„The American way of life is not up for negotiations.“
George H. W. Bush
Jetzt hat sie also begonnen, die COP21, diese Klimakonferenz in Paris. Die Abkürzung hat nichts mit den wahrscheinlich geradezu irrsinnigen Sicherheitsmaßnahmen zu tun, die nach dem jüngsten Terroranschlag in Frankreichs Hauptstadt an der Tagesordnung sein dürften.
In einem recht ordentlichen medialen Gewitter wird bereits seit mehr als einer Woche in diversen Zeitungen zusammengetragen, was denn da eigentlich passiert beziehungsweise passieren soll.
Insgesamt kommen Superman, Batman, Wonder Woman und Hulk zusammen, um die Welt wieder einmal vor dem Bösen zu retten. Und Chuck Norris. Zumindest liest es sich so, wenn man die Geschichte verfolgt.
In Wirklichkeit treffen sich da politische Delegierte aus aller Herren Länder. Umweltminister und -ministerinnen, die jeweiligen Stellvertreter, Präsidenten oder Vizepräsidenten, Premierminister oder eben deren Stellvertreter. 195 Länder haben irgendwelche Menschen, die sie mit Handlungskompetenz per Dekret ausgestattet haben, nach Paris geschickt.
Das ist insofern bemerkenswert, als es sich hierbei wohl tatsächlich um eine große, wenn nicht sogar die größte Konferenz der Tiere handeln dürfte, die es seit Menschengedenken gegeben hat. Immerhin sind das 100 Prozent aller Staaten der Erde, jedenfalls nach Auffassung der Vereinten Nationen, also echte Staaten im Rahmen des Völkerrechts. Die tatsächliche Anzahl der Ländereien liegt mit etwa 206 nur unwesentlich höher. Das Ausmaß des hier anberaumten Pow Wow ist also durchaus bemerkenswert.
Noch bemerkenswerter ist, daß sich hier nicht etwa 195 Peronen treffen, sondern eine nicht unbeachtliche fünfstellige Zahl. Das ist keine satirische Überspitzung von meiner Seite, die Gesamtzahl der in Paris herumwuselnden Klimatiker dürfte irgendwo zwischen 10- und 20.000 liegen.
Einige von ihnen sind Dolmetscher, denn das Sprachwirrwarr dürfte wahrhaft babylonisch sein bei einem derartigen Treffen. Immerhin existieren aktuell etwa 5.000 als Sprache definierte Kommunikationsformen auf dem Planeten Erde. Ohne einen Commander Data oder am besten einen C3PO, der ja bekanntlich auf 6 Millionen Kommunikationsformen programmiert ist, sorgt alleine schon dieser Faktor für erhebliche Zeitverzögerungen und Aufwand bei einer derartigen Konferenz.
Wiederum andere Personen sind nur dazu da, um den jeweils offiziell wichtigen Wichten, also den politischen Oberköpfen, ihren Arsch nachzutragen, das wäre dann der ganze Papierkram, den es immer noch gibt, da ändert die Digitalisierung nichts dran. Wenn man als Ministerpräsident von TakkaTukka 47 Termine an einem einzigen Tag abwickeln soll, braucht man jemanden, der das koordiniert.
Ich habe schon immer gesagt, daß eine fähige Chefsekretärin in den meisten Firmen wichtiger ist als der jeweilige Chef, denn sie hält den Laden tatsächlich am Laufen, wie man da so sagt, wo ich generisch herkomme. Der Chef ist austauschbar, aber nur die Sekretärin weiß exakt, gegen wen und wann der Ersatzmann kommt. Oder Ersatzfrau, natürlich. Wobei die Sekretärin auch ein Kerl sein kann. Aber das sind Details.
Zusätzlich zu diesen Leuten kommen aber auch noch die nach Paris, die die eigentliche Arbeit machen, und zwar schon bevor eine derartige Konferenz beginnt. Das sind die Leute, die vorher und hinterher, also jetzt gerade, in irgendwelchen schlecht belüfteten Konferenzräumen hocken und im 23. Unterausschuß für afrikanische Sandverteilungsfragen eben darüber befinden, wie denn jetzt das mit dem Sand genau geregelt werden soll.
Und dann sind da noch die Leute, die allen anderen wieder Steine in den Weg legen oder aber den Weg ebnen, solange sie denn bestimmen können, wohin dieser Weg führt. Das sind die Lobbyisten.
Von denen gibt es alleine im deutschen Bundestag mehr als es Abgeordnete gibt, was niemanden überraschen kann, der sich schon einmal mit so etwas beschäftigt hat. Was diesen neulich veranlaßt hat, mal wieder nicht so transparent zu sein, wie es denn sein sollte und der Öffentlichkeit auf keinen Fall zu verraten, wer denn da so ein und aus geht in den Büros der völlig unabhängigen und nur dem Wohle des Volkes verpflichteten Parlamentarier.
Allerdings scheint sich da jemand gedacht zu haben, daß diese Art des Geklüngels nicht sonderlich vertrauensfördernd wirken könnte, denn völlig überraschend – für mich jedenfalls – hat der gleiche Bundestag gerade eben doch eine Liste herausgebracht, in der man sehen kann, wer denn so im Parlament, das nach eigener Aufschrift ja dem deutschen Volke gehört, so ein und aus geht.
Wiederum wenig überraschend hat die CDU/CSU es geschafft, die meisten Menschen auf diesen Listen ins Parlament zu schleusen. Klar, die haben ja auch die meisten Regierungsjahre auf dem Buckel, irgendwie logisch.
Es ist auch nur eine Teilliste, da stehen die Menschen drauf, die Hausausweise für den Bundestag haben. Die sind also das Äquivalent zu Militärbediensteten auf einem Kasernengelände. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es in solchen Fällen Kontrollen gibt, möchte man ein derartiges Gelände betreten. Hat man die aber erst einmal überstanden, nimmt automatisch jeder auf dem Gelände an, man halte sich dort mit völliger Berechtigung auf, selbst dann, wenn man 10 Minuten später versucht, die Atomraketen aus dem Bunker mitzunehmen.
Ameisen gehen generell davon aus, daß jemand, der sich im Bau aufhält, das auch zu Recht tut. Menschen agieren da wie Ameisen. Nur erkennen sich Ameisen chemisch am Geruch. Menschen benutzen Ausweise und Anzüge und lassen so ziemlich jeden rein, auch wenn er ihnen nichts Gutes will.
Jetzt sind Lobbyisten kein Menschenschlag, der anderen Böses will. Dieser Typ Mensch besteht aus Personen, die dafür bezahlt werden, Arschlöcher zu sein.
Der Lobbyist an sich ist in der Lage, anderen Menschen zu erzählen, Rauchen verursache nicht nur keine Gesundheitsprobleme, sondern lasse auch die Haut in Schönheit erstrahlen und würde die Abwehrkräfte des Körpers stärken.
Diese Leute sind in der Lage, Werbekampagnen entwerfen zu lassen, in denen eine Mischung aus Industriefarbstoffen, Zucker, sehr viel Wasser und extrem wenig Tee als das absolut erfrischende Tee-Getränk des Planeten dargestellt wird. Solche Menschen sorgen für fette, rote Erdbeeren auf Joghurtverpackungen, deren Inhalt in seinem Herstellungsprozeß nicht einmal auch nur in die Nähe einer echten Erdbeere gekommen ist. Alles streng nach gesetzlichen Regelungen, daran besteht kein Zweifel. An deren Formulierung man natürlich selber mitgewirkt hat.
Das unpersönliche, echte Böse hat keinen Namen, nur einen Beruf: Lobbyist. Sie sind die Voldemorts.
Bei Darth Vader oder Lord Voldemort wußte man noch, woran man ist. Ob jetzt mit Lichtschwert oder Zauberstab, keine 6jährige hat ein Problem damit, hier zu entscheiden, daß diese Herren eindeutig die Bösen sind, denen man nicht trauen darf und zu denen man nicht ins Raumschiff steigt, weil sie einem tolle Jedi-Tricks zeigen wollen.
Wobei Darth Vader ein prima Lobbyist gewesen wäre, denn per Jedi-Trick hätte er einen eben doch zum Einsteigen bewegen können. In früheren Versionen dieser Thematik waren das immer die Jungs mit den Narben im Gesicht und den schwarzen Cowboyhüten.
Aber echte Lobbyisten sind da heute mehr wie Lord Voldemort: Es mangelt ihnen an jedem sympathischen Zug. Denn immerhin ist der alte Sith-Lord Vader ja zumindest ein Kerl, der loyal zu seinem Meister steht und auch keine Probleme damit hat, in der Öffentlichkeit deutlich klarzustellen, daß er gerne der Böse ist. Und wenn einem einer quer kommt, macht man ihn halt platt oder läßt ihn mindestens mal die Laserschüssel des Todessterns mit der Zahnbürste polieren, ohne Sauerstoffmaske.
Das hat was Direktes, das ist uns sympathisch, außerdem steht der Mann für Recht und Ordnung. Würde Darth Vader sich um den Vorsitz der Unions-Fraktion im Bundestag bewerben, könnte die Merkel einpacken. Die Voldemorts sind da irgendwie heimtückischer, schleimiger und einfach nur böse, echte Schurken ohne Sympathiepunkte. Mehr so Richtung AfD statt Union.
Lobbyisten sind gesichtslos, wie Voldemort auch. Darum haben die auch so lange gegen die geforderte Veröffentlichung gekämpft. Lobbyisten sind nicht loyal zu irgendwem oder irgendwas. Nicht einmal zu sich selbst, denn derselbe Typ, der dem Bundestagsabgeordneten erzählt, daß das Pflanzenschutzmittel Glyphosat natürlich absolut nicht krebserregend sein kann, stellt sich notfalls am nächsten Tag auf den Bundesparteitag der Grünen und wettert gegen vergiftetes Essen auf deutschen Tellern – wenn er dafür genug Geld in die Hand gedrückt kriegt. Oder sie, im Rahmen der Gleichberechtigung und der Frauenquoten gibt es sicherlich auch genug Lobbyistinnen da draußen. In Paris als Modestadt sowieso.
Diese Typen sind nicht unmoralisch oder unethisch. Sie sind völlig amoralisch und kennen Ethik ebensowenig wie der Joghurt die Erdbeere kennt. Sie sind noch bestechlicher als ein vogonischer Bauflottenkapitän, falls das überhaupt denkbar ist.
Es sind die Leute, die dem Abgeordneten diese Sache mit dem Pflanzenschutzmittel mit auf die Schulter gelegter Hand erklären und dabei genau das richtig temperierte Lachen lachen, denn – HaHaHa– wie kann ein Pflanzenschutzmittel Krebs erzeugen, es ist doch – HaHaHa – schon überprüft worden und zugelassen. Und wir würden doch nichts zulassen, das irgendwie schädlich ist, nicht wahr?
Schließlich hat der Parlamentarier, auf dessen Schulter gerade die Hand liegt, doch eine Aufsichtspflicht und Überwachungskompetenz, wer würde das in Zweifel ziehen außer diesen öko-bewegten Nestbeschmutzern? HaHaHa.
Der Parlamentarier in seiner bodenlosen Ahnungslosigkeit ist jung und dämlich oder auch alt und dämlich und vergißt alles, das möglicherweise DDT heißt oder Contergan. Falls er diese Begriffe überhaupt kennt. Er lächelt zurück, vertraut der Hand auf seiner Schulter, die mit der exakt richtig bemessenen Schwere dort ruht, und läßt sich von ihr in die gewünschte Richtung dirigieren.
Menschen wie ich und auch andere wissen, daß selbst der Begriff „Pflanzenschutzmittel“ völliger Blödsinn ist. Denn wenn man etwas auf Pflanzen sprüht und alle Pflanzen danach eingehen, ist das kein Schutz. Nicht einmal die Nazis waren so zynisch, die Bombardierung von Städten, bei denen man ganze Häuserblöcke einebnet, mitsamt der darin befindlichen Menschen, als „strategischen Menschenschutz“ zu bezeichnen. Auch die sonst um Propaganda nicht verlegenen Alliierten sprachen von „strategischen Bombardierungen“ und bauten dazugehörige strategische Bomber.
Ein Zeug wie Glyphosat ist das, was in der Fachsprache ein Totalherbizid genannt wird. Das Zeug killt eben alles. Außer der Pflanze, die man vorher gegen die Wirkungsweise des Herbizids immun gemacht hat.
Natürlich wird dieses Herbizid dann von derselben Firma hergestellt, die auch die genmanipulierte Pflanze anbietet, ist ja logisch. Ich würde auch von Waffenherstellern meinen Dienstwagen panzern lassen, die wissen immerhin genau, was ihre Produkte so können.
Es sind dann wieder die Lobbyisten, die auf der Internetseite solcher Firmen anpreisen, daß die Firmenphilosophie es natürlich ist, den Welthunger zu bekämpfen. Wir machen das doch nicht für Profit. HaHaHa, absurde Idee. Selbstverständlich fehlt auch der Hinweis nicht, daß man ja viel weniger Pflanzengifte benötigt, was Geld spart und das Essen gesünder macht.
Nicht erwähnt wird, daß man natürlich auf die Gen-Pflanze ein Patent hat. Es wird auch nicht erwähnt, daß übliche Verträge eine neue Aussaat verbieten, der Landwirt muß jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Zu einem vom Monopolisten festgesetzten Preis. Sonst gibt das Ärger. Mit den Anwälten, nicht den Lobbyisten, aber das ist nun wirklich kein echter Unterschied.
Übrigens wird auch nirgendwo erwähnt, daß man im Laufe der Zeit immer mehr von dem Wundermittel nehmen muß, denn dummerweise ist der alte Spruch „Unkraut vergeht nicht“ sehr wohl berechtigt. Unkraut vergeht tatsächlich nicht. Das bedeutet im Rahmen der Evolution, daß die Überlebenden einer Generation eine nächste hervorbringen, die dann wieder eine neue hervorbringt – diese Generation Pflanze stellt sich das ehemalige Gift schon in die Küche und würzt damit ihr Essen. Die wiederum übernächste Generation legt sich das Zeug als Line auf den Frühstückstisch und schnieft es weg, damit sie überhaupt frisch den Tag beginnen kann. Aber für Lobbyisten existieren Naturwissenschaften nicht. Resistenzen? HaHaHa, was soll das denn bitte sein, nie gehört.
All das wäre erträglich, wären Lobbyisten nur bezahlte Lügner. Das sind Politiker auch. Aber dieser Typ Lebewesen ist eben auch Tatsachenverdreher, Ablenker vom Wesentlichen und Ignorierer von Fakten. Lobbyisten sind die Menschen, die irgendwas von „Chlorhühnchen“ erzählen, wenn es um Handelsverträge wie TTIP geht und die dann am nächsten Tag darauf hinweisen, das sei ja alles wohl recht lächerlich.
Was auch stimmt, denn ob jetzt totes Huhn in Chlorwasser gebadet wird oder nicht, bevor es im Supermarkt landet, hat mit den eigentlichen Auswirkungen von TTIP insgesamt so viel zu tun wie die Kuh mit dem Sonntag. Aber man hat damit einen sogenannten Strohmann geschaffen, eine Ablenkung. Irgendjemand auf der Gegenseite, also der hochmotovierten Öko- oder sonstigen Prostestler, nimmt das dann als Argument auf, wird anschließend völlig zu Recht als lächerlich hingestellt und – das ist das Entscheidende – der bezahlte Lobbyist lächelt dazu hingebungsvoll in die Menge und verkauft dem sabbernden Publikum immer die Schlußfolgerung, die da lautet: Wenn das, was der Typ da sagt, lächerlich ist, dann ist auch alles andere lächerlich, was er sagt und alle Leute, die auf seiner Seite sind.
Das ist das zweite große Problem bei Konferenzen wie in Paris: Menschen.
Oder vielmehr Menschen, die der festen Überzeugung sind, wenn irgendwas nicht funktioniert, muß man das Ganze noch einmal wiederholen, am besten in größerem Maßstab und mit viel mehr Einsatz an Zeit und Geld. Üblicherweise sind solche Menschen gerne Politiker.
Die haben kein Problem damit, auf der einen Seite die Stirn in Falten zu legen und besorgt in der Öffentlichkeit zu äußern, daß man die Bedenken der Bevölkerung zu diesem und jenem Problem selbstverständlich berücksichtigen muß.
Um dann einen Tag später auf einer Wirtschaftskonferenz zu sagen, man müsse das entsprechende Dingsbums dem Volk halt nur besser erklären, machen würde man das ohnehin, alles schon beschlossene Sache. So wie ein Herr Gabriel bezüglich des schon erwähnten TTIP. Seit zig Monaten wird in der Beziehung mantramäßig von der Regierungskoalition in Deutschland betont, daß dieser Vertrag gut sei für Deutschland, weil – er gut ist für Deutschland. Dabei ist die Anzahl der Parlamentarier, die diesen Vertrag gelesen haben, bisher exakt Null.
„Mehr erklären“ heißt also aus dem Politischen übersetzt: „Die Leute sind eh doof, wir brauchen da mehr Propaganda.“
Nur Politiker können so beiläufig die Intelligenz ihrer Wähler beleidigen und sich gleichzeitig mit „besorgten Bürgern“ unterhalten, für die man ja Verständnis aufbringen müsse. Politiker sind perfekte Lobbyisten ihres eigenen Egos. Das wiederum unterscheidet sie von normalen Lobbyisten, die haben kein Ego. Jedenfalls keins, das man nicht mieten kann.
Diese Menschen verhandeln also alle aktuell in Paris. Alle sind sich einig, daß man jetzt endlich mal was tun muß gegen diesen blöden Klimawandel, das nervt langsam. Da ist von einem 2°C-Ziel die Rede, denn die Klima-Nerds haben diese Temperatur als den Punkt ausgemacht, an dem der Schaden für die Erde so groß sein wird, daß man ihn nicht rückgängig machen kann. Zumindest wird das so gesagt.
Alle wollen den status quo erhalten. Nur eben grüner als vorher. Das ist Selbstbetrug.
Aber das ist nicht richtig. Kein ernstzunehmder Wissenschaftler glaubt, daß wir den Klimawandel rückgängig machen können. Es gibt auch niemanden in Paris, sei er Geophysiker, Meeresbiologe oder Atmosphärenchemiker, der behauptet, daß wir die Erde irreparabel schädigen. Zumindest unterstelle ich das einfach mal, denn ansonsten wären diese Wissenschaftler recht miese Wissenschaftler. Es gibt aber Wissenschaftler, die schon jetzt sagen, das sogenannte 2C°-Ziel sei unhaltbarer Unsinn, die auch nicht mehr von „Klimawandel“ reden, sondern von Klimazerstörung. Das ist keine Panikmache. Diese Menschen sorgen sich tatsächlich um die Zerstörung von Ablaufmustern in Atmosphäre und Ozeanen der Erde, die unsere aktuelle Zivilisation seit Jahrtausenden begleitet haben. Ich neige dazu, mich dieser Gruppe anzuschließen.
Die Politclowns machen ein gewaltiges TamTam um die Veränderungen, weil sie befürchten, daß der Klimawandel ihnen den eigenen Arsch grillen könnte. Es geht nicht um die Rettung der Welt, es geht diesen Leuten um die Rettung ihres eigenen, gemütlichen Lebens und der Wählerstimmen.
Ganz besonders geht es um die Rettung unseres großartigen westlichen Lebensstils. Es geht um die Rettung des Traums vom Kapitalismus, in dem jeder so leben kann wie der Angehörige der oberen Mittelschicht in den USA. Mindestens. Es geht um Klimaanlagen, dicke Autos, Hot Dogs im Stadion, Billigflüge zu Zielen in 10.000 km Entfernung und 589 Fernsehkanäle auf dem 80-Zoll-3D-Superduper-LED.
In Wirklichkeit geht es um viel grundlegendere Dinge, aber das ist das Bild, das Menschen in allen Ländern dieser Erde – auch denen, die nicht an der Konferenz teilnehmen – vom globalen Kapitalismus haben.
Es ist das Bild, das die Lobbyisten aller Couleur seit Jahrzehnten immer wieder verbreitet haben. Es ist das Bild, das tagein, tagaus von unzähligen Werbespots in die Köpfe der Menschen gespült wird. Es ist diese fest verankerte Vorstellung, daß die destruktive Ausbeutung der endlichen Ressourcen der Erde irgendwie zu einem unendlichen Strom aus Gütern und Dienstleistungen transformiert werden kann, der am Ende jeden Menschen aus der Armut befreien wird. Es ist das Versprechen des konsumistischen Utopia, das in der Lebenswelt des 21. Jahrhunderts so fundamental ist, daß kaum jemand es wagt, es laut in Frage zu stellen.
Außer mir. Und noch ein paar Menschen in ihren Bambushütten am Rande der Gesellschaft. Viele von ihnen übrigens durchaus mit einer wissenschaftlichen Bildung ausgestattet. Viele mehr von ihnen nicht, aber das ist auch gar nicht erforderlich. Es sind allesamt Menschen, die auf ihre Art die Welt so sehen, wie sie tatsächlich ist. Man kann sich die Welt anders wünschen, aber alle diese Personen eint die Erkenntnis, daß man dazu eben mit der Welt arbeiten muß, die man hat.
Man könnte das schlicht als realistisch bezeichnen. Als pragmatisch vielleicht. Aber all das trifft es nicht so ganz, denn Pragmatiker machen beispielsweise gerne Kompromisse. Das ist blöd, wenn es in einer Angelegenheit eben keine solchen gibt. Ich nenne solche Menschen die Andersdenker.
Sie haben grundsätzlich erkannt, daß all das, was uns noch immer angepriesen wird – der Billigflug, das Auto auf der 12spurigen Straße, die handgestreichelten Kiwis aus Neuseeland im „Bio“Laden, auf Bedingungen beruht, die dabei sind, sich in eine völlig neue Richtung zu verschieben. Oder besser, in eine alte Richtung, wenn man es genau betrachtet.
Es ist diese grundlegend andere Betrachtung der Welt, die die Andersdenker von diesen seltsamen Gestalten auf einer Klimakonferenz unterscheidet. Die Politiker, die Lobbyisten, die Berater und Beraterstäbe – sie alle hängen an einem Bild der Welt, von dem wir inzwischen ganz klar sagen können, daß es eine Lüge ist. Eine Art Selbsttäuschung. Insgesamt so etwas wie eine Massenpsychose, unter der die Menschheit jetzt seit Jahrzehnten leidet, der sie aber willig folgt. Auch diejenigen, die dem Theater zuschauen, gehören dazu und sind eigentlich Teil des Geschehens auf der Bühne. Das sind diejenigen, die fest daran glauben, daß sie ihren Lebensstil einfach weiter werden aufrechterhalten können, wenn denn „die Politik“ jetzt die richtigen Entscheidungen trifft. Aber was sollen diese richtigen Entscheidungen eigentlich genau sein?
Exakt das ist der Grund, warum so viele Demonstranten und Angehörige der globalen Empöria wollen, daß Paris 2015 jetzt endlich ein konkretes Ergebnis liefert. Damit man ihnen mit offiziellem Siegel von ganz oben auf diesem Wege versichert, daß alles so bleiben wird wie bisher. Was soll „konkret“ sein? Eine Bannbulle der Konferenzteilnehmer gegen das böse Klima?
Kassandra sagt deshalb Folgendes:
Der Abschluß der Klimakonferenz wird eine gemeinsame Erklärung sein. Diese wird besagen, daß der Schutz des Klimas der Erde wahnsinnig wichtig ist und selbstverständlich ab sofort mit großer Priorität behandelt werden wird.
Das Abschlußpapier wird weiterhin Maßnahmen enthalten, wie man dem Klimawandel entgegentreten kann und ebenfalls Maßnahmen, um die notwendigen Schritte zu finanzieren. Viele dieser Maßnahmen werden technologischen Hokuspokus beinhalten. Vielleicht kommt noch irgendwo das Wort „Selbstverpflichtung“ vor. Der Löwenanteil der Schlußakte wird Absichtserklärungen enthalten, um wieviel Prozente man bis zu welchem Jahr in welcher Region der Erde den jeweiligen Ausstoß an CO2 verringern wird.
Dann werden sich alle glücklich in die Arme fallen, von einem „Quantensprung“ reden, sich hochleben lassen und die Weltpresse wird feierlich verkünden, daß der verdammte Kliamwandel jetzt natürlich keine Chance mehr hat, weil wir ihn alle aber sowas von plattmachen werden, daß es nur so raucht. Oder nicht mehr raucht, besser gesagt.
Schon jetzt redet man davon, endlich einen „verpflichtenden Vertrag“ abzuschließen, von „Überprüfung der Anstrengungen“ alle 5 Jahre ist die Rede. Doch was, wenn sich herausstellt, daß China eben mehr CO2 rausgehauen hat?
Oder den USA, wie bisher auch, diese Klimasache völlig egal ist?
George Dabbelbush hat die Regularien des „Clean Water and Air Act“ und seiner Nachfolger extra für die Öl- und Gasindustrie nullifiziert. Witzigerweise wurde das Gesetz ausgerechnet von Richard Nixon durchgebracht. Mr Friedensnobelpreis Barack Obama hat es nicht mal geschafft, diese Aufhebung der Umweltverpflichtungen für die Fracking-Industrie wieder rückgängig zu machen.
Was ist, wenn ein Land seinen CO2-Ausstoß senkt, indem es die dreckige Produktion woandershin verlagert hat – so wie Deutschland das tut?
Was ist, wenn die CO2-Werte einfach weiter ansteigen, wie sie es bisher in jedem Jahr getan haben seit dem Earth Summit in Rio 1992, dem ersten Gipfel, auf dem der Vater von George Dabbelbush den ganz oben zitierten Satz gesagt hat?
Verhängen wir dann Sanktionen gegen die USA? Bombardieren wir dann Peking? Werden US-Truppen Jagd auf VWs auf amerikanischen Straßen machen, um die Klimasünder zu erschießen? Also, die Autos, nicht die Fahrer.
Zu den Sponsoren der Konferenz in Paris zählt die Air France, die als Fluggesellschaft sicherlich an weniger CO2 brennend interessiert ist.
Dann ist da der staatliche Atomenergiekonzern EDF, da Kernspaltung natürlich total umweltfreundlich ist. Außerdem gehen in letzter Zeit die Geschäfte bei EDF schlecht, oder besser, der Tochtergesellschaft, die die Atomkraftwerke verkauft. EDF verkauft ja nur den Strom.
Der weltweit für völlig CO2-freies Autofahren bekannte Konzern Renault-Nissan ist auch mit von der Partie. Aus Schweden ist IKEA dabei, die bisher nicht nicht einmal Möbel hinkriegen, die ein normaler Mensch ohne Nervenzusammenbruch montieren könnte. Eine schwedische Anleitung zur Bekämpfung des Klimawandels stelle ich mir sehr amüsant vor.
Dazu kommt dann beispielsweise GDF-Suez, die haben sich aber umbenannt in Engie – der Konzern hat in Deutschland gerade ein neues Kohlekraftwerk gebaut. Es sei der zarte Hinweis gestattet, daß „neue“ Kohlekraftwerke noch immer einen Wirkungsgrad von vielleicht 50 Prozent erreichen. Ein Wert, der die Verwendung des Kraftwerks als Wohnungsheizung in allen deutschen Bundesländern gesetzlich verbieten würde. Denn hier muß der Wirkungsgrad 75 Prozent erreichen.
Außerdem darf man Engie nicht verwechseln mit „Angie“ – das ist die deutsche Bundeskanzlerin, die schon immer tapfer das Klima geschützt hat. Vor nicht all zu langer Zeit hat Frau Merkel extra noch verhindert, daß Europa weitere und strengere Abgasgrenzwerte beschließt.
Denn natürlich ist die deutsche Autoindustrie staatstragend und zudem hängt die Anzahl der Arbeitsplätze davon ab, wieviel Dreck aus einem Auto hinten rauskommt. Sagt die Autoindustrie.
Menschen glauben ernsthaft, Klima ließe sich mit politischen Beschlüssen überreden, sich wunschgemäß zu verhalten. Menschen glauben auch, wir seien eine intelligente Spezies.
In Wirklichkeit wird Paris 2015 ebenso scheitern wie Kopenhagen 2009 oder auch Kyoto 1997. Ich weiß nicht, wann die nächste Klimakonferenz stattfindet und wo, denn es ist mir völlig egal. Aber vermutlich wird es dann dort die ersten „kritischen Stimmen“ geben, die das bis dahin wieder einmal nicht Erreichte bemängeln werden.
Denn in Wirklichkeit ringen die Delegierten in Paris gar nicht um Veränderungen. Sie ringen allesamt darum, daß ihre Welt so bleibt, wie sie ist. Oder eben darum, daß ihre Welt die Welt sein wird, die sie sich immer erträumt haben. Die politischen Delegierten wollen das alle aus demselben Grund: Sie möchten wiedergewählt werden oder ihre Macht sonstwie erhalten, sollten sie nicht aus demokratischen Staaten stammen. Die Politiker in Paris glauben vermutlich tatsächlich, das Schicksal der Welt hinge von ihnen ab. Auf jeden Fall verbreiten sie den Eindruck, daß sie das glauben. Aber das ist natürlich vollkommener Blödsinn.
Es geht gar nicht um das Schicksal der Welt. Der Welt an sich geht es prima. Es geht darum, ob Mensch schlau genug ist, einen Teil seiner Errungenschaften aus dem fossilen Zeitalter herüberzuretten in die unweigerlich heraufziehende Lange Dämmerung, auf das diese Erkenntnisse und Werte auch nach der Dunkelheit unseren Nachfahren nützlich sein mögen.
Wenn wir aber dieselben Deppen immer wieder wählen, Geiz weiterhin geil finden, Fliegen für gottgegebenes Recht halten und der festen Überzeugung sind, einzeln in Plastik gewickelte Erdbeerachtel im Supermarkt im November gehörten zu den unabdingbaren Menschenrechten – dann ist Mensch mit seiner Zivilisation, mit Verlaub formuliert, schlicht und einfach im Arsch. Politiker haben grundlegend gar nichts zu melden bei dieser Geschichte. Was ja generell eigentlich ein guter Anfang ist. Die fortschreitende Klimazerstörung wird sich von Paris nicht wirklich beeindruckt zeigen, da bin ich mir völlig sicher.
Letzte Woche haben ein paar Klima-Protestler den ICE besetzt, mit dem die Bundesumweltministerin, Barbara Hendricks (ehemalige SPD), nach Paris unterwegs war. Sehr symbolisch hatte die Dame ein zumindest ökologisch brauchbares Verkehrsmittel gewählt. Die Aktivisten begründeten ihre Blockade damit, daß die Klimakonferenz ja nur eine lächerliche Stellvertreterveranstaltung sei. Ich neige dazu, dem durchaus zuzustimmen. Aber warum muß man sich dann unter Lebensgefahr auf das Dach eines Waggons abseilen, vorbei an den stromführenden Kabeln?
Wenn das Ganze eine lächerliche Veranstaltung ist, kann man die Ministerin doch auch einfach fahren lassen.
Auch diese selbsternannten Aktivisten sind Leute, die für eine Welt kämpfen, die sie sich erträumen. Und auch in ihren Köpfen sieht diese Welt genauso aus wie die heutige, nur mit fliegenden Autos und irgendwie grüner. Aber auch sie vergessen dabei dummerweise die Realität. Paris wird nichts ändern, weil zu viele Menschen dazu neigen, die Struktur der Realität nicht sehen zu wollen.
Dabei sollten wir doch eines gelernt haben: Nur wenn man das Muster der Matrix erkennt, kann man es verändern. Doch dazu genügt es nicht, vorher nur nach der roten Pille zu greifen. Man muß das verdammte Ding auch schlucken. Aber Vorsicht: Sie schmeckt widerwärtig.