– IV –
Elegie auf das 21. Jahrhundert
„Discontent arises from the knowledge of the possible, as contrasted with the actual.“
Aneurin Bevan
Es ist ein trüber Aprilmorgen und eigentlich noch viel zu früh, als ich mich aus den Federn erhebe und auf den Weg mache. Aber diesen Moment werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich bringe mich also in Form und schwinge mich auf mein nichtfossiles Transportmittel, um an den Fluß zu fahren.
Gestern schon habe ich mir eine gute Stelle ausgesucht, um einen Blick auf das zu werfen, was da heute transportiert werden wird. Man hört alles bereits, bevor das Objekt in Sicht kommt. Die Motoren des Pontonschiffes laufen unter hoher Last, im nebligen Dunst über dem Fluß trägt das Geräusch weit.
Dann schält sich der Umriß aus der diesigen Luft. Auf dem Schiff festgemacht, wird die Silhouette mit den kurzen Tragflächen sichtbar.
Die stumpfe Nase, die eher stummeligen Flügel, bei denen mir der Ausspruch eines amerikanischen Astronauten in den Sinn kommt, das „verdammte Ding“ habe die Segeleigenschaften eines Ziegelsteins. Der Rumpf ist nicht vollständig, hinter den Tragflächen fehlt das Heckteil mitsamt Leitwerk, es ist zum Transport demontiert worden.
Einige Tausend Leute stehen mit mir hier am Ufer des Rheins, als die Raumfähre Buran, das russische Gegenstück zum amerikanischen Space Shuttle, auf dem Schiff langsam an uns vorüber gleitet. Eine Raumfähre auf einem Schiff. Diese Fähre, eigentlich dafür gebaut, sich auf einem gigantischem Feuerstrahl aus Wasserstoff und Sauerstoff in den Orbit zu erheben und ins All vorzustoßen, fliegt nirgendwohin. Sie ist auf dem Weg ins Museum, ohne jemals ihren eigentlichen Zweck erfüllt zu haben. Ich weiß nicht, ob die anderen hier so denken wie ich. Ich vermute, sie tun es nicht.
Sowieso war das Buran-Programm der Russen bereits 1993 eingestellt worden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es kein Geld mehr für derartige Unternehmungen. Nur ein einziges Mal, im November 1988, war eine Buran in den Orbit gestartet, huckepack auf dem Rücken der extra dafür entwickelten Energija-Rakete. Der Gründer des Programms und treibende Kraft hinter der Konkurrenzentwicklung der Russen, der Ukrainer Walentin Petrowitsch Gluschko, in der damaligen Sowjetunion zum Chefkontrukteur für Raketenmotoren avanciert, starb nur wenig später, im Januar 1989.
Die sowjetische Konstruktion war keine vollständige Kopie des amerikanischen Designs, bei den Hitzeschilden war das Buran-Programm der UdSSR seinem amerikanischen Bruder wohl materialtechnisch voraus, was Stabilität und Belastbarkeit anging. Aber auch auf Seiten der Amerikaner interessierte das nach dem Zusammenbruch des Sowjetreichs niemanden mehr.
Eventuell könnte die Besatzung der Columbia noch leben, hätte sich damals irgend jemand um solche Details gekümmert. In dieser vergessenen Katastrophe starben alle Crewmitglieder der Mission STS-107, als ihr Shuttle beim Wiedereintritt in die Atmosphäre auseinanderbrach. Ein Stück Isolierung des Treibstofftanks war beim Startvorgang auf die Backbord-Tragfläche geprallt und hatte den Hitzeschild beschädigt. Aber man kümmerte sich nicht weiter darum.
In zwei Wochen Missionsdauer wurden alle möglichen Experimente im All durchgeführt, aber niemand gestand den Astronauten ein Zeitfenster zu, in dem man die linke Tragfläche des Shuttle in Augenschein hätte nehmen können. Die mögliche Beschädigung wurde erst in der Pressekonferenz einen Tag vor dem Missionsende überhaupt erwähnt.
Beim Abstieg am 1. Februar 2003 schmolzen sich heiße Gase ihren Weg durch die beschädigte Flügelvorderkante und zerstörten die innere Struktur. In mehr als 63 Kilometern Höhe brach die Fähre auseinander. NASA-Mission STS-107 verwandelte sich in ein verglühendes Trümmerfeld und Grabstätte für sieben Astronauten.
Die nachfolgende Untersuchung ergab „Kommunikationsprobleme“ innerhalb der NASA, die dazu geführt hatten, daß man mehrere Warnungen von seiten der Ingenieure nicht wirklich beachtet hatte. Der Besatzung der Challenger wäre dieses Lied bekannt vorgekommen, wäre sie zu diesem Zeitpunkt nicht schon 17 Jahre tot gewesen. Ihre Kollegen hatten im All wenige Tage zuvor noch den Jahrestag begangen.
Dieses von bürokratischer Schlamperei und kommerziellem Druck begünstigte Unglück war der Anfang vom Ende des Shuttle-Programms der USA. In den folgenden Jahren flogen die Endeavour, die Discovery und die Atlantis noch knapp zwei Dutzend Missionen. Am 21. Juli 2011 endete die Ära des Space Shuttle mit der Landung der Atlantis auf dem Kennedy Space Center, nur ein Vierteljahr, nachdem ich die Raumfähre den Fluß hinunterfahren sah.
Seit diesem Tag gibt es auf der Erde keine bemannte, staatlich finanzierte Raumfahrt mehr. Es wird sie auch nie wieder geben, zumindest behaupte ich das einfach mal. Die bemannte Raumfahrt ist tot.
Selbstverständlich erlaubt uns die Religion des Fortschritts nicht, dieses so unscheinbare Ereignis als eine historische Zäsur zu betrachten.
Präsident Bush kündigte 2004 ein Nachfolgeprogramm namens „Orion“ an, in dem auch eine weitere Landung auf dem Mond bis 2020 und darauf folgende Marsmissionen eingeplant waren. Ganz im Sinne des Dogmas des ewigen Fortschritts mußte das nächste Weltraumprogramm nicht etwa nur das Shuttle-Programm ersetzen.
Nein, es mußte weiter hinausgreifen, größere Möglichkeiten schaffen, neue Versprechungen machen. Einfach nur ein neues Space Shuttle entwerfen für noch weitere 1000 Orbitalflüge war nicht genug für eine Ankündigung.
Die Finanzierung des Orion-Programms wurde 2010 von der Obama-Administration eingestellt, offiziell läuft es aber weiter. Aber niemals werden bis 2023 irgendwelche Menschen auf dem Mond landen. Und warum sollten sie das auch? Die letzten Mondlandungen haben uns derartig gelangweilt, daß wir sie irgendwann gelassen haben. Sollte es unwahrscheinlicherweise doch dazu kommen, werden es keine Amerikaner sein, die da über unseren Trabanten marschieren.
Stattdessen ist es inzwischen so weit, daß der Kongress der USA massive Kürzungen bei den Erdbeobachtungssatelliten vornehmen will. Also exakt den Programmen, deren Nutzen recht eindeutig und eigentlich auch unumstritten ist. Ganz besonders betroffen wäre die Fähigkeit der NASA, die Übersäuerung der Ozeane zu messen oder die CO2-Emissonen der USA zu verfolgen.
Denn natürlich darf nur die Wissenschaft staatlich finanziert werden, die keinerlei unerwünschte Ergebnisse erbringt. Sonst stellte womöglich jemand die Frage, warum etwas über 4 Prozent der Weltbevölkerung, nämlich die der USA, jeden Tag über 25 Prozent aller Ressourcen unseres Planeten für sich beanspruchen, von Arsen bis Zink. Es ist sicherlich ein Zufall, daß dieser Vorschlag ausgerechnet von den Republikanern kommt, die ja bekanntlich in Dingen wie Klimawandel zur Speerspitze der wissenschaftlichen Aufklärung gehören. Deswegen dürfen staatliche Stellen in Florida dieses Wort nicht mehr erwähnen, weil dieses Klimazeug natürlich eine Weltverschwörung ist.
Gleichzeitig ermöglicht einem alleine diese Erkenntnis, über den Klippenrand zu schauen und die Höhe des Sturzes abzuschätzen, vor der wir Menschen in den entwickelten, oder besser, überentwickelten Ländern stehen.
Die Shuttle-Missionen haben pro Stück gegen Ende über 700 Millionen Dollar gekostet. Und da gibt es Menschen, die beschweren sich darüber, daß eine Mission zu einem Kometen, die aufgrund von Flugbahn und weiteren Untersuchungen auf dem Weg gute 12 Jahre dauert, unterm Strich etwa eine Milliarde gekostet hat.
Ich bin eindeutig ein Freund der Wissenschaften und der Erforschung der Dinge, die uns umgeben. Aber wir sollten auch hier aufhören, uns im kollektiven Freudentaumel über unsere eigenen Fähigkeiten als Rasse ständig selbst zu belügen: Bemannte Raumfahrt ist teuer. Sehr teuer.
Wenn schon eine Mission eines Orbitalshuttles 700 Millionen Dollar verschlingt, was kostet dann ein Flug zum Mond? Was kostet die Errichtung einer Raumbasis auf dem Trabanten? Was kostet ein Trip zum Mars?
Denn alleine die Anforderungen an so etwas wären völlig anders als 1969. Niemand fliegt über mehrere Monate die längste Strecke, die Menschen jemals zurückgelegt haben, um dann auf dem Mars drei Tage lang Staubproben zu sammeln und wieder zurückzufliegen.
Nein, eine Marsmission müßte von Anfang an auf Dauerhaftigkeit ausgelegt sein. Das Raumschiff braucht Platz für eine große Besatzung, mit drei Leuten kommen wir da nicht weit. Diese Menschen müßten auf der Oberfläche des Roten Planeten ein Habitat errichten, in dem sie mehrere Monate überleben können. Auf einer Welt wie dem Mars braucht man alles. Es gibt keinen Himmel, der einen mit Atemluft versorgt. Kein Wasser. Keine Pflanzen. Nichts außer kaltem Staub und der Frage, wo genau in seiner Geschichte der Mars Pech hatte und deshalb eine tote Welt ist.
Selbstverständlich würde selbst ein Monat menschlicher Forschung mehr Daten erbringen als drei Jahrzehnte dumm auf der Oberfläche rumkrebsende Roboter mit putzigem Namen. Aber was würden uns diese Erkenntnisse bringen? Und wie teuer wäre ein derartiges Unternehmen?
Die Zukunft im All wird keinen Todesstern bringen. Keinen Warp-Antrieb. Die Zukunft findet auf der Erde statt.
Nein, machen wir uns nichts vor. Ebenso wie viele andere Dinge, die unser großartiges technologisches Zeitalter in Jubelarien feiert, ist auch die bemannte Raumfahrt ein Flop. Eine Show für das Volk. Laserstrahlen, Konfetti, Glitzer und Glamour zur Ablenkung vom Wesentlichen. Brot und Spiele.
Bemannte Raumfahrt ist ein technologisches Paket, eine Suite, und außerdem eines, das sich unsere Zivilisation nicht mehr länger leisten kann.
Um derartige Unternehmungen zu starten, benötigt man massive staatliche Finanzierung. Langwierige Forschungen in Material- und Antriebstechnologien. Die Ausbildung einer ganzen Palette von Experten, die diese Forschungen durchführen können. Dazu wiederum braucht es ein leistungsfähiges Schul- und Universitätssystem, das auch die Eigenschaften des kritischen Denkens und des Infragstellens bisheriger Ansätze zu schulen vermag, ja, das sogar ausdrücklich will.
Es benötigt einen Arbeitsmarkt, der es Menschen ermöglicht, ihre eventuell zu tragenden Schulden aus der Ausbildung auch wieder abbezahlen zu können. Idealerweise hätten diese Menschen natürlich gar keine, aber wovon träume ich da eigentlich?
Und – ganz besonders wichtig – bemannte Raumfahrt setzt voraus, daß eine Zivilisation einen massiven Energieüberschuß pro Kopf der Gesellschaft erwirtschaftet. Denn ohne den gibt es niemanden, der Astrophysik oder Materialwissenschaften an einer Universität unterrichtet. Es gibt nicht einmal Platz für eine Universität in einer Gesellschaft, die zum Großteil damit beschäftigt ist, ihre Energie in das eigene Überleben fließen zu lassen. In die Landwirtschaft, beispielsweise.
Es gibt einen Grund, warum in den Tagen nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs in Europa die einzigen Horte von Gelehrsamkeit und Wissen Klöster gewesen sind, in denen sich Menschen um Bücher kümmerten, deren Lebensstil selber in den allermeisten Fällen von äußerster Bescheidenheit geprägt war.
Es gibt auch einen handfesten Grund dafür, warum alle Bemühungen der bemannten Raumfahrt inzwischen in privaten Händen liegen. Was immer dabei herauskommt, es wird keine Marsexpedition sein.
Eine der Firmen, die derartige Projekte vorantreiben, ist Space-X. Diese wiederum gehört einem Mann namens Elon Musk. Menschen wie Steve Jobs sind die Hohepriester des technologischen Zeitalters. Leute wie Musk sind die Propheten. Zukunftsmenschen.
Dieser Mann ist nicht nur derjenige, der sein Elektroauto Tesla auf den Markt gebracht hat und in der Öffentlichkeit als einer der innovativsten Köpfe unserer Zeit gilt. Er ist auch eine treibende Kraft hinter dem Konzept des Hyperloop, das ich im vorherigen Teil dieser Serie schon erwähnt hatte.
Er ist auch der Mann, der sich darüber Sorgen macht, daß die Entwicklung Künstlicher Intelligenz eine Bedrohung für die Menschheit darstellen könnte. Wer Matrix gesehen hat, weiß genau, was er meint. Man könnte auch einen der anderen Filme zitieren, die viel älter sind, aber die gleiche Thematik haben. Aber die sind eben nicht mit diesen coolen Glitzereffekten unterwegs wie das Werk von ’99.
Musk macht sich auch besonders Sorgen darum, daß ein III. Weltkrieg die menschlichen Ambitionen gefährden könnte, zum Mars zu fliegen.
Ich persönlich würde mir da eher Sorgen machen über Verdampfen in Atomexplosionen oder Sterben an Strahlenkrankheit oder solche Dinge, aber das ist vermutlich viel zu pragmatisch. Ja, so ticken sie, die Propheten der Technologie-Religion.
Ich kann Herrn Musk da beruhigen, denn wir werden niemals echte KI-Systeme bekommen auf unserem Planeten. Wie sollten wir etwas nachbauen, von dem wir gar nicht wissen, was es ist?
Weder Intelligenz noch das viel geheimnisvollere Bewußtsein sind bisher grundlegend erforscht. Im Allgemeinen stochern sämtliche Neurologen, Psychologen, Biophysiker und die ganzen anderen Nerds da völlig im Nebel herum. Alleine die Idee, das ein menschliches Gehirn wie ein Computer funktioniert, ist auf der einen Seite vollkommen absurd und auf der anderen völlig typisch für die reduktionistische Herangehensweise unserer Wissenschaften. Außerdem ist diese Idee inzwischen fast überall in den Kognitionswissenschaften etabliert. Und natürlich falsch. Ich brauche keine zwei Minuten, um mir ganz klar darüber zu werden, wie mein Verstand funktioniert: Er funktioniert auf keinen Fall wie ein Computer.
Auch die Geschichte mit dem Flug zum Mars steht nicht besonders weit oben auf meiner Liste der Sorgen. Denn dieser wird nicht stattfinden. Gemäß dessen, was ich bereits geschrieben habe, werden natürlich die entsprechenden Ankündigungen immer wieder und immer lauter ertönen. Nur passieren wird dann nichts. Siehe Orion-Programm.
Auch die Frage, ob nicht in zwei Jahren überall günstige Tesla-Modelle über die Straßen fahren werden, kann ich von meiner Seite aus beantworten. Werden sie nicht.
Ebenso wie alles andere benötigt auch diese Industrie ein komplettes Paket aus Technologie. Alleine die Batteriefertigung benötigt diverse Rohstoffe, unter anderem natürlich Lithium. Dieses Element kommt durchaus häufig auf der Erde vor. Noch im Jahre 2010 bezeichnete das Fraunhofer-Institut die vorhandenen Reserven selbst in pessimistischer Sichtweise als „langfristig gesichert“. Wobei langfristig in diesem Falle bedeutete, bis ins Jahr 2050.
Jetzt, im Frühjahr 2016, wollte Elon Musk in seiner sogenannten Gigafactory in Kalifornien die Produktion von Batterien für seine Elektrofahrzeuge aufnehmen. Geplant war ein Ausstoß von 500.000 Batterien pro Jahr für ebensoviele Fahrzeuge. Ärgerlicherweise liegen die Hauptvorkommen dieses Alkalimetalls aber in Chile, Bolivien und Argentinien. Die gestiegene Nachfrage hat natürlich auch den Preis steigen lassen und Tesla hat keine langfristigen Lieferverträge abgeschlossen, wie es aussieht.
Außerdem verschlingt die Herstellung des Materials gigantische Mengen an Wasser und Bolivien hat aus seiner Geschichte der Ausbeutung gelernt und möchte einen guten Teil der Gewinne für sich behalten, was wiederum Investitionen erschwert. Wo kämen wir denn da auch hin, wenn die Besitzer von Rohstoffen einen größeren Nutzen aus deren Verkauf zögen als die innovativen Weltretter mit ihren Wundertechnologien.
Sowohl Batteriefabrik als auch der restliche Betrieb von Tesla Motors verschlingen noch ganz andere Sachen außer Lithium. Nämlich Subventionen. Viele Milliarden davon. So viele Milliarden, daß man sich einmal die Geschäftszahlen des Wunderknaben aus Kalifornien näher anschauen sollte.
Als Ergebnis kommt dann heraus, daß Tesla Motors nichts anderes ist als eine gut koordinierte Maschine, deren einziger Zweck es ist, möglichst viele Milliarden aus verschiedenen aufgestellten Töpfen mit Regierungsgeldern zu sammeln. Zum Gesamtpaket „Technologie“, das unsere Prediger des Fortschritts immer nur im Singular benutzen, gehören also auch jede Menge staatlicher Gelder.
Ohne Lithium zu einem Weltmarktpreis, der auch niedrig genug ist, ohne massive Subventionen für Bau und Betrieb von Fabriken, ohne eine im Hintergrund arbeitende Erdölindustrie baut niemand Elekroautos. Denn aus irgendwas müssen ja auch die Karosserien der gebauten Fahrzeuge bestehen. Im Falle des Tesla besteht sie aus Aluminium und kohlefaserverstärkten Kunststoffen. Dieses Zeug, im Volksmund auch schlicht Carbonfaser genannt, besteht unter anderem aus Epoxidharzen und eben den Kohlenstoff-Fasern. Die wiederum bestehen meistens aus einem Zeug namens Polyacrylnitril und das wiederum ist nichts weiter als ein Polymer, also ein volksmundlicher Kunststoff. Die wiederum benötigen Erdöl als Rohstoff in ihrer Herstellung. Außerdem benötigt man noch Dinge wie ionische Flüssigkeiten als Lösungsmittel und andere Spielereien, die wiederum eine entwickelte chemische Industrie voraussetzen.
High Tech ruht immer auf dem Fundament einer Industriegesellschaft. Fällt eine Komponente davon aus, fällt die Technologie aus.
Alleine an diesem Beispiel zeigt sich sehr klar, daß „Technologie“ eben weit mehr ist als nur etwas Einzelnes, Isoliertes. Im heutigen Sinne des Gebrauchs hat Technologie niemals existiert. Wir sind darauf gedrillt, in einem Begriff zu denken, der so keinen Realitätsgehalt hat. „Technologie“ hat ihre Vorausetzungen, es sind also immer Bündel aus Technik.
Selbst unsere Vorfahren mußten nach der Erfindung des Bogenschießens zur Jagd mehrere Elemente verfügbar haben. Ich benötige Werkzeuge, um aus dem richtigen Stein eine Pfeilspitze zu machen. Ich benötige das richtige Holz. Ich brauche eine Bogensehne, die aus etwas bestehen muß. Ich brauche irgendeinen Klebstoff, mit dem ich Spitze und Pfeilschaft so dauerhaft verbinden kann, daß meine Pfeilspitze nicht immer im getroffenen Objekt verlorengeht. Erst wenn alle diese Dinge verfügbar sind, kann ich die „Technologie“ Bogenschießen erfolgreich anwenden.
In dieser Art zieht sich der Selbstbetrug, die Verkündung der Priester, der Hohepriester und Propheten unseres technologischen Zeitalters, durch die letzten Jahrzehnte. Jedes auftauchende Problem wird mit „Technologie“ beworfen, bis es verschwindet. Danach widmen wir uns den anderen fünf Problemen, die plötzlich völlig unerwartet aufgetaucht sind.
Da wäre zum Beispiel aktuell die Frage, wie man denn selbstfahrende Autos, also Auto-Autos, die womöglich auch noch innovativ elektrisch angetrieben sind, für den Gebrauch in der Öffentlichkeit sicher machen kann. Nun ja, eins ist auf jeden Fall klar: Unfallfrei werden die auch nicht sein.
Wie ich schon erwähnte, bin ich durchaus ein Freund angewandter Technologien und kann mir sehr gut vorstellen, in einem Carpool beim städtischen Zentralrechner ein Fahrzeug zu meiner Verwendung zu bestellen in einer Zukunft, die nicht so weit entfernt ist.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Ich muß mich nicht an einen Fahrplan halten wie bei der Fahrerei mit dem Zug. Wenn ich einen Transport benötige, kann ich einen bestellen. Gleichzeitig brauche ich mir aber auch kein verdammtes Auto zuzulegen, das einen Arsch voll Geld kostet, Steuern, Versicherung, Wartung und Benzin frißt und dann etwa 98 Prozent seiner Lebensdauer untätig rumsteht, anstatt das zu tun, was ein Auto als einzige Daseinsberechtigung vorweisen kann: Dinge und Leute von A nach B tranportieren.
Aber meine Vision einer praktisch nutzbaren Zukunft läßt den Privatbesitz eines Elektrofahrzeugs, sei es persönlich gelenkt oder automatisch gesteuert, als unattraktiv, im Grunde sogar extrem unsinnig erscheinen. Die Vorstellung von Zukunftsmenschen wie Elon Musk geht dahin, daß wir eben einfach weiter Auto fahren wie bisher. Leise, elektrisch und effizient – aber jeder mit seinem Wagen.
Doch was ist dann mit den unzähligen Datenverbindungen, die auf einer automatischen Autobahn für die automatisch gesteuerten Fahrzeuge notwendig wären? Wie sichert man dieses Szenario ab?
Mein Vorschlag ginge ja dahin, ein total fortschrittliches Auto zu benutzen, wie ich früher eines hatte.
Keine elektrischen Fensterheber, keine Klimaanlage, weniger als drei Dutzend Hebel ums Lenkrad. Ein extrem bedienerfreundliches Interface. Wenn ich heutzutage in moderne Autos hineinschaue, sehe ich etwas, das oft aussieht, als hätte eine XBox einen flotten Dreier mit einem Tablet und einem Google-Rechenzentrum gestartet, wobei auf halbem Weg der Kopulation unglücklicherweise alle Beteiligten explodiert sind.
Mehr als fünfzig Prozent aller Ausfälle moderner Fahrzeuge betreffen die Bordelektronik, gerne auch mal diejenige, die die Türen öffnet. Wenn ich bei meinem alten Schwedenstahl-Panzer, Baujahr 1987, die Türen öffnen wollte, mußte ich den Schlüssel ins Türschloß stecken und drehen. Wenn das nicht eine perfekte usability ist.
Die Hacksicherheit dieses Fahrzeugs war absolut sensationell. Der Spritverbrauch lag nicht höher als bei einem heutigen Durchschnittsgolf, denn ein Golf ist heutzutage als Basismodell mit dem ganzen eingebauten Fortschrittskram lockere vierzig Prozent schwerer als mein alter 360er Volvo, Christopherus habe ihn selig.
Ach ja – extra herstellen müßte man ein solches Fahrzeug auch nicht, nur als Anmerkung. Nicht einmal aus Kohlefaserverbundstoffen. Aber wie ich schon einmal erwähnte, sind heute Dinge aller Art natürlich immer deshalb besser, weil sie eben neu sind. Übrigens entfällt mehr als die Hälfte des CO2-Ausstoßes in einem Autoleben auf die Produktion, nicht den späteren Betrieb.
Überall verkünden die Priester der Religion des Fortschritts in immer lauteren Tönen, wie sehr sie die Zukunft bald verändern werden. Ernsthaft wird wieder die alte Nummer mit dem Asteroidenbergbau aus der Mottenkiste geholt.
Der Trick an der Sache ist, daß diesmal ganze Asteroiden in Raumschiffe verwandelt werden sollen, um die Vorkommen an Gold, Platin, Nickel und Wasser abzubauen, die es dort oben gibt. Oder besser, geben soll. Denn ich wüßte nicht, daß man all diese Elemente bisher in Asteroiden gefunden hat. Geschweige denn in ausbeutungsfähiger Menge. Auch das irdische Meerwasser enthält jede Menge Gold und andere gelöste Metalle. Nur ist eben die Konzentration so niedrig, daß es einfach nicht möglich ist, dieses Zeug jemals wirtschaftlich auszubeuten.
Für Rohstoffe auf Asteroiden gilt dasselbe wie für alles andere auch: Je geringer die Konzentration von irgend etwas, desto höher der Energieaufwand, um genug davon zusammenzukratzen, desto höher steigen die Kosten. Selbst für Energie an sich gilt das. Deshalb ist es schwieriger, Sonnenlicht und Wind zu ernten als Erdöl aus dem Boden zu holen und es in einer Raffinerie zu Benzin zu verarbeiten. Erdöl hat einfach mehr Dampf, könnte man so sagen.
Abgesehen davon, daß mir das Konzept als SF-Leser natürlich vertraut ist, hoffe ich mal, daß den zukünftigen Asteroidenjockeys beim Berechnen der Flugbahn kein Fehler unterläuft. Wenn so ein Brocken in den Bach fällt, könnte das sonst unangenehme Folgen haben.
Es kommt noch erschwerend hinzu, daß eben seit 1972 niemand mehr weiter als 200 408 Kilometer von der Erde weg gewesen ist. Wenn mich meine astronomischen Kenntnisse nicht täuschen, liegt der Asteroidengürtel hinter der Marsbahn. Insgesamt dürfte also eine Flasche Asteroidenwasser etwa so viel kosten wie der Etat der Vereinigten Staaten groß ist. Aber vielleicht interessiert sich Nestlé ja für dieses Geschäft. Interessant übrigens, daß Wasser in so einem Zusammenhang überhaupt als Rohstoffvorkommen erwähnt wird.
Auch von der Wiederbelebung der Concorde wird geredet in letzter Zeit.
Für einen globalen Nischenmarkt der Reichen und Superreichen soll der Aerion AS2 mit Mach 1,5 über den Pazifik donnern und dabei sechs Stunden schneller sein als jeder andere verfügbare Flieger des aktuellen 21. Jahrhunderts.
Wenn ich einer von diesen Superreichen wäre, hätte ich ja private Datenverbindungen rund um den Erball und würde nicht jahrelang auf einen bescheuerten Gulfstream-Jet warten wollen. Denn Daten reisen mit Lichtgeschwindigkeit. Kein Flugzeug kann jemals so schnell woanders sein wie mein Abbild, das durch ein Glasfaserkabel auf die andere Seite des Planeten reist. Notfalls auch mein holographisches Abbild. Der Energieaufwand dafür wäre jedenfalls um ein Vielfaches geringer. Außerdem sieht so ein Hologramm des Imperators einfach viel cooler aus, das wissen wir doch alle.
Auch woanders möchte man sich gerne zukunftsorientiert in die Luft erheben. Beim Traumprojekt eines Fliegers etwa, der mit Solarzellen bestückt und einem Wasserstoffantrieb über 800 Passaagiere befördern kann. Die wunderschöne Idee heißt „Progress Eagle“ und soll ab 2030 aus Kohlefaser, Aluminium, Titan und Keramik bestehen und fliegen können.
Besonders das letzte Projekt zeigt wunderbar die geistige Blindheit auf, mit der die Fortschrittsreligion uns geschlagen hat, jedenfalls die meisten von uns. Es beginnt damit, daß der Fortschritt hier schon fester Namensbestandteil ist.
Aber alleine die Werkstoffe, aus denen ein solcher Flieger bestehen soll, setzen in ihrer Entstehung eine Industriegesellschaft voraus, die keinerlei Sorgen mit Energieversorgung oder Ressourcenverfügbarkeit hat.
Kohlefaserverbundstoffe werden, wie beim Auto auch, unter Einsatz fossiler Brennstoffe hergestellt. Die großtechnische Produktion von Aluminium wurde erst möglich, als man auch entsprechend große Mengen an Elektrizität herstellen konnte. Nicht umsonst bekommt die deutsche Alu-Industrie permanent Ausnahmegenehmigungen vom EE-Gesetz in Deutschland. Und es ist auch kein Zufall, daß ausgerechnet das etwas abseits liegende Island die weltweite Aluminiumindustrie anzieht. Denn die speziellen Umweltbedingungen auf der Insel mit ihren massiven nutzbaren Vorkommen an geothermischer Energie sorgen für günstige und sichere Versorgung, die auch noch umweltfreundlich ist.
Auch Keramikwerkstoffe setzen eine hochentwickelte Fertigungsindustrie voraus, deren Lieferwege, genau wie bei allen anderen angeführten Stoffen, völlig abhängig sind vom weiteren Vorhandensein fossiler Energien in beliebig hoher Menge.
Offenbar hat all diesen Visonären niemand mitgeteilt, daß sich die Menge an verfügbarer Energie für die Menschheit bereits nach unten bewegt, nicht nach oben. Der Flieger für die Superreichen könnte eventuell tatsächlich einmal fliegen, schon weil dem reichsten einem Prozent der Erde kein Statussymbol zu dämlich ist.
Falls er eine Starterlaubnis bekommt, denn das war bei der Concorde eines der Probleme. Aufgrund der Konstruktion des Triebwerks war dieses Symbol des ultimativen Fortschritts wesentlich lauter als seine herkömmliche Konkurrenz. Denn bei einem normalen Strahltriebwerk wird heutzutage ein Strom kühlerer Luft um den heißen Abgasstrahl herumgeleitet, der einem Urlaubsflieger seine Geschwindigkeit verleiht. Das dämmt den Lärm.
Bei der Concorde waren die Triebwerke in den Tragflächen integriert, statt an Gondeln zu hängen, und hatten einen völlig anderen Querschnitt, wodurch die Schalldämmung aber unmöglich wurde. Als dann in den 70er Jahren die Energiekrise zuschlug und erste Lärmschutzgesetze in Kraft traten, war das kommerzielle Schicksal des Wunderfliegers besiegelt. Das die Concorde noch bis 2003 weiterflog, war reiner Starrsinn der Beteiligten. Außerdem hat irgend jemand vermutlich doch einen Weg gefunden, sich über Steuerabschreibungen oder so etwas persönlich an dem Ding zu bereichern.
Es ist auch kein Zufall, daß die am lautesten verkündeten Projekte der Fortschrittsreligion allesamt mit Raumfahrt und Luftfahrt zu tun haben. Denn diese Aktivitäten erfordern einen enormen Energieaufwand, benötigen also einen hohen Überschuß an Energie pro Kopf einer Gesellschaft. Genau hier macht sich der abnehmende Energiegehalt unserer Zivilisation also am schnellsten und am deutlichsten bemerkbar.
Trotz aller Wunderflieger wie eines Airbus A380 oder eines Dreamliner von Boeing steckt die weltweite Luftfahrtindustrie seit mehr als einem Jahrzehnt in der Dauerkrise. Etwa seit dem Zeitpunkt, an dem hier auf der Erde peak oil eingetreten ist, zumindest was das sogenannte „konventionelle Öl“ angeht.
Die Anzahl an Pleiten, Pech und Fusionen zum Überleben ist enorm. Dabei wird Kerosin üblicherweise nicht einmal besteuert in den meisten Industrieländern. Deshalb wehrt sich die Industrie auch so massiv dagegen, wenn jemand derartige Steuern einführen möchte, um das Klima zu schützen oder so. Gleichzeitig kämpfen sowohl Dreamliner als auch A380 seit ihrer Einführung in den Markt mit technischen Problemen.
Alle diese Dinge sind ein Symptom für das Gesetz des Abnehmenden Ertrags. Mit immer komplexer werdenden Systemen versuchen Entwicklungsingenieure, die Probleme zu lösen, die letztendlich nur auf den Naturgesetzen beruhen, die eben unsere Realität bestimmen. In einem Szenario abnehmender Verfügbarkeit von Energie müssen Flugzeuge mit immer weniger Sprit immer mehr Menschen transportieren. Also möchten natürlich die Wunschdenker in den Vorstandsetagen gerne Dinge realisiert haben, die auf Dauer nicht unter einen Hut passen.
Auch beim Militär, normalerweise mit Geld reichlich überschüttet, sieht es nicht besser aus. Das Projekt des von Lockheed gebauten „Joint Strike Fighter“ der USA, besser bekannt als F-35, hat sich in ein Milliardengrab verwandelt, für dessen Kosten man hier in Deutschland direkt noch fünf oder sechs weitere Hauptstadtflughäfen nicht fertigbauen könnte.
Der Alleskönnerflieger kann nach zig Jahren Entwicklung noch immer nicht besonders viel, fliegt am besten bei Neumond und Temperaturen zwischen 23,8 und 24 Grad Celsius, ist für seine Piloten lebensgefährlich und gilt selbst in den waffenbekloppten USA als extrem untauglich für seinen vorgesehenen Einsatzzweck. Die F-35 soll alles können, nachdem sich Militärflieger über mehrere Jahrzehnte in Gruppen gespalten haben, wie beispielsweise eben Abfangjäger oder so etwas wie eine A-10, das allseits berühmte „Warzenschwein“, die im militärischen Jargon unter „schwere Erdkampfunterstützung“ läuft.
Diese Differenzierung ist nicht grundlos eingetreten und läßt sich mit noch so viel Geld und Denkarbeit der Labornerds nicht rückgängig machen. Das Projekt zeigt wunderbar, wie sehr Wunschdenken die Realität nicht beeinflußt und zunehmende Komplexität irgendwann tödlich wird.
Was hingegen wunderbar funktioniert, sind digitale Entwicklungen wie Fitnessarmbänder. Kaum haben sich genug Menschen so ein Gadget angeschafft, interessieren sich andere Menschen für die damit gesammelten Daten. Die Krankenkasse beispielsweise.
Selbstverständlich wird die Kasse hier mit einem Rabattangebot locken, tatsächlich geschieht das bereits. Die logische Folge davon wird aber sein, daß eben irgendwann die Daten auch überwacht werden. Denn wenn sich der Kassenpatient nicht gemäß seines Rabattvertrages verhält, entfällt der Versicherungsschutz.
Auch sonst sehe ich wenig Vorteile für den Anwender. Wenn eßgestörte Menschen von ihrem Fitnessarmband gesagt bekommen, das sie wieder 100 Gramm abgenommen haben oder eben 100 Gramm zugenommen, reagieren die auf diese Information nicht zwingend geistig gesünder und sind davon nicht weniger gestreßt.
Wenn das Armband bei Schlafstörungen anzeigt, daß jemand massive Probleme mit seinem Tiefschlaf hat, verbessert das keinesfalls die Schlafqualität. Allenfalls ergibt sich ein Hinweis darauf, warum diese Person irgendwann eine Axtmörderin werden wird oder etwas in der Art.
Auch hier beruht die eher zweifelhafte Nützlichkeit dieser innovativen Superprodukte auf dem Vorhandensein einer ausgereiften Fertigungsindustrie, denn irgendwer muß die Sensoren, die in dem Armband sind, ja auch herstellen. Irgendwo ernten Maschinen in einem Bergwerk die Materialien, die hier verbaut werden. Keine dieser Maschinen hat einen Hamsterantrieb, da bin ich mir völlig sicher.
Für einen Moment war Mensch wirklich überzeugt, einen Anspruch auf die Sterne zu haben. Das Erwachen aus diesem Traum wird schmerzhaft sein.
Das Raumschiff, das niemals im All war und niemals dorthin fliegen wird, gefesselt auf diesem Schiff, dessen Dieselmotoren vor sich hin stampfen, kommt außer Sicht.
Nichts symbolisiert für mich den Abgesang auf unsere selbstverliebte technologische Zivilisation mehr als dieses Produkt genialer Geister, überschüssiger Energie und menschlicher Neugier und Tatkraft, das in Form einer Raumfähre im Dunst über dem Fluß verschwindet, sich meinen Augen langsam entzieht. Was hier vor mir den Fluß hinuntertuckert, ist das Ende eines Zeitalters.
In den kommenden Jahrzehnten wird unsere gesamte Zivilisation ebenso langsam dahinschwinden wie der Umriß dieses Raumfahrzeuges, das niemals seine Bestimmung erfüllen konnte.
Der Wunschtraum der ewigen Technologie wird zerfallen wie der Kollege dieses Shuttles beim Eintritt in die Atmosphäre, in unseren Köpfen verglühen und der nachfolgenden Generation als Erbschaft die Trümmer einer Zeit hinterlassen, die nach den Sternen greifen wollte und sich für einen Moment der wahnsinnigen Illusion hingab, sie könne diese tatsächlich erreichen. Für einen winzigen Augenblick unserer Geschichte waren wir überzeugt, Götter zu sein.
Das Beitragsbild ist von Wladimir Manyuhin. Den Künstler findet man beispielsweise hier.
Meine persönliche Lieblingstextstelle:
>>Wie sollten wir etwas nachbauen, von dem wir gar nicht wissen, was es ist?
Weder Intelligenz noch das viel geheimnisvollere Bewußtsein sind bisher grundlegend erforscht. […] Alleine die Idee, das ein menschliches Gehirn wie ein Computer funktioniert, … <> …denn wir werden niemals echte KI-Systeme bekommen auf unserem Planeten. <<
KI-Systeme haben mich bereits Anfang der 90er mehr als erschreckt, als ich für einen Ingenieur eine diesbezügliche Doktorarbeit tippen durfte…
Ansonsten fiel mir noch ein, dass die Raumfahrt- und Technologiebestrebungen sich ähnlich gestalten, wie wenn man den Dachboden luxuriös ausbaut, derweil das Keller-Fundament verrottet!
//Ironie on
Wir sind dann umgezogen … !
//off
Bleibt im Bezug auf die Erden(be)wohung die Frage: Aber wohin??
Danke, mal wieder 😉
Und Liebe Grüße
emris
Aber bitte. Keine Ursache. Empfehlen Sie uns weiter 😀
Bezüglich „Große Ankündigungen“ bin ich noch über einen Artikel gestolpert, den ich gerne nachreichen möchte: Why it’s time to go back to the moon
Ja, warum eigentlich? Antwort des Autors: Weil die Menschen das total aufregend fänden.
A mission to the Moon would help us get to the Red Planet, as well as provide an exciting short-term human mission that people can be excited about.
Na, wenn das kein Grund ist 😛
Ganz schön geschickt:
Wenn man nicht regelmäßig vorbeischaut, kriegt man gar nicht mit, ob auf einen Kommentar geantwortet wurde 😉
Ich habe einen „verrückten“ Onkel, der mir vor langem erklärte, dass die menschliche Besiedelung anderer Planeten nichts anderes sei, als Zellteilung im großen Stil (im Sinne von Mikro-/Makrokosmos).
Da dachte ich dann darüber nach, ob unsere Zellen sich wohl auch nur teilen, weil sie (an Information) überbevölkert sind und mehr Platz benötigen!? 😉
Dem link muss ich ein andernmal folgen … s´ist heute nicht drin 😉
Weiterempfehlen? Ständig! …sogar denen, die es nicht hören wollen 🙂
Gleiches Recht für alle. Wenn ich nicht regelmäßig vorbeischaue, sehe ich ja auch nicht, ob einer was komemnntiert hat 😀
Sehr gut. Besonders denen! 😉
Korrigierender Kommentar zu einer Winzigkeit:
Die Neurowissenschaft stellt sich keineswegs vor, dass das Gehirn wie ein Computer funktioniert. Da sie das Gehirn seit ein paar Jahrzehnten unter die Lupe nimmt, hat sie mitbekommen, dass selbst einfachste neuronale Strukturen ganz anders arbeiten als alles, was wir bisher in Silizium gebastelt haben. Vernetzung ist ein Stichwort, redundante Regelkreise, Mehrfachbelegungen, Plasitzität, und natürlich die unglaubliche Komplexität und Veränderlichkeit schon einer einzelnen Einheit im System, des Neurons. Ein relativ junger Zweig der Neurowissenschaft, die Computational Neuroscience (einen guten deutschen Begriff gibt’s nicht mal dafür ;-D), bemüht sich umgekehrt eher darum, im Computer so etwas wie Netzwerke und Lernfähigkeit analog einem biologischen Gehirn zu entwickeln. Das ist nach jeder Selbstaussage des Fachs noch Lichtjahre von eigentlicher KI entfernt. Also nur keine Sorge! Spannend ist es aber sehr, was da passiert.
Lektüre-Empfehlung:
„Mars“-Trilogie von Kim Stanley Robinson („Red Mars“, „Green Mars“, „Blue Mars“). Ganz sicher keine Utopie, aber auch keine Dystopie, sondern eher ein an größtmöglicher Realitätsnähe interessierter „Was wäre wenn?“-Versuch. Was wäre, wenn die Menschheit eine auf Dauer angelegte Marsmission verschicken würde? Wie könnte, wie würde sich eine Gesellschaft dort etablieren – technologisch, soziologisch, wirtschaftlich, religiös? Wie würde sie mit der zunehmend kaputteren und im Niedergang befindlichen Erdgesellschaft interagieren?
Spannend, nah an den (vielschichtigen) Charakteren, allerdings mit gelegentlich doch recht länglichen Passagen, durch die man sich manchmal etwas durchackern muss. Insgesamt extrem anregende Lektüre!
Steht im Original in meinem Regal 😉
Gelesen, versteht sich. Ist gerade auf deutsch rausgekommen, habe ich gesehen.
Und ist – wie ich finde – ein perfekter Beweis für die Religion des Fortschritts. Wie alleine die Erdsysteme die hypermalthusianische Phase überstehen sollten, die Robinson da beschreibt. Auch beim Terraforming an sich geht nicht wirklich was schief in dem Sinne. Man hat alles immer unter Kontrolle.
Trotzdem ein gutes Werk, das stimmt.
Was den Hirncomputer / das Computergehirn angeht:
The empty brain