Weimar Amerika

„Wenn wir Gewalt ausüben, dann weil wir die Vereinigten Staaten von Amerika sind.
Wir sind die unersetzliche Nation. Wir stehen über anderen und haben einen weiteren Blick auf die Zukunft als andere Nationen.“

Madeleine Albright

Es war eine mehr als seltsame Woche.
Die Elbphilharmonie in Hamburg wurde offiziell fertiggestellt. Also, fertig. So richtig. Im Sinne von: „Da kommen jetzt keine Bauarbeiter mehr“.
Gut, die kamen vorher auch mal nicht, aber da konnte man den Bau halt nicht nutzen, um darin Konzerte abzuhalten, was nun ja eigentlich erklärter Sinn eines medialen Hauses dieser Sorte ist.
Nein, diesmal kommen die Bauarbeiter nicht mehr, weil es nichts mehr zu tun gibt. Licht brennt. Akustik ist installiert. Alles töfte in Deutschlands teuerstem Theater. Schlappe 786 Millionen Euro hat das gekostet. Derartig viel Steuergelder verbrennen für einen schweinehäßlichen Glasaufsatz auf einem optisch wenig ansprechenden Ziegelbau – Respekt!
Überall in der deutschen Presse wird der grottenhäßliche Bau jetzt mit geradezu brechreizerregender Prosa schöngejubelt, damit einem die um 1000 Prozent gestiegenen Baukosten nicht mehr so auffallen. Der häßliche Glaskasten galt als architektonisches Debakel – und das bleibt er auch, nur ist er jetzt eben ein fertiges architektonisches Debakel.
Kassandra sagt: In spätestens zehn Jahren wird es in die Hütte reinregnen oder sie wird von innen rosten im Hamburger Hafenklima. Denn die „organisch geschwungenen Fenster“, die irgendein koksender Architekt da entworfen hat, schließen nicht dicht. Aber tolle Akustik.
Mit Spannung harre ich nunmehr der endgültigen Rechnung für das „bestkalkulierte Großprojekt aller Zeiten“ in Deutschland, Stuttgart21. Mein Tip war immer, daß damit der Preis gemeint ist, also 21 Milliarden. De-Em natürlich, denn das Bahnhofsprojekt ist ja planungstechnisch nun schon etwas älter als die Elbphilharmonie, zumindest, was deren Glasteil betrifft. Das wären dann Pi mal Fensterkreuz so um die 10,5 Milliarden Euronen. Ist immer noch mein Tip. Wir schaffen das.

Dann – ja, dann haben sich Youtube und die GEMA geeinigt. Und zwar darauf, daß die GEMA endlich ihre Klappe hält, mit dem widerlichen Rumgewinsel aufhört und man in Deutschland die Videos gucken kann, die der Rest der Welt auch gucken konnte bis jetzt. Also beispielsweise in Burkina Faso oder Andorra. In Nordkorea nicht, denn in dem Land gibt es ganze 1024 IP-Adressen, das reicht nicht fürs Videostreaming. Und eben in Deutschland auch nicht. Nicht etwa, weil wir uns keine IP-Adressen leisten konnten. Nein, weil wir diese lächerliche „Verwertungsgesellschaft“ haben, diese peinlichen Parasiten im kreativen Pelz der Gesellschaft, die es bisher in ihrer unnachahmlichen Arroganz für geboten hielten, deutschen Usern selbst die Videos vorzuenthalten, die von sehr hörenswerten Bands auf ihren eigenen Webseiten präsentiert worden sind.
Wie kommen derartige Kulturterroristen auch nur auf die Idee, sie dürften auf ihrer Webseite Videos zeigen, die sie selber gemacht haben und selber dort hochgeladen und in denen diese Bands – Hölle! – ihre eigene Musik einem Publikum präsentieren? Völlig absurde Vorstellung natürlich.
Aber da hat die GEMA ja zum Glück den Alleinvertretungsanspruch. Ich kannte das bisher nur aus der politischen Geschichte der beiden deutschen Staaten, daß da irgendwer einen solchen Anspruch erhebt. Aber nein, die GEMA nimmt tatsächlich für sich in Anspruch, jeden Künstler in Deutschland zu vertreten, ob der das will oder nicht.

Selbst amerikanische Künstler, die in amerikanischen Computerspielen Musik hören lassen, die von amerikanischen Vertreibern vertrieben und amerikanischen Entwicklern entwickelt worden sind, werden von der GEMA „vertreten“.
Was dann für deutsche User hieß, daß man das Let’s Play von GTA V nicht gucken konnte, weil da wieder dieser übliche Warnbildschirm hochging, daß das böse Portal Youtube sich ja nicht mit der für mehr Gerechtigkeit kämpfenden Rittergilde des Lichts – also, der GEMA – auf einen Preis für die Musik geeinigt hätte.

Nur so als Anmerkung: Die Spielschmiede Rockstar Games, die GTA V gemacht hat, hat in den ersten vier Tagen nach Veröffentlichung des Spiels mehr als eine Milliarde Dollar damit umgesetzt. Und ich bin mir völlig sicher, daß diese Spieleschmiede sich vorher mit den Künstlern zusammengesetzt hat, die dort im Autoradio auf verschiedenen Kanälen Musik von sich geben, um dem Spieler beim Herumbrettern in Los Santos, dem virtuellen Äquivalent von Los Angeles, entsprechend Atmosphäre ins Ohr zu drücken.
Die werden schon ihr Geld gekriegt haben. Als PC-Spieler setze ich einfach voraus, daß ein professionelles Studio seine Dinge geregelt hat. Wo hier eine deutsche Verwertungsgesellschaft irgendeine Existenzberechtigung sieht, ist mir ein Rätsel. Mal abgesehen davon zahlt man mit jedem Rohling, jedem Drucker, Kopierer und sonstigem Zeugs immer eine Abgabe für das Urheberrecht.
Aber natürlich muß der Chef bei diesen Futterverwertern ein sechsstelliges Gehalt verdienen, versteht sich. Was wesentlich mehr ist als die GEMA so mancher jüngeren Band bezahlt, auch wenn die ganz gut läuft. Aber der Mann verdient das Geld ja auch nicht, der kriegt das nur.

Die nächste bizarre Nachricht ist dann, daß es jetzt demnächst auch Mautgebühren gibt in Deutschland. Also für alle, aber die deutschen Autofahrer kriegen das Geld zurück. Zumindest im Moment noch. Es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis der Staat das Geld dann doch behalten wird. Aber es heißt, daß Alexander Dobrindt von der CSU ein Projekt angeleiert hätte, das dann tatsächlich zustande kommt.
Das wäre noch bizarrer als diese Sache mit Youtube.
Die Krönung des ganzen sind dann die Chicago Cubs. Das ist eine dieser Mannschaften, die ein Spiel, das ich aus meiner Kinderzeit als „Brennball“ kenne, mit Schlaghölzern und kleineren Bällen spielen, was sich dann Baseball nennt. Und da haben es die Cubs geschafft, Meister zu werden.
Das ist ein bißchen so, als würde Leverkusen die Bayern am letzten Spieltag besiegen und dann auch Meister werden. Mit dem Unterschied, daß es die Cubs schon mal waren. Vor 108 Jahren zuletzt, da waren nicht nur die Schläger wirklich noch aus Holz, sondern vermutlich auch die Helme und Knickfußeinlagen der Spieler. Unglaubliche Sache.

Was mich dann zum Thema bringt. Amerika nämlich. Und bizarren Dingen. Wie Präsidentschaftswahlen. Betrachtet man die letzten Monate, fällt mir zum bisherigen Wettstreit der Horrorclowns, also dieser als Wahlkampf getarnten Desintegration jeglicher Reste amerikanischer Politkultur, nur eins ein: „WHAT THE FUCK?!“

Nach gründlicher Kalibrierung des Bizzarometers kommen wir zu den Wahlen in den USA. Krasser Scheiß.

Es ging bereits damit los, daß die Republikaner – das ist diese Mischung aus FDP, CSU und AfD, die sich in den USA als „konservativ“ bezeichnet – nicht nur einen oder zwei oder drei Leute ins Rennen schickten.
Nein, sage und schreibe 17 Leute traten an, um von den Republikanern zum Kandidaten für das Weiße Haus erkoren zu werden. Siebzehn!
Und was waren da für unglaubliche Penner dabei. In der ganzen Aufregung um Donald Trump sind die ausgeschiedenen Kandidaten völlig untergegangen.
Da war zum einen Jeb Bush, der Bruder von George II. aus Texas, der damals Gouverneur von Florida war, als George Präsident wurde. Oder auch nicht, denn das hat man ja im Nachhinein nicht mehr so festgestellt, wie es notwendig gewesen wäre.
Jeb Bush war von der Strahlkraft seines Familiennamens so überzeugt, daß er in der Kampagne nur mit „Jeb“ antrat. Mehr muß man nicht wissen, um die Präsidentschaften dieser Politfamilie korrekt zu beurteilen.
Dann war da dieser andere Typ, so ein Schwarzer. Ben Carson, ehemaliger Neurochirurg. Glaubt nicht daran, daß Klimawandel existiert und hält sich für von Gott berufen, Präsident der USA zu werden. Ein klarer Fall eines Arztes, der wohl besser sein eigener Patient werden sollte, denn da kann was nicht ganz richtig ticken im Oberstübchen.

Dann war da noch Carly Fiorina. Das ist die Frau, die vor Jahren mit großem Tam-Tam den Chefsessel bei Hewlett Packard übernahm und damals als das leuchtende Beispiel dafür gefeiert wurde, daß Frauen automatisch die besseren Menschen sind und natürlich auch hier in Deutschland viel mehr davon irgendwelche hohen Vorstands- und Chefposten einnehmen sollten. Nachdem sie CEO geworden war, konsolidierte sie die Finanzen des angeschlagenen Konzerns und steigerte den Umsatz.
Kunststück, denn Druckertinte ist heute umgerechnet etwa so teuer wie Gold. Wobei ich fairerweise sagen muß, daß dieses Konzept schon vor Ms Fiorina existierte, sie hat es nur konsequent weiterverfolgt. Außerdem haben unter Fiorina mehr als 20.000 Mitarbeiter ihren Job verloren. Die superharte Managerin hat also nichts anderes gemacht als andere Supermanager auch immer: Leute entlassen, Gehälter gekürzt oder eingefroren und natürlich Preise erhöht.
Außerdem hat sie nach dem Ende ihrer HP-Laufbahn ein Buch geschrieben, in dem sie sich selber als großartig lobt und von HP bekam sie noch etwa 21 Millionen Dollar hinterhergeworfen, als sie ging.
Da muß der normale Wartungstechniker bei HP lange für stricken. Soweit also zu den total einfühlsamen und unterschiedlichen weiblichen Methoden in hohen Positionen, verehrte Feministas und Feministen. Von der überwältigenden Innovationskraft solcher Maßnahmen rede ich da mal gar nicht.

Mit großen Hoffnungen gestartet war auch Marco Rubio, Sohn kubanischer Exilanten. Die große Hoffnung der NeoCons, der Neo-Konservativen, wohlgemerkt.
Ich kann nur jedem raten, sehr vorsichtig zu werden, wenn irgendwer mit einem Wort hausieren geht, daß ein „Neo“ als Vorsilbe braucht.
Früher™, als Worte noch in ihrer korrekten Bedeutung eingesetzt wurden, wollen Konservative irgendwelche Dinge erhalten. Wie es der Name schon sagt. Die „Neo-Konservativen“ wollen normalerweise Dinge abschaffen. Das Grundrecht auf Asyl in Deutschland oder den Sozialstaat oder Frau Merkel beispielsweise.
In den USA wollen sie keine Abtreibungen, dafür um so mehr Waffen für alle und jeden. Außerdem wollen sie keine Einwanderer, die illegal sind. Denn die zahlen zwar Steuern – im Gegensatz zu guten alten amerikanischen Konzernen wie General Electric – sind aber ansonsten natürlich völlig unnütz und nehmen tapferen Amerikanern ihre Arbeitsplätze weg. Oder kriegen zu viele Kinder. Oder bringen Krankheiten mit. Der ganze ausländerfeindliche Propaganda-Scheißdreck, den man hier in Deutschland von der Neuen Rechten in Form der AfD und anderen auch zu hören kriegt.
Steuern abschaffen wollen die auch, aber natürlich nur für Unternehmen. Denn es heißt ja „freies Unternehmertum“ und das bedeutet für die NeoCons auschließlich „steuerfrei“.
Das die USA mal ein paar Mehreinnahmen gut gebrauchen könnten oder auch weniger ausgeben – für Waffen oder so – kommt einem NeoCon nicht in den Sinn. Warum auch, denn kein einziger der Abgeordneten in Repräsentantenhaus oder Senat in den USA ist nicht mindestens doppelter Millionär.
Das ist ein Punkt, der bei politischen Lager verbindet, wie in anderen Ländern auch: Reiche Leute machen Politik für noch reichere Leute und damit die starken Schultern mehr tragen können, macht man die Schwachen leichter, indem man die Sozialhilfen zusammenkürzt, wo es nur geht.
Ob USA, Großbritannien, Griechenland oder Deutschland – da sind sie alle aus einem Holz geschnitzt.

Ted Cruz kommt mir noch in den Sinn, der andere Hoffnungsträger und längere Zeit Konkurrent von Donald Trump.
Cruz ist für Waffen für alle, gegen Abtreibungen, wenn das Leben der Mutter nicht gefährdet ist und außerdem noch gegen gleichgeschlechtliche Ehen. Außerdem wollte er die allgemeine Krankenversicherung wieder abschaffen und die Steuerbehörde gleich mit. Dieser Typ hätte auch Berater der Regierung Schröder sein können. Das kleine Handbuch „Wie ruiniere ich den Staatshaushalt in nur zwei Minuten“ hat er bestimmt mitverfaßt.
Auch Cruz leugnet, daß hundertfünfzig Jahre Kohlendioxid in der Atmosphäre irgendeine Auswirkung auf das Klima haben könnten und spricht davon, daß es ja keinerlei Beweise dafür gebe.
Das ist insofern richtig, als daß es für Leute wie ihn niemals Beweise für irgend etwas gibt, wenn die nicht zum Weltbild im Kopf passen.
Ich persönlich möchte ja gerne mal alle republikanischen Politiker in ein Dorf sperren. Mit einem hohen Zaun drumherum und mit einem See in der Mitte, in den die Abwässer ungeklärt hineinfließen und aus dem auch das Trinkwasser kommt. Republikaner mögen Zäune. Natürlich wird das Trinkwasser nicht vorher geklärt, denn ich glaube nicht, daß die Tatsache, daß die gesamte Dorfbevölkerung in den See kackt, im Wasser irgendwas verändern kann. Dafür gibt es keine Beweise. Außerdem könnten wir das nicht bezahlen, denn keiner zahlt hier irgendwelche Steuern. Und wenn einer Durchfall kriegt oder Typhus, würde ich empfehlen, mal sonntags in die Kirche zu gehen und zu beten. Machen Republikaner auch immer gern. Jedenfalls ist ein Zusammenhang mit dem Wasser völlig ausgeschlossen und ich muß das wissen in dem Moment, denn ich bin Politiker und jeder weiß, daß Politiker alles können. Niemand braucht Wissenschaftler für irgendwas.
Ted Cruz erhielt 2015 alleine 25 Millionen Dollar von Unternehmen, die allesamt der fossilen Branche angehören.
Wäre Verrat an der Menschheit ein Straftatbestand, die republikanische Partei würde ihn erfüllen. Manche Menschen lassen sich für alles kaufen, wenn nur die Summe hoch genug ist.

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Bild 1: Klare Darstellung der USA in ihrer Reinform
Es ist nicht ganz fair, der Lady Liberty das Gesicht von Donald Trump zu geben, denn Geld und Waffen sind der Kern der USA als ganzes, nicht nur der lächerlichen Reste der republikanischen Partei. Insgesamt hat Thomas Plaßmann aber wieder einmal schön getroffen.

Donald Trump läßt sich nicht kaufen.
In einem noch nie dagewesenen Triumphzug hat dieser Typ einen Konkurrenten nach dem anderen aus dem Rennen geworfen und war am Ende derjenige, den die Republikaner gemäß ihrer Regularien zum Kandidaten ernennen mußten, was einigen von ihnen noch immer krampfartige Bauchschmerzen bereitet.
Dabei ist Donald J. Trump ist exakt der Mann, den die Republikaner sich mit ihrer Politik der Gottesfürchtigkeit und Antiwissenschaft redlich verdient haben. Wer das nicht versteht, schaue einmal 24 Stunden den Sender „Fox News“. Aber Vorsicht, es besteht die Gefahr, sich mit akuter Kleinhirnschrumpfung zu infizieren!

Nichts konnte den Mann aufhalten. Wie eine Flipperkugel dengelte die kleine, pelzige Alienkreatur, die auf dem Kopf von Mr Trump wohnt und seinen Körper steuert, durch die Vorwahlkampagne und auch den Hauptwahlkampf.
Seine Behauptung, er würde kein Geld bekommen, sondern alles selber bezahlen, war eine Lüge.
Er forderte, daß alle Muslime in den USA sich registrieren lassen müssen.
Er behauptete, er würde eine Mauer zu Mexiko bauen und Mexiko würde diese bezahlen. Trump protzte mit Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, allgemein feindlicher Feindlichkeit und Freundesfeindlichkeit gegenüber der NATO und Europa.
Dieser Typ ist der bekloppteste Ausbund der brechreizerregenden amerikanischen Weltherrscher-Arroganz, die mir in meinem ganzen Leben bisher untergekommen ist.
Trotzdem ist Donald J. Trump, Multimilliardär, Steuerhinterzieher, Immobilienabzocker und – allgemein menschlich gesprochen – bildungsbefreiter Intelligenzallergiker, jetzt tatsächlich der Typ, den die USA nächste Woche zum Präsidenten wählen können. Womöglich ist er es gerade deswegen.

Donald Trump ist das Destillat aus 40 Jahren US-Politik und der gesellschaftlichen Verblödung eines ganzen Landes. Seine Gegenspielerin aber auch.

Auf der anderen Seite stehen wie immer die Demokraten. In einem höchst spannenden Wettrennen zwischen Bernie Sanders, einer Art sozaldemokratischen Batman mit Arthritis aus dem Jahre 1970, und Hillary Rodham Clinton, der Ehefrau von Bill „Blowjob“ Clinton und treue Begleiterin der Karriere ihres Mannes, setzte sich Ms Clinton schließlich als Kandidatin durch.
Was auch von vornherein klar war. Nicht etwa, weil Ms Clinton auch Erfahrung als Außenministerin vorweisen kann oder im Gegensatz zu anderen Kandidaten auch weiß, daß Aleppo eine Stadt in Syrien ist und kein Schokoriegel.
Nein, Clinton stand von vornherein als Siegerin der Vorwahlen fest, da es bei den Demokraten die sogenannten Superdelegierten gibt, die auf dem Nominierungsparteitag eben für den Kandidaten stimmen, den die Partei für den besten hält. Diese Delegierten werden nicht von den Bürgern in den Vorwahlen bestimmt, die stehen von Beginn an fest. Sonst bestünde ja das Risiko, daß der Kandidat nominiert werden muß, der nicht das meiste Geld von der Wall Street bekommen hat. Die Nominierung der Demokraten ist also erheblich undemokratischer als bei der Konkurrenz.
Außerdem stellte sich nach der Nominierung von Clinton heraus, daß die Führung der Partei die ganze Zeit der Vorwahlen hindurch gegen Bernie Sanders opponiert hat. Man hat quasi eine geheime Kampagne geführt, um den anderen Kerl nicht gewinnen zu lassen. Amerikanische Politik ist eine miese Schlangengrube.

Bereits von allerersten Moment an war den Planern der ganzen Politshow wohl klar, daß Hillary Clinton nur dann eine Chance hat, wenn die Gegenseite eben noch unsympathischer rüberkommt. Beide Kandidaten haben während des gesamten Wahlkampfs die miesesten Beliebtheitswerte aufgewiesen, die es jemals in einer Präsidenschaftswahl gegeben hat.
Hillary Clinton wirkt als Vertreter des normalen Arbeitnehmers, der unterprivilegierten Schwarzen, der Latinos und anderer Wahlklientel etwa so glaubwürdig wie Darth Vader als Leiter des örtlichen Waisenhauses.
Ihr mitreißender Charme entspricht etwa dem einer Klinikpackung Valium. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, daß Ms Clinton wegen ihrer eMail-Affäre aus ihren Zeiten als Außenministerin eigentlich in Untersuchungshaft sitzen müßte und vermutlich wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit eine Anklage zu erwarten hätte.

Aber das gilt natürlich nur für normale US-Bürger. Eine Präsidentschaftkandidatin kommt mit solchen Dingen unbeschadet davon, wo kämen wir da hin, wenn es ein Recht für alle gäbe?
Gerade eben hat Chelsea Manning, ehemals Bradley Manning, in ihrer Isolationshaft den zweiten Selbstmordversuch unternommen. Aber das ist natürlich die angemessene Strafe für jemanden, der WikiLeaks Informationen zugesteckt hat, die das bestätigten, was ohnehin schon jeder vermutete. Ich wette darauf, daß eine Präsidentin Clinton mit neuen Gesetzen, die gegen derartig gefährliche Landesverräter gerichtet sind, weitere Bradley Mannings produzieren wird.

Nach einem Wahlkampf, der von seiten eines Donald Trump mit Haß und Gewalt durchsetzt worde ist wie noch niemals einer zuvor, kommen die USA nächsten Dienstag an die Urnen. Ich fürchte, es könnte die letzte Wahl in diesem Land sein, die den Ansprüchen an ein gutes Demokratietheater halbwegs genügt.
Die USA, schon längst keine demokratische Republik mehr, sind dabei, sich in Weimar zu verwandeln. Eigentlich sind sie es schon. Wie immer fürchten sich die Spinner der rechten Milizen, die überall in den USA rumfallen davor, daß ihnen Präsidentin Clinton ihre heißgeliebten Waffen wegnehmen wird. Deshalb trainieren sie schon mal.
Die Stimmung ist aufgeheizt wie nie in dem Land drüben hinterm Atlantik. Trump hatte sich geweigert, das Ergebnis einer Wahl anzuerkennen, sollte er nicht gewinnen – ein Affront gegen jede politische Sitte der USA, über den selbst seine Partei empört gewesen ist. Überhaupt geben die Ansichten der Wählergruppen einen guten Einblick in den katastrophalen Zustand amerikanischer Innenpolitik.

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Bild 2: Amerikas todkranke Demokratie
Man beachte, daß 23% aller Befragten sagen, die Anerkennung des Wahlergebnisses sei nicht so furchtbar wichtig. Bei den Demokraten. Nur 25% glauben, daß bei US-Wahlen niemals geschummelt wird. Bei den Demokraten.

Besonders schön finde ich das „Depends“ in der Kategorie „Wenn mein Kandidat nicht gewinnt, dann erkenne ich das Ergebnis an“.
Es kommt drauf an? Auf was? Welcher Bewohner einer Demokratie antwortet auf so eine Frage mit „Kommt drauf an“?

Aber so ist das eben, wenn man jahrzehntelang das Mißtrauen gegen den Staat zum Leitfaden seiner Politik macht. Irgendwann kommt einer, der die Leute beim Wort nimmt und die logischen Konsequenzen zieht. Nämlich Trump.
Ständig Steuerbehörden abschaffen wollen oder über die Kosten von Sozialhilfen meckern, aber jedes Jahr 600 Milliarden Dollar für Waffen ausgeben – und sich dann wundern, wenn schießwütige Rednecks die Wahlen mißtrauisch beobachten und mit Gewalt drohen. Genau wie bei der AfD wird schon im Vorfeld von Wahlmanipulationen gerüchtet und die eigene Schlägertruppe in Marsch gesetzt, um die Wahlen zu beobachten – notfalls auch mit heimlich installierten Kameras in Wahllokalen. Ein klarer Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte und das Wahlgeheimnis, natürlich. Aber das stört rechtsgerichtete Politik ja nur dann, wenn ihre eigenen schmutzigen Geheimnisse aufgezeichnet werden. Oder veröffentlicht.

Amerikas dissoziative Persönlichkeitsstörung kommt endlich für alle sichtbar an die Oberfläche in diesen letzten Monaten.
In Texas kann man sich mit einem Studentenausweis nicht zur Wahl anstellen. Mit einem Waffenschein ginge das. Zumindest kann man diesem Bundesstaat nicht vorwerfen, er setze keine klaren Prioritäten.
Einem Präsidenten wie Ronald Reagan mußten seine Berater Zeichentrickfilme zeigen, damit sich der Mann überhaupt mit der Realität beschäftigte. Ich stelle mir vor, wie der Herr über noch immer genug Atomwaffen, um den Planeten mehrfach zu grillen, morgens im Briefing Room sitzt und ihm irgendwer einen Zeichentrickfilm gebastelt hat, der im 50er-Jahre-Propaganda-Stil erläutert, wo denn die Sowjetunion liegt und warum die Russen böse sind. Ich kann an dieser Szene in meinem Kopf nichts Lustiges finden.

In einer Dokumentation sagt einer der Köpfe folgenden Satz: „Wissen Sie, ich war über 40 Jahre im Umfeld von Präsidenten mit Sicherheitsfragen beschäftigt. Meines Wissens bedeutet ‚langfristige Planung‘ in Washington D.C. soviel wie ’nächste Woche‘.

Ich glaube dem Mann in der Dokumentation das aufs Wort. Denn inzwischen wissen wir aus diversen Büchern und anderen Dingen, daß unter George W. Bush Amerikas Regierungsjunta nur Probleme auf den Tisch gelegt hat, die per Definition „das Potential haben, innerhalb der nächsten 90 Tage zu einer Katastrophe zu führen“.
Ich habe nirgendwo einen Hinweis gefunden, wie denn in dieser Zeit der Schreckensherrschaft von George II. das mit der Katastrophe eigentlich definiert war. Ich vermute aber einfach mal, daß es dabei nicht um die weitere Verfügbarkeit einer bestimmten Doughnut-Sorte oder etwas Ähnliches ging.

Wenn also jemand glaubt, es hätte nicht schon Vollidioten und ahnungslose Bekloppte im Weißen Haus gegeben, hat er die letzten Jahrzehnte eindeutig nicht auf diesem Planeten verbracht. Aber als Reagan herrschte, gab es da ja zumindest noch die Sowjetunion als Gegenpol.
Als Bush herrschte, gab es diesen Gegenpol schon nicht mehr und man konnte sehen, was ein ungebremster amerikanischer Präsident in Kombination mit skrupellosen Kriegstreibern, die eine eigene Agenda verfolgen, alles kaputtmachen kann in nur acht Jahren. Unter den Folgen leidet die Welt heute noch.
Was ist mit einem Präsidenten, der ungebremst ist und der die USA immer noch für das tollste Superland des Planeten hält? Also die abgrundtiefe Dämlichkeit und Arroganz eines George W. Bush in Kombination mit der dementen Realitätsblindheit eines Ronald Reagan?
Nun, dann kommt man etwa auf Donald Trump, vermute ich mal. Eine AfD auf zwei Beinen halt, der Mann. Gefühlte Fakten und gefühlte Angst in gefühlter Armut, manchmal auch geistiger. Hätte nicht noch irgendwer eine Katze aufstellen können oder so? Oder sein Pferd, um auf römische Sitte zurückzugreifen?

„Wer nicht Hillary Clinton wählt als Frau, kommt in die Hölle“.

Das Zitat stammt von derselben Madeleine Albright, die auch schon ganz oben zitiert worden ist. Albright, damals Außenministerin der USA, hatte das Eingangszitat im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen den Irak in einem Interview gebracht. Das sind die Ansichten von Führungspersönlichkeiten einer Nation, die gegen religiös fundierten Terrorismus zu kämpfen vorgibt. Das ist der Boden, auf dem Hillarys und Donalds gewachsen sind.
Diese Sanktionen haben nach Schätzungen der UN etwa eine halbe Million irakischer Kinder das Leben gekostet. Denn es sind in solchen Fällen immer die Schwächsten, deren Sterblichkeitsrate deutlich ansteigt.
Die Sanktionen wurden von Hillary Clinton in der Öffentlichkeit immer unterstützt.
Ms Clinton ist auch ausgesprochener Fan einer Flugverbotszone über Syrien.
Aber was ist, wenn sich die syrische Luftwaffe nicht dran hält und die russische auch nicht? Und das werden die nicht tun, da wette ich drauf.
Was will Ms President dann machen? Moskau bombardieren?

Trump mag unfähig sein und erratisch, aber das heißt keinesfalls, daß Hillary Clinton automatisch besser sein wird. Oder ungefährlicher. Was wollen wir in Europa mit einer USA tun, in der viele Menschen zu Donald Trump überlaufen, weil die sogenannte Demokratie eben nicht mehr funktioniert, schon gar nicht nach irgendeinem Mehrheitsprinzip?
Ebenso wie Europa befinden sich die USA im Endstadium einer verrottenden Oligarchie der Konzerne mit einer Plutokratie aus Politikern, Konzernvorständen, Hedgefondchefs, Investmentbankern und Medienmogulen.
Demokratie kann ich hier in weiten Teilen nur noch als dünne Schicht erkennen. Ich will Trump nicht als Präsidenten, aber verdient hätten ihn die USA allemal.

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Bild 3: Der wahre Sieger der Wahlen
Es ist völlig unerheblich, welche Person die Wahlen gewinnt. Für „Corporate America“ wird sich nichts ändern. Steigende Aktienkurse werden weiterhin eine Wirtschaft simulieren, aus der immer mehr Menschen herausfallen.

Angesichts der zunehmenden Fliehkräfte auch in Europa wäre es dringend Zeit, vom Zerfall anderer Systeme zu lernen. Machen wir aber nicht. Lernen die USA aus dem Zerfall anderer Systeme – der Sowjetunion nämlich?
Nö. Da steht einer und sagt „Make America great again“. Und alle jubeln ihm zu.
Und die Gegenrede hält so eine penetrante Tussi und sagt „America is still great“. Auch sie erntet Jubel.
Die Lernfähigkeit und Aufgeschlossenheit der meisten Politiker wäre auf einer Temperaturskala derart niedrig, da könnte man Pinguine das Fürchten lehren.

So ungern ich das sage: Mir wäre ein durchgeknallter, sexistischer, egomanischer Immobilientycoon wie Donald Trump im Weißen Haus wesentlich lieber als eine aufgeräumte und gut organisierte Killerbraut wie Hillary Clinton, die mit ebenso frostigem Lächeln Drohnentodeslisten abzeichnen wird wie sie Sanktionen gegen andere Länder mitgetragen hat und trägt.
Ebenso wie Trump ist sie in einer geistigen Version von Amerika verfangen, die mit der Realität nur noch eine begrenzte Schnittmenge aufweist. Doch in ihrer kaltschnäuzigen, arroganten Berechnung ist sie wesentlich gefährlicher.
Es sind die dummen Schlägertypen ohne jede Empathie, die Konzentrationslager führen oder andere Dinge tun in der Geschichte. Die „Ich habe nur Befehle befolgt“-Leute. Aber es sind die klugen Planer im Hintergrund, die diese Lager und die zu regelnden Abläufe darin erst entwerfen. Gebildeter sein als andere ist kein Kriterium für weniger grauenvolles Potential, da muß man kein großer Historiker sein, um das zu erkennen.
Trump hätte keine Lust, die Lage in Syrien zu eskalieren. Einmal weiß er vermutlich nicht genau, wo das verdammte Land liegt. Und zum anderen würde er instinktiv erkennen, daß es hier nichts zu gewinnen gibt. Geschäftsleute wie er würden eine Gelegenheit ergreifen, die Gewinn verspricht oder die Möglichkeit, große Mengen Steuern zu sparen, was auch Gewinn bringt. Syrien ist für die USA keine solche Gelegenheit.

Bei einem kleinen Faktencheck hat ein Politmagazin die Aussagen von Trump zu gut 70 Prozent als gelogen, größtenteils falsch oder „pants on fire“ kategorisiert, also als völlig absurd. Man denke an Horst Seehofer, Volker Kauder, Beatrix von Storch und Cem Özdemir in einer Person. Das Problem ist, daß Hillary Clinton mit 26 Prozent in denselben Kategorien punktet.
Auf der einen Seite steht einer, der in locker zwei Drittel aller Fälle Mist erzählt und lügt, ein sexistisches Arschloch, das keine Ahnung von Politik hat.
Auf der anderen Seite steht eine, die bereits mehrfach mitverantwortlich war an der Durchführung von Angriffskriegen, die bereits zig tausende von Menschen ihr Leben gekostet haben. Eine erfahrene Politikerin, die von demselben Presseerzeugnis bescheinigt bekommt, sie lüge ja „nur“ in 26% aller Fälle.
Zieht man dann noch in Erwägung, daß es sich hierbei um die Wahl in der offziell besten und tollsten und demokratischsten kapitalistischen Weltmacht handelt, die es auf unserem Planeten gibt, muß ich mir ernsthaft eine ganz dringende Frage stellen: Wie weit ist der Untergang der sogenannten westlichen Demokratien eigentlich bereits vorangeschritten, wenn einem derartiges Personal als das beste und fähigste präsentiert wird, das man hat auftreiben können?

Für einen Moment lang, im Januar 2008, sah es so aus, als wäre etwas anderes möglich. Ein neues, ein besseres Amerika, das sein Trauma aus Vietnam, aus Bush und zu vielen Kriegen und zuviel Heuchelei endlich abschütteln könnte.
Ein Amerika mit etwas anderem als Business as Usual.
Aber das war es nicht. Guantanamo ist immer noch geöffnet. Noch immer ist Amerika nicht bereit, seine Schuld dadurch anzuerkennen, daß den Insassen dieses Folterlagers nach ihrer Entlassung der Rechtsweg offensteht, um gegen die USA zu klagen.
Die amoklaufenden Banken sind noch immer unreguliert und laufen weiter Amok. Der erste schwarze Präsident hat sich ebenso als Verbündeter der Wall Street erwiesen wie seine Vorgänger. Die Liste der größten Spender für Barack Obamas Kampagne von 2012 liest sich übrigens genauso wie die von Mitt Romney, seinem Gegner. Nur die Reihenfolge differiert etwas.
Die Lücke zwischen Arm und Reich ist nicht kleiner geworden. Millionen Amerikaner haben ihr Haus verloren und ihre Arbeitsplätze. Viele von ihnen haben das nicht wieder zurückbekommen.
Der voreilig mit dem Friedensnobelpreis bedachte Präsident hat sich zum ersten Cyberkrieger und Drohnenmörder entwickelt und sich dieses Preises als ebenso unwürdig erwiesen wie Mao Tse Tung oder Stalin es gewesen wären.
Der tiefsitzende Rassismus der US-Gesellschaft ist durch Präsident Obama erst recht offengelegt worden und durchzieht das Land wie eine eiternde Narbe. Allerdings ist das nicht die Schuld des Präsidenten.

George W. Bush mag den Überwachungsstaat angeleiert haben, aber Obama hat ihn massiv ausgebaut und gestärkt. Ebenso wie in Europa und Deutschland hat man mit nachträglichen Gesetzen illegale und verfassungswidrige Tätigkeiten außer Kontrolle geratener Geheimdienste legitimiert. Sie werden dadurch nicht weniger unrecht oder demokratischer. Sie sind halt nur nicht mehr illegal.

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Bild 4: Darth America
Sowohl Clinton als auch Trump werden die Überwachung ausbauen. Der eine intern, die andere überall. Beide würden Kriege führen. Der eine gegen eingebildete Gegner im Inland, die andere gegen selbst erschaffene Gegner im Ausland. Business as usual wird die Wahl gewinnen. Stark die dunkle Seite ist.

Während sich die amerikanischen Medien ohne jede Beweise das Maul darüber zerreißen, daß Rußland mit Hackern die Wahl zu beeinflussen versucht, um das „Vertrauen in die amerikanische Demokratie zu erschüttern“, wie es die Washington Post formulierte, realisiert dieses nervenkranke, hysterische Land nicht, daß es längst keine Demokratie mehr ist.
Während sie den Cyberkrieg anderer Länder anprangern, haben die USA selber erst im letzten Jahr beschlossen, einen Angriff im virtuellen Raum auch mit realen Waffen zu beantworten. Ab jetzt kann jeder Mausklick mit einer smart bomb vergolten werden und wir scheißen dabei auf die Uhrzeit.
Gleichzeitig kündigen amerikanische Geheimdienste an, daß sie einen massiven virtuellen Gegenschlag gegen Rußland vorbereiten. Also einen Cyberkrieg.
Selbst das ist an Heuchelei kaum zu überbeiten, denn die USA führen längst einen solchen.
Dabei wird gerade eine Liste mit jump-hosts der NSA veröffentlicht, aus der klar hervorgeht, daß dieser Dienst gerne Server in China und Rußland benutzt, um seine eigenen Angriffsaktivitäten zu tarnen.
Soweit dann zu der Behauptung, es müßten ja die Russen sein, die irgendwas hacken, nur weil ein paar ganz findige Superexperten Dateiordner mit kyrillischen Buchstaben gefunden haben.

Nein, Amerika wird den Pfad des business as usual niemals verlassen. Im Gegenteil. Das sterbende Zentrum eines langsam zerfallenden globalen Imperiums hat seinen arroganten Machtanspruch jetzt auch auf die virtuelle Welt ausgedehnt und fordert von anderen Staaten bedingungslosen Gehorsam.
In meinen Augen sind die USA ein Land am Rande eines neuen Bürgerkriegs. Die Situation ist nicht groß unterschiedlich von einer Weimarer Republik oder einem Frankreich des Jahres 1789.
Ich bin der festen Überzeugung, daß die erste sichtbare Phase des fortschreitenden Untergangs des Amerikanischen Empire mit einer militärischen Niederlage zusammenhängen wird. Einer Niederlage gegen einen im Vorfeld natürlich als unterlegen betrachteten Gegner. Niemand sagt, daß dieses neue Vietnam in einem realen Schlachtfeld stattfinden muß. Dieser Moment, in dem die Nation Amerika da stehen wird und sich klarmachen muß: „Der Krieg ist vorbei. Und wir haben ihn verloren.“ – er ist unvermeidlich. Ich kann ihn in der Zukunft bereits deutlich erkennen.
Wenn man bedenkt, in was für ein Land sich diese einstmals hoffnungsvolle Nation durch das Trauma des vietnamesischen Dschungels verwandelt hat, muß man vor den Implikationen eines zweiten derartigen Traumas keinerlei Illusionen haben.
Je wilder das Empire um sich schlägt, um sich über Wasser zu halten, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß es dabei etwas aufstört, das kräftig zubeißt, um sich zu wehren.

Obama hat versucht, zu retten, was er konnte. Aber auch er ist den Zwängen der Geschichte nicht entkommen, denn auch er ist unfähig, sie zu erkennen.

Am Pfad des BAU wird sich weder mit Donald Trump noch mit Hillary Clinton etwas ändern. Allerdings halte ich die unausweichliche militärische Niederlage Amerikas mit Ms Clinton im Weißen Haus für sehr viel wahrscheinlicher.
Am Mittwoch werden wir wissen, wovor die USA mehr Angst haben zur Zeit. Business as usual oder allem anderen. Wenn Hillary Clinton gewinnt – was ich aufgrund des Wahlsystems annehme – hat die Welt nur ein wenig Zeit gewonnen. Ein grundlegender Poitikwechsel wird mit ihr nicht stattfinden.
Donald Trump hingegen könnte der Mann sein, der aus der falschen Motivation heraus einige Dinge richtig macht.
Wer immer am Mittwoch unserer Zeit als Präsident Nummer 45 feststehen wird, er übernimmt ein Land, das kurz davor ist, endgültig über die Klippe des Wahnsinns in den Abgrund zu stürzen. Ich neide ihm oder ihr diese Aufgabe nicht.
Weder Trump noch Clinton werden sie meistern, denn ihr Bild der Welt und ihrer Nation ist ein anderes, ohne Wurzeln in der Realität. Sie werden also die eigentliche Aufgabe nicht einmal erkennen.

Egal, wer das Amt innehaben wird, früher oder später wird jeder von ihnen sagen „Gott schütze Amerika“. Bei irgendeiner Gelegenheit sagen amerikanische Präsidenten das immer.
Aber da ist kein Gott. Kein „manifest destiny“ wie es die Amerikaner so gerne nennen. Keine auserwählte Nation, der es bestimmt ist, die Welt zu beherrschen.
Sehr bald werden Amerika über zwei Jahrhunderte der Heuchelei und der Realitätsblindheit mit Zinsen zurückgezahlt werden und diese Offenbarung wird dieses Land nicht überleben. Die Sowjetunion hatte den Anstand, ohne einen blutigen Bürgerkrieg und außer Kontrolle geratene Generäle mit Atomwaffen in der Hand unterzugehen. Ich befürchte, daß die USA diese letzte Würde nicht aufbringen werden.

Auch nach dieser Präsidentschaftswahl wird die Lange Dämmerung ihren Fortgang nehmen. Die Frage ist eigentlich nur, ob das Siechtum des imperialen Zentrums unserer Welt verlängert wird oder der Krankheitsverlauf sich beschleunigt. Die interessanten Zeiten werden uns jedenfalls erhalten bleiben. An diesem Punkt bin ich mir völlig sicher.
In Kalifornien stimmt die Bevölkerung am Dienstag parallel darüber ab, ob sie das Kiffen legalisieren will. Ich denke, ich weiß auch hier, wie die Entscheidung aussehen wird. Das ganze Land wird in Zukunft einige ordentliche Tüten vertragen können.

8 Comments

    1. Ich bin mal gespannt, wie mir Mittwochmorgen die Worte fehlen, wenn alle Hillary abfeiern, als würde sie demnächst beim Washington Monument übers Wasser gehen.

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  1. Während des lesens wurde ich langsam ungeduldig, aber dann haste doch noch irgendwie die Kurve gekriegt und erkannt, dass ein unberechenbarer Trump mit schlechten Manieren immer noch besser ist als eine Clinton, die sich klar bei den Massenmördern eingereiht hat.
    Ich finde auch, daß man dem Trump nicht seine Oberflächlichkeit vorwerfen kann, wenn man zwei Zeilen weiter Witze über dessen Frisur macht. Zumal der Gag schon arg abgedroschen ist. Ich meine der gute Mann hat, was die Weiber in den Staaten anbetrifft, die reine Wahrheit gesagt; du kannst sie wild begrapschen, wenn du berühmt bist. Charlie Sheen wird das sicher bestätigen. Aber Wahrheit geht halt nicht – die Weiber sind heilig.
    Ich sage die Weiber sind die besseren Untertanen, denn immerhin hat unsere Werbewirtschaft sehr deutlich festgestellt, dass die sich viel leichter manipulieren lassen. Damit sind sie in meinen Augen eine Gefahr für die Demokratie, was sich die Schweizer auch gedacht haben, weshalb dieses Land 1990 auch die letzte Nation war, die das Wahlrecht für Frauen flächendeckend eingeführt hat. Und das ist noch nicht alles. Die Werbefritzen haben außerdem heraus gefunden, daß die Weibchen das Einkaufen als Freizeitbeschäftigung begreifen, was sie irgendwie zur treibenden Kraft beim Konsum macht. Muß ja auch einen Grund geben, warum die Damenabteilung überall 80% der Verkaufsfläche ausmacht.
    Nur mal so als Hinweis welche Möglichkeiten wir haben um Demokratie und Klima zu retten.

    Kommen wir zum musischen Teil Deines Textes. Die GEMA ist für mich kein Aufreger mehr. Das Thema ist angesichts aller anderen Meldungen etwas unterdimensioniert. Die Elbphilharmonie liefert dagegen schon bemerkenswerte Zahlen, was aber niemanden wundern sollte. Ich meine, wenn man da extra Firmen gründet und spitzenmässig dotierte Posten schafft um ein Hotel mit Konzertsaal zu bauen, inklusive 42 Luxusapartments, dann ist es doch klar, dass die glücklichen Arbeitnehmer alles tun um ihren Vertrag zu verlängern.
    Hey, sozial ist was Arbeit macht. Und wir sollten auch nicht vergessen, daß die erste Kostensteigerung der Sicherheit der künftigen Fensterputzer diente – und Du machst ausgerechnet diese Fenster madig. tztz

    Bei all der Aufregung in den letzten Tagen muß Dir entgangen sein, daß da diverse Abrüstungsverträge zwischen der Superduper- und der Regionalmacht geplatzt sind, weil Putin langsam den Kanal voll hat.
    Und dann läuft da noch die einzig wahre Befreiung Mossuls durch die irakische Armee, den Amis, den Kurden, Iranern, Arabern, Kuwaitis, und was weiß ich wem noch. Hoffentlich können die sich einigen wer dann gewonnen hat.

    Am Ende möchte ich noch eine Lanze für den alten Stalin brechen. Der Mann hat immerhin alle bekämpft; Kapitalisten, Nazis, Konterrevolutionäre, Russen, und Monarchisten – und das alles total gleichberechtigt. Seriöser gehts doch gar nicht. Anstatt den immer als Negativbeispiel zu nennen, sollte er ein leuchtendes Vorbild sein – das entspräche auch vielmehr unserer Zeit.

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    1. Das hat mit Witz nichts zu tun. Ich bin fest davon überzeugt, daß Trump von der kleinen, pelzigen Alienkreatur auf seinem Kopf gesteuert wird.

      Und dann läuft da noch die einzig wahre Befreiung Mossuls durch die irakische Armee, den Amis, den Kurden, Iranern, Arabern, Kuwaitis, und was weiß ich wem noch. Hoffentlich können die sich einigen wer dann gewonnen hat.

      Ja, diesen Umstand hatte ich irgendwo bereits erwähnt. Letzte oder vorletzte Woche. Inzwischen weiß ich absolut sicher, daß westliche Bomben tatsächlich nur aus Marzipan bestehen.

      Am Ende möchte ich noch eine Lanze für den alten Stalin brechen. Der Mann hat immerhin alle bekämpft; Kapitalisten, Nazis, Konterrevolutionäre, Russen, und Monarchisten – und das alles total gleichberechtigt. Seriöser gehts doch gar nicht. Anstatt den immer als Negativbeispiel zu nennen, sollte er ein leuchtendes Vorbild sein – das entspräche auch vielmehr unserer Zeit.

      „Konterrevolutionäre“ sind immer eine Definitionssache. So wie „Kulaken“. Arschlöcher sind und bleiben Arschlöcher, da sind mir gebrochene Lanzen recht egal. Pol Pot hat auch alle bekämpft. In Südamerika haben miese Diktatoren alle bekämpft, die dem Kapitalismus Chicagoer Schule nicht folgen wollten.

      Ich breche für die keine Lanze. Höchstens in denen ab.

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  2. Oh, also dann – dann solltest Du ganz dringend einen Kurs in intergalaktischer Diplomatie belegen, oder zumindest abwarten was die extraterrestrischen Entwicklungshelfer für uns tun können.

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    1. Die haben uns längst eingezäunt und übertragen und zur Hauptsendezeit als Sitcom in die Galaxis. Seit Jahrhunderten. Fall wir hier jemals rauskämen, könnten wir von den fälligen Tantiemen einen neuen Planeten bei den Magratheanern bestellen.

      Ansonsten gilt intergalaktisch: „There is only one cause of action: Destroy them first!“ – Seven of Nine

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  3. Hallo „Kassandra“,
    ich lese deinen Blog schon länger, leider hast du zu oft recht. Was mir an President Trump am meisten Sorgen macht, ist aber nicht mal er selbst in diesem Amt, auch der wird wohl nun durch die Bürokratie eingebremst. Was aber echt eine Gefahr ist, ist der Mob, den er durch seine Rethorik so richtig angeheizt hat, der nicht nur schwer Bewaffnet ist, sondern sich nun auch noch im Recht sieht.
    Trump hat aber durch seinen WahlKAMPF bestimmt auch genug Gegner aufgescheucht, und wenn die sich dann, genau so bewaffnet, zu Dummheiten hinreissen lassen…. autsch.
    Stell dir mal ein Attentat auf ihn vor. Und dann was nachher dort abgehen würde.

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    1. Willkommen in meiner Bambushütte am Rande der Zivilisation, oh stiller Leser 😀

      leider hast du zu oft recht

      Der Fluch meines Daseins. Ich hätte einfach mal gerne auf ganzer Linie so richtig unrecht mit vielen Dingen.

      Es ist nicht nur der Mob. Man lese mal gerade die NYT oder den Guardian. Überall wird quasi zum zivilen Widerstand gegen Trumps Pläne aufgerufen. Weimar Amerika.
      Wie wird President Trump auf solche Dinge reagieren? Besonders wenn er eine Sarah Palin zur Innenministerin ernennt? Da braucht Kassandra nicht einmal tief einatmen, um in die Zukunft zu sehen. Weimar Amerika.

      Ich schätze, wir werden in den nächsten vier Jahren eine perfekte Demonstration der Auswirkungen von Grenzen des Wachstums und dem Gesetz des abnehmenden Ertrags zu sehen bekommen, wenn Trump wirklich versuchen sollte, ein „Neues Amerika“ aus Stahl zu bauen, angefeuert mit Kohle und Öl. Ich bekomme gerade ein empirisches Beobachtungsfeld geliefert für all die Dinge, die ich hier schon angeführt habe.

      Lange Dämmerung indeed.

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