Da ist sie wieder. Die Bundestagswahl. Und natürlich die Kanzlerin. Denn die wird morgen abend exakt dieselbe sein wie heute auch noch. Die vierte Herrschaftsperiode von Angela der Alternativlosen ist so sicher wie die Tatsache, daß Steine auf Planeten nach unten fallen.
Aufgrund des großen Erfolges plädieren jetzt bereits parteiübergreifend alle Besatzungsmitglieder des Raumschiffs Berlin dafür, die Legislaturperiode womöglich auf fünf Jahre auszudehnen.
Begründung: Die Länder machen das auch so. Nun ja, es gibt nach meiner Meinung zwei Basiskategorien von Idiotie. Die einen sagen: „Das haben wir noch nie so gemacht“, die anderen „Das haben wir schon immer so gemacht.“
Weitere Begründung – vorgetragen von Norbert Lammert, dem Noch-Präsidenten des Noch-Bundestags: „Das Parlament hat effektiv immer nur zweieinhalb Jahre Zeit zum Regieren. Der Rest ist Findungsphase und Wahlkampf.“
Ah ja. Nun, dafür, daß Politiker so ineffizient arbeiten, kann der Wähler nun nichts. Und die Demokratie auch nicht. Das kommt halt davon, wenn man vor einer Wahl alle Koalitionen ausschließt, um sie dann hinterher doch wieder zu machen. Und dann dieser Wahlkampf. So So. Verstehe. Wie dieses mitreißende, mediale Feuerwerk der letzten Zeit.
Jetzt ist diese Diskussion nicht neu und auch die Argumente dafür nicht wirklich. Ebenso wie die dagegen. Es ist auch keinesfalls undemokratisch, wie manche dieser Gegner behaupten. Denn über die Länge der Legislaturperiode entscheidet der Bundestag.
Exakt hier offenbart sich eine der Schwächen der repräsentativen Demokratie. Über zu viele Dinge, die unmittelbar sie selbst betreffen, entscheiden ausschließlich die Abgeordneten. Einfachstes Beispiel hierfür sind die fetten Diäten.
Ginge es nach mir, würden Abgeordnete des Bundestages sogar deutlich mehr verdienen. Dafür dürften sie aber keinerlei „Nebentätigkeiten“ ausüben und auch keinen anderen Beruf. Sie sind also entweder Mandatsträger und kümmern sich um ihre politische Arbeit oder sie sind Anwälte wie der Herr Gauweiler, der so ganz nebenbei gelegentlich an Sitzungen des Parlaments teilnimmt und ansonsten eine runde Million als Anwalt verdient. Nebenher, über die ganze Legislatur.
Und damit ist dieser Mann nicht einmal Spitzenreiter des aktuellen Bundestags.
Das erinnert allmählich an den Senat der USA. Da hockt auch keiner, der nicht mindestens eine zweistellige Millionensumme auf seinem privaten Konto sein eigen nennt.
Auch irgendwelche Reden, die mit 25.000 Euro vergütet werden für anderthalb Stunden, wären in meiner Demokratie nicht gestattet. An dieser Stelle kam ja der letzte gescheiterte angebliche Sozialdemokrat, Peer Steinbrück, schwer unter Beschuß. Ich muß den Parlamentariern zugutehalten, daß sie hier die Preise nicht selber machen.
Marketing- und Agenturbüros, die Mistkäfer und Schmutzgeier über dem stinkenden Kadaver der Demokratie, machen diese Preise. Wenn der deutsche Verband der Automobilindustrie oder so ein hochrangiges Mitglied der Regierung die Festrede halten lassen möchte, auf der mit Koks und Nutten wieder der rekordbrechende Jahresabschluß des Unternehmens gefeiert werden soll, dann werden da halt mal fünfstellige Beträge aufgerufen. Ist halt so, der Markt an der Stelle. Und die Industrie lädt ja auch ein und zahlt diese „Vergütungen“ anstandslos. Insofern ist daran nicht Illegales.
Nur für die Demokratie ist es halt scheiße. Wäre in meinem Deutschland also verboten. Auch Reden, die dann Spenden an angeblich gemeinnützige Organisationen beinhalten, die aber zufällig dann wieder über zwei Ecken mit der Partei des Redners verbunden sind – oder seinem Schwager – wären in meiner Demokratie verboten. Reden halten – ja. Geld dafür kriegen, während man Mandatsträger ist? Nein.
Es gäbe auch keine steuerfreie Pauschale für meine Abgeordneten. Für nichts. Wenn sie was bekommen, versteuern sie es auch. Ende der Durchsage. Da in meinem Deutschland ein Spitzensteuersatz von 75 Prozent existierte und es keine „Beitragsbemessungsgrenzen“ für irgendwen gäbe, müßten einige Menschen auch mehr bezahlen. Parlamentarier nicht wirklich. Meine Vorstellung läge so bei fünfzig Mille pro Monat und Mandat, aktuell sind es etwa 15.000 Euro, die man als Bundestagsmitglied so nach Hause trägt.
Oder besser, im Dienstwagen nach Hause fahren läßt. Ist ein geldwerter Vorteil, müßten meine Parlamentarier selber bezahlen. Oder mit dem Fahrrad zum Bundestag kommen, wie der grüne Herr Ströbele. Aber der hört ja dieses Jahr auf.
Wenigstens hat dieser Mann immer zu seinen Überzeugungen gestanden. Derartige Menschen mag ich. Auch dann, wenn ich mit ihren Überzeugungen eventuell nicht übereinstimmen mag.
Mit dem von mir vorgeschlagenen Gehalt bekäme ein Bundestagler also brutto 600 Mille pro Jahr. Das ist viel Geld. Aber dafür würde er auch etwa bei 55 Prozent Steuern landen in meinem Deutschland.
Außerdem wäre er verpflichtet, seine Steuererklärung zeitnah der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die erwähnten 75 Prozent wären für die wirklich reichen Reichen. Also beispielsweise die Familie Quandt, denen BMW gehört. Wer Milliardeneinkünfte pro Jahr hat, kann davon ruhig drei Viertel wieder an die Gesellschaft abgeben, die diese Einkommenssummen überhaupt erst ermöglicht hat, und ist immer noch enorm reich.
Wer den verlogenen VW-Konzern leitet und dafür 15 Millionen bekommt – ich sage absichtlich nicht „verdient“ – würde netto immer noch 3,75 Millionen Euro nach Hause bringen. Das wären 10.273 Euro netto. Pro Arbeitstag. Bei 365 Arbeitstagen im Jahr, versteht sich. Nur, um hier mal ganz klar und deutlich darzulegen, wo bei mir das „reich sein“ so anfängt.
Und um jedem mal klar vor Augen zu führen, was für ein krasses Mißverhältnis sich hier allein anhand der absoluten Zahlen zeigt. Ein Mindestlöhner, der für die aktuellen €8,85 jeden Monat 160 Stunden arbeitet, landet bei 16.992 Euro pro Jahr. Brutto.
Beschlossen wird ein solcher Mindestlohn dann von einer Kommission von Leuten, die für das Geld nicht mal ans Telefon gehen würden. Herr Gauweiler zum Beispiel. Ich glaube kaum, daß der für einen Satz von knapp neun Euro pro Stunde jemandem sein juristisches Ohr leihen würde.
Demokratie ist längst zu einer Show der Wohlhabenden für die Reichen verkommen. Trotzdem würde Kassandra Parlamentarier deutlich besser bezahlen.
Weiterhin müßten meine Abgeordneten alles selber bezahlen, was über die Grundausstattung hinausgeht. Das Büro geht zu Lasten des Staates, die Sekretärin auch. Die zwei studentischen Aushilfskräfte, die sich der Abgeordnete X leisten möchte, weil er gar so viel Lobbyarbeit zu bewältigen hat mit seiner Wahlkreis-Industrie – die müßte er selber bezahlen. Von seinem Netto-Gehalt. Wie auch seine und deren Beiträge zur Kranken-, Arbeitslosen-, Renten- und sonstigen Versicherung. Das würde besonders einen skrupellosen Lobbyisten und Antidemokraten wie Volker Kauder betreffen. Der kommt ja vor lauter Treffen mit den Waffenschiebern von Heckler&Koch aus seinem Wahlkreis zu nichts anderem mehr. Diese Firma hat übrigens neulich ihren erst achtzehn Monate tätigen Vorstandsvorsitzenden wieder rausgeworfen.
Nun ja, der hatte auch als Devise ausgegeben, man würde in Zukunft nur noch an nicht-korrupte, demokratische Staaten Waffen verkaufen, die entweder NATO-Mitglieder sind oder aber in der NATO-Einflußsphäre liegen. Sogenannte „grüne“ Staaten.
Ich nehme an, da hat dann zwei Minuten später das Telefon geklingelt und der Bürosprecher von Erdogan war dran. Oder der von Putin, um mal zu wissen, ob die Ukraine denn jetzt „Einflußsphäre“ ist oder nicht. Oder der Anruf kam aus den USA und Obamas Stimme sagte, daß es ja gar keine „Einflußsphäre“ der NATO gibt. Denn so was haben natürlich nur die Bösen. Also Putin.
Eventuell hat aber auch das Beschaffungsamt der Bundeswehr angerufen und gesagt, wenn man nur noch an nicht-korrupte Staaten verkaufe, müsse man leider alle aktuellen Bestellungen stornieren. Nein, das ist natürlich ein Scherz.
Ich bin mir sicher, der einzige Anruf kam aus Saudi-Arabien.
Eine einzige Ausnahme von meinen Regelungen für Parlamentarier hätte ich: Wer anwaltlich tätig ist und in den Bundestag gewählt wird, darf seine aktuellen Mandate natürlich zu Ende führen. Denn ansonsten würde er ja seine Kunden quasi im Regen stehen lassen. Die hierdurch entstehenden Einkünfte wären aber selbstverständlich veröffentlichungspflichtig, wie erwähnt.
Überhaupt sähe mein persönliches Steuersystem deutlich anders aus.
Berufe, die mit miesen Arbeitsbedingungen einhergehen, mit Dreck, Schmutz, Lärm, und miesen Uhrzeiten, würden möglichst gering besteuert. Ein Müllmann…Verzeihung…ein Entsorgungsbetriebsfacharbeiter…würde in meinem Deutschland also recht wenig von seinem Geld abgeben müssen. Ebenso wie Polizisten, Feuerwehrleute, Pflege- und Betreuungspersonal und ähnliche Sparten.
Alle diese Berufe zeichnen sich durch die genannten Merkmale aus. Und durch ein besonderes weiteres Kriterium: Sie sind sozial unerläßlich und notwendig. Kurz gesagt: Einer muß den Job machen.
Man stelle sich vor, in Deutschland würde mal vier Wochen der Müll nicht abgeholt. Oder der Polizeinotruf sagt: „Zur Zeit ist leider keiner unserer Servicemitarbeiter an seinem Arbeitsplatz, da aufgrund mieser Bezahlung und noch mieserer Personalpolitik alle Beschäftigten entweder streiken oder zum G20-Gipfel in Hamburg gekarrt worden sind. Bitte rufen Sie übermorgen noch einmal an. Falls jemand ihr Auto angezündet hat, rufen Sie bitte die Feuerwehr.“
Aber bei der geht dann auch keiner ran, denn die haben dasselbe Problem.
Schlecht hingegen sähe es aus für Leute, die in sogenannten Marketingagenturen und ähnlich gelagerten Dienstleistungsbuden versuchen, irgendeine beschissene Dienstleistung, die keiner braucht, oder ein noch mieseres Produkt, das ebenfalls eigentlich weder jemand braucht noch es haben will, mittels psychologischer Propagandakriegsführung als das jetzt gerade absolut unerläßliche NonPlusUltra an den verblödeten Konsumenten zu bringen.
Fidget Spinner beispielsweise. Furbies. Tamagotchis. Oder die FDP.
Denn diese Typen hocken vor fünfzig hochdramatisch ausgeleuchteten Bildern von irgendwelchem in China produzierten Plastikmüll, in klimatisierten Geschäftsräumen, arbeiten körperlich so gut wie nichts und geistig auch nicht, haben weder Dreck noch lausiges Wetter zu ertragen und würden daher bei mir sehr schnell in einer sehr hohen Steuerkategorie landen. Denn sozial wichtig oder gar für das Funktionieren des Staates unerläßlich sind sie ebenfalls nicht. Niemand braucht Telefondesinfizierer wirklich.
Ebenso wie Kapitalertragsschmarotzer mit dicken Aktienpaketen, von denen sie aus irgendeinem Grunde Zinserträge in Millionenhöhe erwarten. Leistungsloses Einkommen wird ja von allen politischen Parteien so gerne kritisiert.
Um da mal mit einer glatten Marketinglüge des Kapitalismus aufzuräumen: Geld arbeitet gar nicht. Kein Stück. Ich habe noch nie einen 50-Euro-Schein einen Sack Zement tragen sehen. Oder Oma Müller im Pflegeheim das Kinn abwischen beim Mittagessen. Oder morgens um drei den Schee wegräumen auf der Bundesstraße.
Geld ist die faulste Sau, die jemals überhaupt in der Geschichte des Arbeitens die Bühne betreten hat.
Irgendwer muß irgendwo immer für die Zinsansprüche anderer Leute arbeiten. Ob in vietnamesischen Sweatshops oder in Uransklavenminen in Afrika, die Frankreichs Atomreaktoren versorgen. So und nicht anders funktioniert das System, in dem der deutsche Wähler so lebt.
Man kann mit mir über viele Dinge reden. Von mir aus wählen wir nur alle fünf Jahre. Aber dann nur, wenn der Bundeskanzler auf zwei Amtsperioden begrenzt wird. Also, rein beruflich. Erschießen muß man den am Ende der Dienstzeit nicht gleich. Wobei ja aktuell Parteien zur Wahl stehen, die genau das gerne tun würden. Außer, sie stellten den Bundeskanzler selber, versteht sich.
Das hätte auch rein politisch den Vorteil, daß sich die Parteien selbst nach spätestens zehn Jahren mal Gedanken über eine Nachfolge an der Spitzenposition machen müßten.
Die am Montag beginnende 4. Amtszeit von Angela Merkel wird es vor allem deswegen geben, weil der beliebte Karnevalsschlager „Sie konnten kein‘ Dümm’ren finden…‘ in der deutschen Politik längst der Regelfall geworden ist.
Der kurzfristige Aufstieg der ehemaligen SPD vor einigen Monaten war nicht etwa ein „Schulz-Hype“, wie die Medien schrieben. Es war eine Art Aufbruchsstimmung innerhalb der Partei selbst, weil der dicke Sigmar endlich weg war von der Spitze und Herr Schulz – zumindest offiziell – mit der elendigen Agenda 2010 von Herrn Schröder nichts zu tun hat.
Also mehr ein „Der-Dicke-ist-weg“-Hype. Nun ja, mit der Methode ist Schröder ja damals Bundeskanzler geworden. Eines Tages wird der deutsche Wähler womöglich auch das traurige Bulldoggengesicht der ewigen Kanzlerin nicht mehr auf den Wahlplakaten ertragen können.
Ich würde auch fünf Jahre hinnehmen, wenn der Bundestag auf eine feste Sitzzahl verkleinert würde. Sagen wir, 300. Der nächste Bundestag wird vermutlich etwa 700 Abgeordnete umfassen. Damit leisten wir uns, so weit ich das weiß, daß zweitgrößte Parlament des Planeten. Nur die Parteiversammlung der KP in China ist größer.
300 Leute könnten auch viel effektiver arbeiten, um hier mal das Argument so vieler Befürworter einer Verlängerung zu torpedieren.
Und andere Länder haben auch Parlamente mit einer festen Sitzanzahl und fahren damit ganz hervorragend. Außerdem würde das eine Menge Geld einsparen. Ich muß ja an die Gegenfinanzierung denken, denn in meinem Deutschland würden die MdB ja auch mehr verdienen, wie erwähnt.
Außerdem würde ich eine Quotenregelung einführen wollen. Denn aktuell sitzen im Bundestag fast 30 Prozent Menschen, die offiziell Juristen sein sollen. Meines Wissens besteht aber Deutschland nicht zu einem Drittel aus Juristen. Was ist mit Taxifahrern? Philosophen? Soziologen? Historikern? Klempnern?
Gut, Joschka Fischer war gelernter Taxifahrer, aber der sitzt erstens nicht mehr im Bundestag und hält zweitens Reden vor dem Bundesverband der deutschen Chemieindustrie, in denen er sich darüber freut, daß die Gräben zwischen den Grünen und diesem Industriezweig zugeschüttet sein sollen.
Wenn es ein Argument dafür gibt, auch die Amtszeiten von Abgeordneten zu begrenzen, dann heißt es Joschka Fischer.
Wie sich ein Mensch so sehr von dem entfernen kann, wovon er selber mal überzeugt war, ohne sich sofort von der nächsten Bahnhofsbrücke in die Oberleitungen zu stürzen, ist mir ein Rätsel.
Ich sagte ja weiter oben, daß ich Menschen respektiere, die zu ihren Überzeugungen stehen. Ihren nach Möglichkeit rational zu untermauernden Überzeugungen, nicht etwa religiösem Wirrwarr. Nun, Herr Fischer ist das exakte Beispiel für den gegenteiligen Typ Mensch und Politiker. Für derartige Widerlinge empfinde ich persönlich tiefste Verachtung, ohne jegliches Bedauern. Solchen Typen gebe ich weder die Hand noch möchte ich mit ihnen in einem Raum weilen. Dafür grüße ich die Müllmänner und den Postboten.
Aber es paßt zur gesamten Partei. Die heutigen „Grünen“ sind das allerbeste Beispiel für das völlige Versagen der Umweltbewegung, aus der sie einmal hervorgegangen sind. Statt sich mal konsequent mit der Frage auseinanderzusetzen, ob der industrielle Lebensstil überhaupt haltbar ist, fährt man mit dem sozialdarwinistischen Hausfrauenpanzer in den Biomarkt und holt anschließend den zukünftigen Privatschüler Malte-Torben aus der ganzheitlichen Kita ab. Der Grüne von heute scheißt genauso auf das Wohlergehen des Planeten wie der CSU-Atomkraftlobbyist. Aber er hat ein gutes Gewissen dabei, weil sein Kaffee „fair trade“ ist.
Kurzer Spoiler, was unseren Lebensstil betrifft: Er ist nicht haltbar. Da kann man wählen, wen man will. Keine Politik der Welt wird daran etwas ändern.
Aus Verzweifelung darüber, wie schlecht es ihnen geht, werden also morgen ganz viele enttäuschte Mittelstandsmenschen, die nicht grün sein wollen und nicht können, weil ihnen selbst der dazu nötige kümmerliche Rest an Selbstreflexionsfähigkeit und Empathie fehlt, eine Partei wählen, die offiziell eine Alternative sein soll. Zu was oder wem, sagt sie keinem.
Außer zu Deutschland. Da habe ich doch lieber Deutschland.
Diese Partei der „IchbingarkeinNazi“-Nazis, dieser schmierige Bodensatz der deutschen Demokratie, aus allen Parteien zusammengerührt, wirbt ernsthaft mit dem Slogan „Hol dir dein Land zurück“.
Ich wäre vor Lachen fast vom Rad gefallen, als ich das gelesen habe. Ich hatte gar nicht gemerkt, daß es weg war, mein Land.
Außerdem ist mein Land bei denen gar nicht im Angebot. Mal abgesehen davon, daß ich 1933 noch gar nicht geboren war. Im Übrigen ist das Land gar nicht das Problem. Manche Leute, die es bewohnen, sind eins. Und viele von denen haben einen deutschen Paß.
In Wahrheit haben diese oft überdurchschnittlich Verdienenden nur eine Scheißangst davor, daß ihnen irgendwer etwas von dem Wohlstand wegnimmt, den wir alle irgendwem anders weggenommen haben in den letzten fünfzig Jahren oder so. Und daran müssen natürlich Leute schuld sein, die erst seit zwei Jahren hier im Land sind und denen angeblich alles geschenkt wird. Ich bin zufällig in einem Bereich tätig, in dem man ziemlich viele dieser Menschen trifft. Die kriegen hier gar nichts geschenkt. Wir kriegen Dinge geschenkt.
Denn Deutschland ist hier nicht anders als die USA. Wir hocken im Mittelpunkt eines wirtschaftspolitischen Spinnenetzes, das fleißig Rohstoffe zu uns pumpt, die wir anderen Ländern billig abpressen. Dafür verkaufen wir ihnen dann Fertigprodukte zurück, die bei weitem teurer sind. Wofür sich diese Länder wieder verschulden müssen. Beim IWF oder der Weltbank oder wo auch immer. Und mit den hieraus fließenden Gewinnen subventioniert Europa beispielsweise eine Landwirtschaft, die sich weder um das Land kümmert noch um andere Dinge. Und mit den hier erzeugten billigen Überschußproduktionen ruinieren wir dann woanders die einheimischen Märkte, in Westafrika oder anderswo.
Deutschland, dieses Land, in dem wir angeblich gut und gerne leben, ist ein Staat mit einem Imperium. Ein ökonomisches Imperium. Bescheidener als das der USA, aber wirkungsvoll. Nur eben ohne das scheißteure Militär dabei, das die USA unterhalten. Die Aufgabe eines Imperiums ist es immer, Wohlstand aus der Peripherie ins Zentrum zu pumpen. Das funktioniert so lange, bis die Peripherie langsam ausblutet. Entweder gehen ihr die Rohstoffe aus. Oder, im aktuellen Falle, die Peripherie hat ein starkes Bevölkerungswachstum, denn Europas Peripherie ist ja nun Afrika. Also werden vor Ort mehr Rohstoffe selbst verbraucht.
Es kann auch sein, daß die Umweltbedingungen derart mies werden durch permante Ausplünderung, daß die ansässige Bevölkerung nicht mehr dort bleiben kann, wo sie jetzt ist. Stichwort Klima. Oder Wasser.
So und nicht anders ist die fundamentale ökonomische Form der Welt, in der wir morgen wieder einmal wählen. Sei es für vier oder fünf Jahre. Die einzige Partei, die das ein bißchen zugibt, ist die Linkspartei. Aber die wollen auch den sich ergebenden Wohlstand nur anders verteilen. In Deutschland, nicht etwa global. So beispielsweise mit einem Mindestlohn von zwölf Euro.
Das würde den von mir erwähnten Mindestlöhner auf ein Jahreseinkommen von 23.040 Euro brutto heben. Bei 160 Stunden im Monat über das ganze Jahr. Gut, in meinem Deutschland würde er dafür auch kaum Steuern bezahlen, denn die Wahrscheinlichkeit, daß seine Arbeit in den oben genannten unangenehmen Kategorien punktet, ist recht hoch.
Bereits 2014 kam das Statistische Bundesamt zu dem Ergebnis, daß ein Mindestlohn in Deutschland mindestens bei €10,30 liegen müßte, um die von gewissen Politikern und auch Alternativwählern so gefürchtete Altersarmut zu verhindern, von der diese Personengruppen überhaupt niemals betroffen sein werden. Hier liegen die Linken also sehr wohl im realistischen Bereich.
Der Wähler wählt nur die, die ihn belügen. Um sich dann darüber zu beschweren. Auch Wechsel wird nur gewählt, wenn keine Gefahr der Veränderung besteht. Politik hat es auch nicht leicht.
Aber eine Kassandra-Partei, die dem deutschen Wähler mal die Wahrheit über seinen Wohlstand und die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Welt, in der er lebt, um die Ohren haut, die gibt es nicht. Aus einem guten Grund: Niemand würde sie wählen.
Der Wähler will beschissen werden, also wird er es auch. Die Wiederwahl der FDP, diese totale politische Zombieapokalypse, zeigt mit gnadenloser Deutlichkeit, wie vollkommen hirnbefreit Wahlmichel und Wahlmichaela morgen wieder ihre Kreuze machen werden.
Ein guter Teil der Wähler wünscht sich laut Umfragen ernsthaft eine schwarz-gelbe Koalition zurück. Also genau die politischen Penner, die man vor vier Jahren erst in die Wüste geschickt hatte. Wegen ihrer großartigen Leistungen.
Überhaupt werben die angeblich Liberalen auf ihren Plakaten mit all den Dingen, die sie seit 1982 und insgesamt zwanzig Jahren Regierungsbeteiligung im Bund maßgeblich mitverantwortet haben. Nur weil sich der Herr Lindner hipstermäßig mit iPod-Stöpseln im Ohr ablichten läßt, hat sich doch der zutiefst asoziale Charakter dieser Partei nicht geändert.
Morgen abend werde ich also das grinsende Gesicht dieses Mannes in den Wahlsendungen sehen. Nachdem ich wählen war, denn selbstverständlich werde ich das tun. Ich habe nur noch nie so lange gebraucht, um mich dazu durchzuringen. Und zu wem, vor allem.
Je mehr angsterfüllte Ausländerhasser morgen die Alternativnazis wählen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Große Koalition. So ist das, wenn man einen Alexander Gauland toll findet, der nicht neben Herrn Boateng wohnen möchte bzw. das von anderen behauptet. Dabei ist es in Wahrheit so, daß sich ein Herr Gauland ein Haus in der Wohngegend von Herrn Boateng gar nicht leisten könnte. Abgesehen davon dürfte einer in Gaulands Anzügen gar nicht in München-Grünwald rumlaufen.
Und dann wird es in die nächste große Koalition gehen. Denn in einem Sechs-Parteien-Parlament werden 46 oder 47 Prozent der Stimmen nicht für eine Mandatsmehrheit von Schwarz-Geld reichen. Das ist relativ unwahrscheinlich. Womit also genau die politische Erstarrung weitergehen wird, die dieser meiner Demokratie seit Helmut Kohl bereits wie ein Mühlstein um ihren langsam altersdürren Hals hängt. Den Herrn Schulz sehen wir also vermutlich auch noch öfter wieder. Als Außenminister.
Ich wette, Königin Angela die Alternativlose wird spätestens Montag seine Qualitäten auf europäischer Ebene hervorheben. Als Strafe für Schröder werden die ehemaligen Sozis die nächsten zwanzig Jahre CDU-Kanzlern die Schleppe tragen dürfen. Bis die Demokratie endgültig erstickt.
Herrlich! Endlich mal auch konkrete Handlungsvorschläge und nicht bloß ohnmächtige Politnörgelei. Allein, der Krug wird weiter munter zum Brunnen gehen.
…bis wir brechen. Aber schwungvoll.
Und dabei habe ich ja bei all den Baustellen kaum an der Oberfläche gekratzt mit meinen Vorschlägen. Da könnte man ein ganzes Manifest drüber schreiben, quasi 😀
Good night and good luck Germany.
Mit Glück hat das nichts zu tun. „Unfähigkeit“ wäre jetzt eines meiner Worte gewesen…
Nun ja…
Das war mein Kommentar zu den Wahlergebnissen – in Anlehnung an den gleichnamigen Film. :[
Bis auf die Telefondesinfizierer Zustimmung (die haben auch einen Kategorie C-Job, ich würde den noch auf Türklinken ausweiten, klar kosten solche Zusatzqualifikationen -aber das Geld ist gut investiert).
Im Nachhinein gut orakelt, den Sprung der SPD in die Opposition (was gut so ist) bei so einem erwartbar miesen Ergebnis hätte Kassandra evtl. noch vorhersehen können. Ich will aber nicht mäkeln. Es passt alles in den Kontext. Spannende Zeiten…