,,The study of economic lift-off is well developed; touch-down has not been considered.
There is an asymmetry here which would invite comment if applied to aviation.”David Fleming
Nicht nur einen, nicht nur zwei, nein – gleich sieben erdähnliche Planeten haben die unermüdlichen Planetenjäger auf der Erde in der vorletzten Woche entdeckt.
Donald Trump – immer noch Präsident der USA, jedenfalls offiziell – hat die wunderbare NASA gebeten, ihre neue Superrakete doch bitte mal schneller auf Vordermann zu bringen als geplant. Also 2019 und nicht erst 2021. Die Erbsenpistole der Demokratie schreibt hierzu einen Artikel unter dem ganz großartigen Titel „Donald Trump will schnellstmöglich zum Mond“.
Nun, wenn das der Wahrheit entspräche, sollte man dem Mann diesen Wunsch erfüllen.
Leider handelt es sich um dieselbe NASA, der permanent Gelder gekürzt werden, da Mitglieder der Republikaner es für völlig unnötig halten, mit Satelliten die Erde zu beobachten und somit etwa Daten über die Eisbedeckung am Nordpol zu gewinnen oder derartig unsinniger Kram. Wissenschaft – pah! Niemand braucht so etwas.
Es ist auch derselbe Präsident, der den US-Rüstungsetat um 54 Milliarden Dollar erhöhen will. Grandiose und absolut fantastische Begründung: „Wir müssen wieder Kriege gewinnen.“ Denn die US-Armee sei durch die vielen Finanzkürzungen völlig „ausgelaugt“. Keine weiteren Fragen.
Obwohl – doch. Eine hätte ich da schon. Welche Kriege eigentlich?
Und hat irgendwer dem Kerl im Oval Office mal erzählt, daß die USA mehr Geld ausgeben für ihr Militär als die nächsten sechs Nationen auf der Liste der rüstenden Ritter? Darunter sind dann so Zwergstaaten wie China oder Rußland. Dieser Typ weiß echt genau gar nichts über die Verhältnisse außerhalb seines Kopfes, also der realen Welt. So sad!
Die von Tesla-CEO Elon Musk aus der Taufe gehobene private Weltraumfirma Space-X kündigte derweil an, man wolle ab 2018 Touristen zum Mond bringen. Beziehungsweise, mit denen um den Mond herumfliegen. Natürlich dürfte ein derartiges Ticket ein exorbitantes Sümmchen kosten, denn das Verlassen des irdischen Gravitationstrichters ist mit enormen Energieaufwand verbunden und das kostet. Verdammte Physik!
Auch das von Musk geplante Projekt Hyperloop kommt voran. Studenten der TU München haben einen Preis gewonnen für das Design einer Kapsel, mit denen dieses Verkehrsmittel der Zukunft ausgestattet sein soll.
Warum erwähne ich das eigentlich alles?
Weil es exakt dem entspricht, worüber ich hier gerne mal schreibe, was ich hier beschreibe und das uns eindeutig in den Allerwertesten beißen wird. Also, uns alle, so als Zivilisation. Der Mythos des Fortschritts. Überall entdecke ich in den letzten Tagen wieder wunderschöne Beispiele des Alltags für das, was ich so vor mich hin schreibe in der Bambushütte am Rande der Zivilisation.
Am neuen SLS, dem Space Launch System der NASA, das ist der Name des neuen Raketenprogramms, ist nichts wirklich neu. Es ist eine Stufenrakete, größtenteils im Wegwerfdesign und so stark wie die Saturn V. Die Saturn V, mit der Armstrong, Aldrin und Collins 1969 zum Mond geflogen sind. Der Artikel weist sogar auf die auffallende Ähnlichkeit der „Orion“-Kapsel mit den damaligen Landekapseln hin. Schon diese Anmerkung zeigt: Der Autor ist erstaunt und ungläubig über diese Tatsache.
Dabei ist die Form einer Landekapsel nun nichts, das man jedesmal neu erfinden müßte wie das sprichwörtliche Rad. Die Form eines Dingsbums, das Menschen transportiert und mit dem Arsch voran mit einigen tausend Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre eintreten soll, wird von der Physik bestimmt. Nicht von Designwünschen. Raumkapseln werden nicht von Frank Gehry entworfen oder Norman Foster oder Luigi Colani. Colani hatte schon einmal einen Ruder-Achter entworfen, für die deutsche Mannschaft bei einer Olympiade, und dabei völlig außer acht gelassen, daß ein Boot ja auch schwimmen sollte.
Darum läßt man Raumkapseln von Pragmatikern entwerfen, die vermutlich einen Ingenieursgrad des CalTech oder des MIT haben. Und darum sehen die auch nach fünfzig Jahren so aus, wie sie aussehen, die Raumkapseln. Denn die Gesetze der Physik haben sich seit damals nicht verändert.
Der Schreiber erwartet hingegen offenbar, daß sich fünfzig Jahre Fortschritt auch in den Formen und anderen Dingen nachweisen lassen müssen. Dieses neue SLS ist schlicht und einfach nichts weiter als ein Neubau der Saturn V. Das einzig neue ist ein System, mit dem die Astronauten sich im Katastrophenfalle noch retten können sollen. Die Challenger-Besatzung hat doch Spuren hinterlassen. Außer beim Präsidenten, der das System gerne mehr oder weniger ungetestet gleich bemannt starten lassen will. Prima Idee. Solange Trump die Besatzung spielt, unterstütze ich den Vorschlag.
Für alle, die glauben, Kassandra schreibt über seltsame theoretische Dinge: Ein Blick auf den Alltag. Wortwörtlich.
Die Berichte über private Raumfahrt, die spektakulären Ergebnisse der Astronomie oder Jubelmeldungen über den neuesten technologischen Durchbruch im Bereich Solarzellen, Transportverkehr und anderem Zeug nehmen in letzter Zeit an Frequenz deutlich zu. Zumindest nach subjektiven Eindruck des Autors. Ich hatte irgendwo schon einmal darauf hingewiesen, daß das Schwenken der Weihrauchbehälter durch die Wissenschaftspriester in der Zukunft schneller erfolgen wird und der Unterton von Hysterie und Verzweiflung zunehmen.
Alle diese Berichte und besonders die jeweiligen Kommentare dazu bestätigen das Gesagte. Überall findet sich der längst routinemäßige Hinweis, daß es nicht die Frage ist, ob wir da draußen irgendwo eine zweite Erde finden werden, sondern wann.
Da wird ernsthaft in Kommentarspalten diskutiert, wie man denn eine 40 Lichtjahre entfernte Sonne erreichen kann, um sich diese „neuen Erden“ mal anzuschauen.
Da wird darüber spekuliert, daß diese Planeten eben vielleicht doch unbewohnbar sind. Aber vielleicht sind sie auch ganz nett und haben Sauerstoff und Wasser und solche Dinge. Laßt uns hinfliegen!
Und schon bewerfen sich die Kommentatoren mit Einsteinscher Zeitdilatation und der Leistungsfähigkeit heutiger Triebwerke – kurz gesagt: sie ist lausig – und geben ihrer Hoffnung Ausdruck, der Mensch möge bald einen Weg finden, diese Welten zu besuchen.
Aber niemand stellt die Frage, warum uns das interessieren sollte. Denn wenn ich meine Wohnzimmertür öffne, explodiere ich gar nicht. Was ich gleichzeitig als derartig selbstverständlich empfinde, daß ich darüber nicht gleich jedesmal in frenetischen Jubel auf meinem Balkon ausbreche.
Dieses völlige Ausbleiben eines spektukulären totalen Existenzausfalls liegt daran, daß die Erde eine Lufthülle besitzt, deren Gase ich sogar atmen kann. Die Sonneneinstrahlung erlaubt angenehme Temperaturen und helles Licht. Was man von einem Zwergstern der Spektralklasse M wie Trappist nicht behaupten kann. Dieses Ding hat etwa 0,08 Sonnenmassen – das ist der Maßstab für Sterne – und ist so etwas wie eine glühende Grillkohle, was die Lichtmenge angeht. Auf Trappist – völlig egal welchem dieser sieben Planeten – ist es düster. Und kalt. Und – jedenfalls vermutlich – eher ungemütlich.
Auf der Erde erfriere ich auch nicht beim Öffnen der Tür. Jedenfalls nicht auf dem 50. Grad nördlicher Breite, auf dem ich so wohne. Das Sonnenlicht, das durch mein Fenster einfällt, grillt mich auch nicht in ein paar Sekunden weg wie Graf Dracula oder verpaßt mir soviel Strahlung, daß sogar mein Krebs Krebs kriegen würde. Die Erde ist ein Planet, der meine Ansprüche an eine bewohnbare Welt voll und ganz erfüllt.
Aber der Mythos des Fortschritts verlangt es, daß die Gemeinde der Gläubigen gebannten Blickes auf einen Haufen dreckiger Felsen starren, die in unerreichbarer Ferne eine Grillkohle umkreisen.
Darum möchte Trump auch 2019 weitere Mondlandungen. Fünfzig Jahre nach der ersten Mondlandung die bemannte Raumfahrt wiederzubeleben, das hat doch was Symbolisches. Make Earth great again!
Die aufgeregten Diskussionen um Trappist 1a bis 1h gehen in exakt dieselbe Richtung. Da wird wirklich vom Auswandern auf andere Welten geträumt von manchen Spinnern. Warum sollte man das tun wollen? Womit?
Warum sollte man nochmal zum Mond fliegen wollen, nachdem der uns in den 70ern total gelangweilt hat und nach Apollo 17 keiner mehr da war?
Die Antwort ist die, die ich schon gegeben habe: Der Mythos des Fortschritts muß aufrechterhalten werden. Um jeden Preis.
Das oben gezeigte Bild zeigt das so perfekt, perfekter geht es nicht. Unser krampfhaftes Festhalten am Mythos des Fortschritts läßt sich nicht schöner illustrieren. Selbstverständlich ist dieses Werbeplakat vom Ersteller und auch von den NASA-Nerds nicht ganz ernsthaft gemeint. Aber für die ist es auch nicht gemacht.
Fakt ist: Niemand hätte sich getraut, genau so etwas nicht zu veröffentlichen. Ebenso wie sich die NASA niemals getraut hätte, nach der verkündeten Entdeckung kein nett animiertes Video der Art „So könnte es da oben aussehen“ ins Netz zu stellen.
Natürlich wäre es wissenschaftlich hochinteressant, mal eine Bande Erkunder auf den Mars zu schicken. Eine bemannte Expedition dorthin würde uns innerhalb weniger Tage mehr Erkenntnisse bringen als alle verdammten Raumsonden zusammengenommen, die bisher durch den Eisenoxidstaub unseres planetaren Nachbarn gekrochen sind. Ich habe unlängst „Der Marsianer“ von Andy Weir gelesen.
Großartiges Buch, meine uneingeschränkte SF-Nerd-Bücherwurm-Empfehlung an dieser Stelle. Wer den Film noch nicht gesehen hat – lassen Sie es. Er kann nicht besser sein als das Buch. Lesen Sie!
Es gibt Bücher, die lese ich. Und es gibt Bücher, die lese ich weg und habe danach Augenringe, weil ich mir so denke: „Ach komm, das eine Kapitel noch vor dem Schlafengehen.“ Weirs „Marsianer“ fällt in die zweite Gruppe.
Sehr nerdig, sehr technisch, sehr gut recherchiert und trotzdem zwischendurch witzig.
Ich fürchte allerdings, daß eine echte Mission ganz besonders unsere Haupterkenntnis über den Mars bestätigen würde: Er ist tot. Der Mars besteht aus kaltem, leblosen Staub und gefrorenem Kohlendioxid an seinen Polen.
Nichts lebt dort oder kann dort leben, mit Sicherheit jedenfalls nicht auf der Oberfläche. Und wenn es so etwas wie einen Lake Wostock geben sollte, wird der wohl kaum zu finden sein. Der Mars hat keine nennenswerte Atmosphäre, er ist zu weit draußen und er hat ganz besonders kein Schildsystem, mit dem er Menschen auf der Oberfläche vor Strahlung schützt. Keine Plattentektonik, kein Wasser, kein heißer rotierender Kern, der ein Magnetfeld produziert. Alles Dinge, die die Erde kostenlos zur Verfügung stellt. Wer immer dort hinausfliegen will, ich werde ihm gerne nachwinken. Und das sage ich als jemand, der seit 35 Jahren ein weltraumbegeisterter SF-Verschlinger ist.
Von anderen Welten reden wir da mal gar nicht. 40 Lichtjahre wären aktuell nicht einmal mit einer Raumsonde in absehbarer Zeit überbrückbar. Außerdem habe ich mir sofort die Frage gestellt, wie man eigentlich über 40 Lichtjahre von einer fiktiven Sonde aus Daten an die Erde übermitteln wollte.
Am 16. November 1974 wurde vom damals zweitgrößten Radioteleskop der Erde eine Botschaft ins All ausgestrahlt. Nicht irgendeine Botschaft, sondern eine, die ganz klar und deutlich an andere Lebensformen gerichtet war und besagen sollte: „Hallo, ihr da. Hier gibt es intelligentes Leben.“
Im Grunde besteht diese Nachricht aus Punkten auf einem Stück Papier. Um genau zu sein, sind es 1679 Punkte. Das wiederum ist das Produkt zweier Primzahlen, nämlich 23 und 73. Diese Abmessungen beschreiben auch gleichzeitig die Größe des Papiers, auf dem der Empfänger dann noch die empfangenen Signale anordnen müßte. Von oben nach unten und von links nach rechts.
Das Arecibo-Teleskop ist keines von den Dingern, die auf einem Bein in der Landschaft stehen und gedreht werden können. Wer die Filme Contact – mit einer großartigen Jodie Foster – oder Golden Eye – mit einem bekannten Geheimagenten ihrer Majestät – gesehen hat, wird sich eventuell an diese riesige Betonschüssel erinnern, über der eine Antenne schwebt. Genau dieses Radioteleskop wurde damals für die Funkbotschaft benutzt.
Da man diese Schüssel nicht in eine beliebige Richtung drehen kann, mußte man einen Adressaten festlegen, der eben in der richtigen Richtung liegt. Die Wissenschaftler entschieden sich dafür, die Nachricht Richtung Kugelsternhaufen M13 auszustrahlen. Jeder Perry-Rhodan-Fan dürfte sich hier ein Grinsen nicht verkneifen können. Denn in der Serie ist das die Heimat der Arkoniden und ihres Imperiums.
M13 ist deshalb nicht ganz unlogisch, da hier eine Menge Sterne dicht zusammen stehen. Somit ist die Wahrscheinlichkeit also höher, daß das Signal von einer anderen intelligenten Spezies gehört wird. Und mit denen kannten sich die damaligen Nerds gut aus, denn der Hauptinitiator der Botschaft war ein Herr namens Drake. Frank Drake, seines Zeichens Astrophysiker und „Erfinder“ der nach im benannten Drake-Gleichung, die es erlaubt, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, mit der eine andere, technologische Zivilisation hier in der Galaxis vorkommt. Im Grunde ist es eine Zusammenstellung verschiedener Parameter, die man zur Beantwortung dieser Frage stellen muß. Die jeweils eingetragenen Werte sind fast willkürlich, da kommt es ganz drauf an, welcher Wissenschaftler die Symbole mit Werten ersetzt. Allerdings eben nur fast willkürlich, denn natürlich muß man sich an die aktuellen Erkenntnisse halten. Die Drake-Formel gibt somit einen Eindruck über die Häufigkeit technologischen Lebens dort draußen.
Die Arkoniden werden trotzdem nicht vorbeikommen. Denn der Kugelsternhaufen M13 ist etwa 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, dagegen liegt so etwas wie Trappist-1 aber noch im Erdgeschoß desselben Hauses, quasi die Sushi-Bar im Erdgeschoß.
Außerdem wissen wir inzwischen, daß solche Gegenden möglicherweise nicht die besten Orte sind, um Sonnensysteme mit vielen Planeten zu besitzen. Denn dummerweise bestehen solche Sternhaufen gerne aus alten, roten Sternen mit wenig schweren Elementen. Für Astrophysiker sind schwere Elemente alle oberhalb der Ordnungszahl 2, also Helium. Aber auch die wirklich schweren Elemente – sagen wir mal, Eisen oder – rein biologisch besser – der gute alte Kohlenstoff sind in diesen Gegenden des Alls schwer zu finden. Der Grund dafür ist, daß derartiges Zeug in Sternen erbrütet worden ist, die dann erst explodieren müssen. Die Novae und Supernovae liefern einer Galaxis den Baustoff, aus dem die Sterne sind. Sterne wie die kleine, unbedeutende G2V-Sonne am Rande der westlichen Galaxis, um die ein Planet kreist, den seine Bewohner „Erde“ nennen. Witzigerweise ist die Sonne ein sogenannter Population-I-Stern, obwohl sie ja viel jünger ist als andere Sonnen. Naturwissenschaften können ein Hort der Verwirrung sein.
Diese ganze Spekulation über Außerirdische mag weit hergeholt erscheinen, aber Köpfe wie ein Stephen Hawking haben über die Arecibo-Botschaft nachgedacht. Kurz gesagt: Er hält so etwas für sehr gefährlich. Zur Risikoeinstufung von Signalen wurde sogar etwas erschaffen, das San-Marino-Skala genannt wird. Ja, San Marino in Italien, dieser lustige Zwergstaat. Auch Astrophysiker haben gerne sonnige Orte mit schönem Wetter bei Konferenzen. Auf jeden Fall liegt eine Botschaft wie Arecibo auf der zehnstufigen Skala bei Gefahrenstufe 8.
Ich persönlich finde es faszinierend, das auch hochintelligente Menschen auf derartigen Gedankenpfaden wandeln wie die NASA oder Donald Trump. Denn warum zur Hölle sollten sich die Arkoniden – so sie existieren – die Mühe machen, hier draußen überhaupt vorbeizufliegen? Oder auch nur in unsere Richtung zu lauschen? Selbst in der Perry-Rhodan-Serie findet das Treffen nur statt, weil ein Forschungskreuzer dieses Volkes auf dem Mond eine Bruchlandung hinlegt.
Wie kann man auf die Idee kommen, Aliens hätten nichts besseres zu tun, als auf Signale zu lauschen, die aus der allerletzten galaktischen Seitengasse kommen, um dann sofort ihre Raumschiffe zu bemannen – oder zu befrauen oder sonstwie zu bewesen – und sofort damit zu beginnen, die Erde zu erobern?
Ich habe keine Angaben dazu gefunden, mit welcher Energieleistung das Arecibo-Signal damals die Erde verlassen hat. Aber die Höchstleistung des Observatoriums liegt bei 1 MW Sendeleistung. Allerdings erst seit 1998. Ich wette jede Summe, daß von diesen paar Bits, die vor 44 Jahren die Erde verlassen haben, in spätestens drei Lichtjahren Entfernung nichts mehr zu empfangen ist, das selbst ein Lieutenant Commander Data noch als Signal erkennen würde. Und falls die Borg so etwas auffangen, werden sie darauf verzichten, unsere biologischen und technologischen Besonderheiten den ihren hinzuzufügen. Denn wir haben keine.
Das eigentlich so nah gelegene System Trappist-1 wäre also eventuell mit einem Signal von der Erde aus erreichbar, aber selbst das ist zweifelhaft. Man müßte die entsprechende Anlage erst bauen. Wie allerdings eine Raumsonde eine derartige Energiemenge aufbringen sollte, um jemals Daten zur Erde zurückzuschicken, ist mir ein Rätsel.
Natürlich könnte man wieder bemannte Expeditionen zum Mond schicken. Aber mit welcher Zielsetzung? Um uns allen zu beweisen, daß es dort oben so absolut öde ist, wie man es sich nur vorstellen kann und daß dort nichts lebt? Wissen wir schon. Zur Vorbereitung auf weitere Vorhaben?
Welche Vorhaben? Die Ernte von Helium-3 aus dem Mondgestein?
In Büchern, in Filmen, in Spielen, seien sie real oder virtuell – überall treffen wir auf eine Grundüberzeugung: Der Fortschritt wird uns zu den Sternen tragen.
Helium-3, für diejenigen, die es nicht wissen, ist nämlich ein Schlüssel zur Zukunft der Menschheit. Denn dieses Zeug, korrekterweise ³Helium geschrieben, ist ein Isotop des Elements, mit dem man aus diversen Gründen wunderbar Kernfusion betreiben kann. Quasi der ideale Sprit für ihr Auto. Pack den Tiger in den Tank!
Gut, es ist ein bißchen doof, daß wir noch immer keinen echten Schimmer haben, wie wir das mit der Fusion denn auf der Erde hinkriegen sollen. Aber darum kümmern sich ja bereits renommierte Fachwissenschaftler. Seit gut sechzig Jahren kümmern die sich.
Nun ja, jedenfalls wird der Mond, da er ja noch weniger Atmosphäre hat als der Mars, von der Sonne mit Strahlung beworfen. Sehr viel mehr Strahlung als hier auf der Erde. Darum ist der Mond unbewohnt, unter anderem jedenfalls. Diese Strahlung hat aber seit Entstehung des Mondes zur Bildung und Anreicherung von ³Helium im Mondgestein geführt. Und das könnte man ernten. Theoretisch.
Wie das dann aussieht, kann man Computerspielen entnehmen. In diesem Falle dem Spiel Anno 2205. Diese Spielereihe hat bereits lange Tradition und war mal richtig gut. Womit sie vor einer Weile aufgehört hat, aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Jedenfalls gestaltet man hier, wie die Jahreszahl vermuten läßt, die Zukunft der Menschheit. Man baut eine Kapitalgesellschaft auf. Die wiederum baut einen Weltraumfahrstuhl. Den hatte ich auch schon mal erläutert. Und dann – ja dann erkennt man, daß die Spielentwickler entweder keine Wissenschaftler sind oder aber ganz miese Hollywood-Schreiber.
Denn dann baut man ein Space Shuttle, um ins All zu fliegen. Nachdem man einen Weltraumfahrstuhl gebaut hat. Das gibt aber so was von Punktabzug.
Außerdem erntet man auf der Erde Deuterium. Das wiederum ist eine Spezialform des Wasserstoffs. Der Wikipedia-Eintrag dazu liefert folgenden wunderschönen Satz:
Eingesetzt wird Deuterium als Moderator in Kernreaktoren (hier in Form von schwerem Wasser), als Brennstoff in Wasserstoffbomben und künftig in Kernfusionsreaktoren
Na – wer hat es bemerkt?
Der Einsatz von Deuterium in Fusionsreaktoren ist schon beschlossene Sache für den Schreiber des Artikels. Denn natürlich werden wir die bald haben. Seit sechzig Jahren sagt irgendwer alle zehn Jahre, daß wir in fünfzig Jahren über Kernfusion verfügen werden. Plasmaphysiker und andere nennen das scherzhaft die „Fusionskonstante“.
Nun ja -im Spiel erntet man also diesen Fusionsbrennstoff, um dann zum Mond zu fliegen, um dort eine Kolonie aufzubauen, um dort Helium zu ernten um dann – man ahnt es bereits – Fusionsreaktoren zu bauen. Aber nicht etwa auf der Erde. Nein, die Dinger werden auf dem Mond gebaut!
Damit dann hinterher die erzeugte Energie per Transferstrahl zur Erde gebeamt werden kann und dort alle Energiesorgen löst.
Die verantworliche Spieleschmiede für Anno 2205 ist nicht weit von mir entfernt und ich würde ganz gerne mit den Entwicklern mal einen Tee trinken, um sie zu fragen, wer sich diesen Schwachsinn ausgedacht hat. Selbst der Filmplot von Schinken wie „Armageddon“ ist wissenschaftlich durchdachter.
Mal völlig abgesehen von der Tatsache, daß ein derartiger „Transferstrahl“ die ganze Erde grillen würde, da der Mond nun einmal nicht in einer geostationären Umlaufbahn läuft – die Spielwelt besteht wie immer aus großen Inseln auf der Erde. Und man kann Gezeitenkraftwerke bauen. Wenn mir jemand erzählen möchte, Fusionsstrom vom Mond wäre billiger als Gezeitenenergie, die man lokal unter prima Umweltbedingungen auf der Erde ernten kann, müßte mich anschließend jemand betäuben, damit ich aufhöre zu lachen.
Nein, ebenso wie Spiele anderer Art sind auch derartige Computerspiele schlicht und einfach aus der Überzeugung heraus geboren, daß die Zukunft so sein wird wie das Heute, nur mehr davon. Eine ganz bestimmte Vorstellung darüber, wie die Welt funktioniert, oder besser, wie sie zu funktionieren hat, wird in Form eines Spiels weiter verbreitet.
Natürlich erwarte ich keine völlige Korrektheit in solchem Umfeld. Ich habe genug Spiele gezockt, um da etwas tolerant zu sein. Aber eine derartige Anhäufung wissenschaftlichen Blödsinns und eine derartig plumpe Propaganda für die großartige Zukunft im All ist mir lange nicht mehr untergekommen. Vielleicht hätten die deutschen Entwickler besser ein Anno 1305 gemacht, wie ich das eigentlich gehofft hatte.
Ganz am Rande bemerkt muß in diesem Spiel sämtliches Trinkwasser per Entsalzungsanlage aus den Ozeanen gewonnen werden. Jetzt darf man sich gerne mal die Frage stellen, warum das so ist in diesem Szenario. Nein, ich denke nicht, daß die Menschheit im Jahre 2205 auf dem Mond Fusionsreaktoren bauen wird. Denn auch hier lautet die Frage: Warum sollte man so einen Blödsinn machen? Und womit eigentlich?
Auch der amtierende Präsident der USA liefert mit seinem Waffenbauprogramm ein prima Beispiel für Dinge, die ich schon beschrieben habe.
Nämlich für den allgegenwärtigen Abnehmenden Ertrag. Klar wäre es möglich, mal eben 54 Milliarden Dollar in die Rüstung zu stecken. Aber wozu?
Für das Geld kriegt man vom Pentagon kein einziges Superwaffen-Programm wirklich fertiggestellt. Ronald Reagan, der große Vorgänger des derzeitigen, absolut fantastischen Präsidenten, hat diese Summe schon für sein „Star Wars“ verpulvert, mit dem man jede Menge mit Lasern bewaffnete Killersatelliten in die Umlaufbahn heben wollte, um den Kommunisten ihre Atomwaffen wegzuschießen.
Abgesehen von so lästigen Fragen wie „Woher nehmen wir das Geld?“ und “ Wird der Kongress das genehmigen?“ natürlich.
Schon George Orwell beschreibt in seinem 1984 wunderbar, wie die herrschende Partei immer wieder gigantische schwimmende Festumgen bauen läßt, die dann im Ozean verankert werden. Um dann nach einem Jahrzehnt im Dienst wieder verschrottet zu werden, wobei sowohl Bau als auch Verschrottung keinerlei Nutzwert für die Gesamtgesellschaft haben. Es geht nur darum, Zahlen für Statistiken zu erzeugen und Beschäftigung zu simulieren.
Der industriell-politische Komplex, dem Trump jetzt vorsteht, ist exakt so gestaltet. Trump hatte versprochen, Amerika wieder produzieren zu lassen. Doch in der Realität produziert Amerika eben nichts mehr selbst, außer Waffentechnik. Und mit etwa 450 Millionen Dollar für einen einzigen Flieger des F-35-Programms ist moderne Technik auch noch sehr, sehr teuer. Außerdem wenig leistungsfähig, denn der Wundervogel, der alles können soll, kann am Ende nichts richtig.
Gerade moderne Rüstungsprogramme zeigen wunderbar, was „Abnehmender Ertrag“ eigentlich bedeutet. Denn natürlich muß der ganze Wahnsinn finanziert werden. Nun, Trump möchte da die Umweltbehörde um ein Drittel zusammenkürzen und den Rest dann aus Sozialprogrammen nehmen.
Jetzt muß man sich nur noch die Frage stellen, wer denn mit einem fetten Paket für die Rüstungsindustrie wirklich Geld verdient – das Amerika des kleinen Mannes, der im Rust Belt der Großen Seen Donald Trump gewählt hat?
Aber Ozeanien muß weiter Krieg führen gegen Eurasien. Denn Ozeanien hat immer Krieg geführt gegen Eurasien.
Ebenso ergeht es der Politik anderer Länder. Kognitive Dissonanz, wohin man schaut. Besonders schön zu sehen im Wahlkampf. Da wirft die CDU einem Kanzlerkandidaten der ehemaligen SPD vor, er würde das Land schlechtreden, um eine eigene Agenda zu verfolgen. Nämlich die von „mehr sozialer Gerechtigkeit“, wie der Herr Schulz das ja seit einiger Zeit gerne verkündet.
Nachdem diese Partei ein Jahrzehnt lang Dresche bezogen hat für die Umwandlung des deutschen Sozialsystems in eine dauerhafte Demütigungskampagne für Menschen ohne Arbeit unter dem neoliberalistischen Banner, auf dem steht „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ kommt da plötzlich einer, der sagt: „Es könnte sein, daß wir da ein bißchen was falsch gemacht haben.“
Eine völlig korrekte Erkenntnis. Nur – warum sollte jemand so blöd sein, ausgerechnet der Partei dieses soziale Gerede abzunehmen, die jetzt seit fünfzehn Jahren zuverlässig links geblinkt hat, um dann trotzdem jedes Mal rechts abzubiegen?
Direkt unter und über den Artikeln, in denen Herrn Schulz vorgehalten wird, er sei ja ein populistischer Miesmacher des großartigen Deutschland, finde ich zwei weitere. Der eine besagt, daß die soziale Ungleichheit in Deutschland weiterhin zunimmt, die Reichen also weiterhin reicher und die Armen weiterhin ärmer werden. Auf Kosten der noch verbleibenden Mittelschicht, versteht sich.
Der andere Artikel beschäftigt sich mit der Forderung der CSU, man solle sogenannte „Gefährder“ doch einfach mal ohne eine Anklage oder Verfahren einsperren können. Für eine beliebige Zeitdauer. Erdogan fände diese Idee klasse. Das Grundgesetz findet sie nicht klasse, das kann ich mal so sagen, ohne Verfassungsrechtler in München zu sein.
Fast könnte ich glauben, diese CSU verfolge eine Agenda für mehr „Sicherheit“ und redete dafür das Land schlecht. Überall terroristische Gefährder. Seit zwei Jahren machen die Unionsparteien nichts anderes, als kreischend durch die Gegend zu laufen und Terror, Panik und Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten. Aber die Partei, in der ein Horst Seehofer, ein Andreas Scheuer oder ein Markus Söder nicht nur frei herumlaufen dürfen, sondern auch noch offizielle Reden halten oder sogar Twitter-Accounts benutzen, die wirft einem Martin Schulz Populismus vor.
Die Bambushütte am Rand der Gesellschaft bietet Vorteile: Beispielsweise eine einzigartige Perspektive. Mittendrin und nicht dabei erscheinen manche Dinge viel deutlicher.
Statt einzusehen, daß Weltraumstationen ebensowenig realistisch sind wie ein Amerika voller produktiver Fabriken, die von Arbeitern betrieben werden statt Robotern, will Donald Trump in Infrastruktur investieren.
Aber mit welchem Geld? Das Amerika des Jahres 1960, das ihm vorschwebt, hatte keine Staatsschulden in Höhe von 19 Billionen Dollar. Es war der größte globale Kreditgeber, nicht der größte Schuldner.
In welche Infrastruktur?
Natürlich kann man einen Superzug in einer Vakuumröhre mit 1000 km/h die Westküste langballern lassen. Aber mit welchen Passagieren und welchem Energieverbrauch pro Kopf und Kilometer? Und vor allem – warum?
Eine stinknormale Strecke für einen stinknormalen Hochgeschwindigkeitszug, der mit etwa 300 Sachen die Schiene langbügelt, wäre für einen Bruchteil der Kosten zu haben.
Aber ebenso wie ein „Space Launch System“ neu sein muß, muß auch der Transport der Zukunft unbedingt neu sein. Keinesfalls dürfen wir auf Dinge zurückgreifen, die schon bewährt sind. Und vor allem schon vorhanden. Denn das würde bedeuten, daß die ganze schöne Forschung und Entwicklung ja wegfiele. So sad!
Das ist auch der Grund, warum eine Raumkapsel heute unbedingt anders aussehen muß als vor fünfzig Jahren. Wie kann die neu sein, wenn sie genau so aussieht?
Und wenn sie nicht neu ist, kann sie ja auch ncht besser sein. Denn „neu“ ist „besser“. Immer. So sagen es die Hohepriester der Technologie. Elon Musk ist einer von ihnen.
Donald Trump kann gar nicht auf die Idee kommen, den USA wieder ein Schienentransportsystem für Passagiere zu verpassen. Was vernünftig wäre. Oder auf die Idee, die Wasserwege der USA zu renovieren. Gerade der Nordosten des Landes verfügt über ein recht ordentliches Kanalnetz für Binnenschiffe.
Trump kann nicht auf die Idee kommen, keine Kohle mehr verheizen zu wollen und gleichzeitig keine neuen Windräder aufzustellen, die er so haßt. Dazu müßten die USA weniger Energie verbrauchen, was diesem Land und seiner Bevölkerung problemlos möglich wäre.
Donald Trump kann diese Dinge nicht, deutsche Politiker auch nicht. Es ist undenkbar, den alten Sozialstaat nicht wiederherstellen zu wollen. Doch womöglich können wir uns den tatsächlich nicht mehr leisten. Abnehmender Ertrag und Grenzen des Wachstums lassen die Erde des Jahres 2017 eben anders aussehen als die des Jahres 1957. Mein Lob an Herrn Schulz, der wenigstens in der Lage scheint, gemachte Fehler zuzugeben. Das heißt aber nicht, daß die Wiederherstellung eines vorherigen Zustands möglich ist oder auch nur wünschenswert. Um den deutschen Sozialstaat zu retten, müßte man ein neues Modell entwerfen.
Nein, ebenso wie Atomschiffe oder andere Dinge in einem Raum mit Kinderbüchern und Spielzeugen sind auch all diese Meldungen der letzten Wochen nichts weiter als Propaganda, die von einem bestimmten Glauben getragen wird. Es ist schöne Propaganda, zweifellos. Sie ist sogar wissenschaftlich interessant. Aber nichts davon wird wirklich stattfinden bzw. der Gesellschaft hier auf der Erde einen echten Nutzwert erbringen.
Aber wir wollen daran glauben. Wir müssen es sogar. Denn der Mythos des Fortschritts bedingt einen weiteren Mythos, ein weiteres Narrativ, auf dem unsere technologisch-industrielle Zivilisation ruht. Ein weiterer Fehler im Fundament.