ein Rätsel.

Das extrem lächerliche Plakat mit Söders Konterfei ist übrigens von der Jungen Union gestaltet worden, deren weitreichende Fähigkeiten bezüglich filigraner und ideologiefreier Propaganda damit wieder einmal mehr bewiesen sind.
Menschen, die vor einem riesigen Cartoon-Portrait über ihre eigene Großartigkeit schwadronieren, die wählt man doch gerne. Ich muß das zum Glück nicht tun. Ich wohne ja nicht in Bayern, weswegen mein Himmel heute in dieser Oktobermitte auch nur Blau ist. Ohne Weiß. Wer braucht Wolken an so einem Tag?
Den wahlberechtigten Insassen Bayerns rufe ich aus dem freien Deutschland zu: Viel Glück! Ihr werdet es brauchen. Aber hütet euch vor Wahlmanipulation. Der Söder hat schon überall Kreuze gemacht, heißt es.

One Comment

  1. Hey, der Untote schreibt wieder – über Söder?
    Ich hab ja erwartet, dass wenn etwas kommt, dann über diese ziemlich dreiste Nummer der Saudis in der Türkei. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das nämlich die Bombe schlechthin im Ticker. Und irgendwer muß ja mal die Türken dafür loben nicht lange gefackelt zu haben. Bin mir nämlich nicht sicher ob ein ähnlicher Vorfall in den USA, oder hier, es in die Schlagzeilen geschafft hätte. Die Kommentare aus den beiden Regimen sprechen ja Bände. Na, dann mache ich das eben; Danke Erdogan, dass die Türkei noch kein marktkonformes Demokratiedingsbums ist. Und nebenbei auch Dank an Trump für seine ehrlichen Worte. Nichts anderes als ungeschminkte Wahrheit erwarte ich von dem Mann, und er enttäuscht mich einfach nie. Ok, der Seibert liefert ebenfalls das von ihm Erwartete, aber irgendwie mag ich dafür keinen Dank aussprechen.
    Das Schicksal ist schon ein wendiges Wiesel. Vor ein paar Wochen haben wir mit Teufel Assads Giftgasfassbomben auf Idlib gerechnet, und dann einigen sich die Türken mit den Russen einfach, und nun das. Und dabei hatten sich die Grünen schon soooo gefreut.

    Aber um Deine Frage zu beantworten, wer denn Wolken bräuchte: die Bäume hier. Die sind alle schon ganz braun – seit Monaten schon. Vielleicht regnet es ja zu Weihnachten mal.

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